In Teil 1 unseres Beitrags rund um energiesparende Häuser hatten wir am vergangenen Freitag Tipps zu KfW-Effizienzhäusern für Bauherren gegeben. Heute geht es um das Passivhaus und das Aktivhaus. Was verbirgt sich dahinter?

Inhaltsverzeichnis: Effizienzhäuser, Passivhäuser und Aktivhäuser

Teil 1 (erschienen am Freitag, 6. Dezember 2014): Effizienzhäuser

Heute in Teil 2: Passivhaus und Aktivhaus

Das Passivhaus: Kaum noch heizen

Einen Schritt weiter als Effizienzhäuser gehen Passivhäuser. In der Anforderung an die Energieeffizienz des Neubaus leistet ein Passivhaus noch mehr. Dieses ist ein Konzept für energiesparende Gebäude und wurde von Wolfgang Feist entwickelt. Es steht allen offen, die Ideen hinter dem Konzept zu nutzen und / oder sie weiterentwickeln möchten.

Der Wärmebedarf eines Passivhauses ist so gering, dass man nur noch bei extremen Temperaturen im Winter eine Heizung benötigt. Für die meiste Zeit der Heizperiode reichen interne Wärmegewinne aus, um das Haus angenehm warm zu halten.

Energetische Kenngrößen beim Passivhaus

Als Vergleich können wir wieder das Auto heran ziehen. Der Heizölbedarf eines Passivhauses liegt bei 1,5 Liter pro Quadratmeter Wohnfläche und Jahr. Ein 1,5 Liter Haus klingt doch schon beeindruckend. Da sind die Heizkosten dann schon fast vernachlässigbar.

Eine weitere Kenngröße beim Passivhaus ist der Primärenergiebedarf. Der spezifische Primärenergieeinsatz eines Passivhauses beträgt maximal 120 kWh/m²a und beinhaltet neben dem Heizwärmebedarf, die Warmwasserbereitung und den gesamten Haushaltsstrom. Er wird, ebenso wie der Heizwärmebedarf (max. 15 kWh/m²a), nach einem eigenen Rechenverfahren ermittelt. Die Architekten und Fachplaner verwenden dazu das Passivhaus-Projektierungs-Paket PHPP.

Das Passivhaus spart damit im Vergleich zu einem Standard-Neubau 75% der Heizwärme ein. Diese große Einsparung wird erreicht durch eine sehr gut lückenlos gedämmte Gebäudehülle. Dadurch bleibt die Wärme im Gebäude und die interne Wärme kann besser genutzt werden.

Schiestlhaus, Hochschwab, 2.154 m ü. A., Marie Rezac 2004/05 – erstes hochalpines Passivhaus. Foto: Wikipedia, Michael Schmid, Lizenz CC BY-SA 3.0 CC BY-SA 3.0

Schiestlhaus, Hochschwab, 2.154 m ü. A., Marie Rezac 2004/05 – erstes hochalpines Passivhaus. Foto: Wikipedia, Michael Schmid, Lizenz CC BY-SA 3.0 CC BY-SA 3.0

Komfortgewinn als Argument für Passivhaus

Für den Komfort im Passivhaus sorgen die relativ hohen Oberflächen-Temperaturen der Außenbauteile, da diese nur noch geringe Wärmeverluste haben. Hinzu kommt eine sehr effektive Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Diese kümmert sich um konstant frische Luft ohne Zugerscheinungen und bei geringen Wärmeverlusten.

Durch den Einbau einer kleineren Heizung oder durch den Verzicht auf eine herkömmliche Heizung kann ein großer Teil der Mehrkosten im Passivhaus wieder aufgefangen werden. Passivhäuser werden auch von der KfW gefördert. Sie entsprechen ungefähr dem Effizienzhaus 55 oder Effizienzhaus 40.

Nächster Schritt in den Gebäude-Standards ist das Plusenergiehaus oder Aktivhaus

Das Konzept des Passivhauses gibt es schon ungefähr zwanzig Jahre. Noch recht neu sind hingegen die Ideen, die hinter dem Plusenergiehaus oder dem Aktivhaus stehen. Bei diesen Haustypen wird über das Jahr betrachtet mehr Energie erzeugt, als im Haus verbraucht wird. Es gibt bereits verschiedene Beispiele, die meisten davon setzen auf eine Energieerzeugung mit einer großen Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und einer Speicherung in einer Batterie. Es gibt aber auch Beispiele für die Nutzung von thermischer Solarenergie und Speicherung der Wärme in einem großen Tank.

Fast alle der bisher gebauten Plusenergie- oder Aktivhäuser sind noch Prototypen und Forschungsobjekte. Durch die notwendige Speicherung entstehen erhebliche Mehrkosten und nicht alle Häuser konnten bisher ihr Ziel erreichen. Der Energieverbrauch war in der Praxis häufig höher als geplant, so dass die Bilanz negativ ausgefallen ist oder nur knapp im Plus lag.

Immer einen unabhängigen Energieberater in die Planung einbeziehen

Egal für welchen Baustandard man sich entscheidet, die Auswahl an Möglichkeiten ist riesengroß. Neben einer Vielzahl an Heizungsarten kommt heute noch die eigene Stromerzeugung über eine Photovoltaik-Anlage hinzu, evtl. in Verbindung mit einem Batterie-Speicher. Die Entscheidung für den energetischen Standard des eigenen Hauses wird für Bauherren mit jeder neuen Technologie schwieriger.

Damit man bei diesen schwierigen Entscheidungen, die viel Geld kosten, sich nicht auf Marketing-Aussagen verlassen muss, empfiehlt es sich einen unabhängigen Energieberater zu Rate zu ziehen. Dieser kann die Angebote auf dem Markt beurteilen und helfen den passenden Standard zu finden.

Der Energieberater kann beurteilen, ob das geplante Haus förderfähig ist und hilft, die Fördermittel zu beantragen. Energieberater können auch die Planung und die Baumaßnahmen unabhängig prüfen. Die Kosten der Beratung, Planung und Baubegleitung sind Bestandteil der Förderung durch die KfW.

Ein KfW-Effizienzhaus ist für viele Bauherren heute die erste Wahl für den Bau ihres Eigenheimes. Dieses schützt vor steigenden Heizkosten und bietet angenehmen Wohnkomfort in Verbindung mit gesicherter Qualität in der Planung und Ausführung.

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