Das hätte ich mir wirklich lauter vorgestellt. Beim Bohren von Granit denkt man ja eher an schrille und laute Bohrgeräusche, wie man sie von zu Hause kennt. Wenn zum Beispiel eine Betonwand mit einem Loch versehen wird, um die Aufhängung des Gartenschlauchs an der Garage zu befestigen. Das ist laut.
Aber hier in Herrischried ist es deutlich leiser, als sich der blaue Spezialbohrer durch verschiedene Erdschichten bis auf rund 130 Meter Tiefe durchfrisst. Natürlich sind Bohrgeräusche zu hören, aber man kann sich trotzdem noch gut unterhalten und den Ausführungen von Martin Thyssen von der Bohrfirma Morath zuhören. Er erläutert den rund 30 bis 40 Interessierten, die zur Schaubohrung gekommen sind, was gerade konkret gemacht wird.
Doch warum überhaupt eine Schaubohrung? Und was wird gezeigt?
Also der Reihe nach. Im Moment saniert Energiedienst den Betriebsstützpunkt Herrischried energetisch. Die Energieeffizienz ist neben dem Ausbau der Energie-Erzeugung aus erneuerbaren Quellen die zweite wichtige Säule der Energiewende. Jede Kilowattstunde, die nicht verbraucht wird, muss erst gar nicht erzeugt werden.
Über 80 Prozent des Energieverbrauchs einer Immobilie gehen für Wärme, also Heizung und Warmwasser, drauf. Das ist eine Menge. Hier gibt es viel Potenzial, Energie zu sparen.
Bei den alten Liegenschaften von Energiedienst ist das nicht anders. Als ökologisches Unternehmen möchten wir mit gutem Beispiel vorangehen, etwas für den Klimaschutz tun und zeigen, dass sich Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz auch rechnen. Deswegen sanieren wir nach und nach die älteren Stützpunkte. Nun ist Herrischried an der Reihe.
Durch verschiedene bauliche Maßnahmen soll der Energieverbrauch des Gebäudes aus den 50er Jahren deutlich reduziert werden. Ziel ist, ihn um rund 50 Prozent zu senken. Vor der Sanierung wurden rund 380 Kilowattstunden pro Quadratmeter jährlich verbraucht. Nach der Sanierung werden es voraussichtlich nur noch 150 Kilowattstunden sein. Das sind übrigens rund 30 Prozent weniger, als die aktuelle Energieeinsparverordnung bei der Sanierung gewerblicher Immobilen vorschreibt.
Das Gebäude erhält eine Volldämmung, neue Fenster, neue Tore und ein neues Dach, auf das zusätzlich noch eine Photovoltaik-Anlage montiert wird. Aber Herzstück der Sanierung ist die neue Heizungsanlage.
Mit einer Wärmepumpe, die im alten Heizungskeller aufgestellt wird, wird künftig die Umweltwärme genutzt, um die beiden Gebäude zu beheizen. Sie ist nicht nur klimafreundlicher, sondern auch deutlich effizienter als die alte Ölheizung. Und nebenbei bemerkt, mussten wir nicht einmal die Heizkörper in den Räumen austauschen.
Die Umweltwärme gewinnt die Wärmepumpe aus dem Erdreich. Und deshalb steht die große blaue Spezialmaschine im Hof des Stützpunkts und bohrt. Insgesamt vier Löcher, die einen Durchmesser einer CD haben, aber fast 140 Meter tief sind. In jedes Bohrloch wird eine Erdsonde eingefügt, die mit der Wärmepumpe verbunden ist und so Wärme aus dem Boden weiterleitet.
Wie viel 140 Meter sind, wird mir erst bewusst, als die drei Mitarbeiter der Bohrfirma minutenlang das Bohrgestänge in Teilen aus dem Bohrloch ziehen. Das hört überhaupt nicht auf. Und es dauert eine kleine Ewigkeit, bis die Bohrkrone wieder das Tageslicht erblickt. Mindestens genauso lange dauert es, bis anschließend die Erdsonde herabgelassen wird. Vier Schläuche sind mit der Sonde verbunden, die später die Wärme leiten sollen.
Zusätzlich kommen noch zwei weitere Schläuche mit ins Bohrloch. Durch sie gelangt Spezialzement in die Tiefe, der das Bohrloch verpressen soll und verhindert, dass Luft zurückbleibt, denn die würde die Wärmeübertragung verschlechtern. Das sieht nach harter Arbeit aus. Aber die Jungs von der Bohrfirma machen das routiniert und eingespielt.

Zäher und klebriger Spezialzement wird angerührt. Er verpresst das Bohrloch und verhindert, dass Luft zurückbleibt.
Faszinierend, wie nach und nach die Schläuche von den Schlauchtrommeln abgerollt werden und im Erdreich verschwinden. Das scheinen übrigens auch die Besucher und Gäste so zu sehen, die sich lange und interessiert die Arbeiten rund um die Schaubohrung ansehen. Vielleicht hat es aber damit zu tun, dass es immer Spaß macht, anderen bei der Arbeit zuzusehen. Zumindest ich ertappe mich bei dem Gedanken.
Viele Fragen werden nebenbei beantwortet: Welche Gesteinsschichten sind in welcher Tiefe? Wo verlaufen Wasserlinien? Wie lange dauert das Bohren?
Die Gäste nutzen die Gelegenheit aber auch, um sich über Wärmepumpen an sich zu informieren. Jörg Bleile aus unserem Bereich Wärme- und Energielösungen erklärt zusammen mit Christian Hug, von Waterkotte, der Herstellerfirma der 30 kW-Pumpe, die nun im Keller des Stützpunkts steht, die Funktionsweise dieser Technik, und klärt über Vor- und Nachteile auf.
Abgeschlossen werden die Baumaßnahmen in Herrischried im Oktober, wenn eine öffentlich zugängliche Ladesäule für Elektrofahrzeuge installiert wird. Und die Fahrzeuge, die dann dort tanken, sind garantiert ohne Geräusche.

Alexander Lennemann, Leiter Unternehmenskommunikation: „Ich bin verantwortlich für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Das ist wirklich spannend und super abwechslungsreich. Jeder Tag ist anders und selten verlaufen Tage so, wie sie geplant waren.“
Ich habe neulich einen Vergleich zwischen Wärmepumpen und anderen Heizmethoden gesehen und war überrascht, wie gut sie abschneidet! Es sollte viel mehr Leute auf diese Heizmethode umsteigen, zumal die Installation auch deutlich weniger invasiv ist als gedacht. Und selbst der CO2-Fußabdruck ist vergleichsweise gering.
Unglaublich, dass man so einfach, die Wärme und Energie aus dem Erdboden nutzen sinnvoll kann! Diese Sonde ist ziemlich groß. Würde solch eine Sonde auch in einem Privathaushalt zum Einsatz kommen?
Ich war auch erstaunt darüber, dass die Bohrungen unseres Dorfes für unsere Wärmepumpen nicht so schrill und laut waren. Da war sogar der Zuschnitt unserer Terrassensteine lauter. Ich finde die Nutzung der Erdwärme besonders nachhaltig und umweltschonend. Vielen Dank für Ihren Beitrag!
Für mein neues Haus möchte ich Wärmepumpen installieren lassen. Ich habe gehört, dass eine solche Heizung viele Vorteile mit sich bringt. Gut zu wissen, dass die Löcher fast 140m tief sind. Das wusste ich nicht! Interessanter Beitrag, hat mir einen guten Überblick über das Thema angeboten. Danke!
Ich finde es gut, dass für diese Gebäude eine Wärmepumpe installiert wurde. Selber überlegen wir dies auch. Wie viel Zeit beansprucht die Installation?
Hallo Ferdinand,
die Anlage ist relativ groß: Die thermische Leistung der Wärmepumpe beträgt 36 Kilowatt und sie beheizt ca. 860 m² im Gebäude. Die vier 137 Meter tiefen Bohrungen führte die Baufirma in zwei Etappen durch, die jeweils drei bzw. zwei Tage dauerten. Die Soleleitungen zum Verteiler bei der Wärmepumpe zu verlegen und das Straßenabschnitt zu teeren, benötigte ca. fünf Tage. Die Wärmepumpe einzubauen sowie in Betrieb zunehmen, dauerte ca. drei Tage und die Elektroinstallation war in zwei Tagen erledigt.
Für ein Einfamilienhaus dauert der Einbau einer Wärmepumpe ungefähr ein bis zwei Wochen.
Viele Grüße
Ingrid
Gut zu wissen, dass über 80 % des Energieverbrauchs einer Immobilie für Wärme gehen. Das ist viel! Ich überlege mir seit einiger Zeit eine Wärmepumpe und informiere mich daher über das Thema. Ich wusste nicht, dass die Bohrungen einen Durchmesser einer CD haben. Interessant. Danke für den Beitrag, sehr informativ!
Hallo, wie lange bzw. wieviele Tage dauert die 100 Meter Tiefenbohrung für Erdwärme durchschnittlich?
Hallo Martin,
bei dem Projekt in Herrischried führte die Baufirma die vier 137 Meter tiefen Bohrungen in zwei Etappen durch. Insgesamt dauerten die Bohrungen fünf Tage.
Viele Grüße
Ingrid