Die Angelfreunde Wiesental planen, die Forelle in ihrer Ursprungsform im Fluss Wiese zu fördern. Grundlage sind die Forellen aus den Bächen der Schwarzwaldregion „Belchen“.

Die Bachforelle ist der Fisch, der in den Gebirgsbächen des Schwarzwalds am häufigsten vorkommt. In ihrer Ursprungsform ist sie in der Wiese jedoch nicht mehr häufig zu finden.
Das will Günter Waßmer zusammen mit seinen Vereinskollegen der Angelfreunde Wiesental e.V. ändern.

Waßmer erklärt, warum die ursprüngliche Bachforelle in der Wiese nicht mehr häufig zu finden ist: „In der Vergangenheit wurden in der Region zu viele nicht heimische Forellenarten in die Wiese eingesetzt.“ Diese wurden mutmaßlich von Züchtern außerhalb der Region gekauft und dann für den Angelsport in der Wiese ausgesetzt.
Dem Verschwinden der ursprünglichen Bachforelle wollen er und seine Vereinskollegen in einem auf mehrere Jahre angelegten Projekt entgegenwirken.

 

Ursprungsform am Belchen

Hoffnungsträger sind die Bachforellen in den Bächen des Belchens, die nicht so zugänglich sind wie die Wiese. „Da diese Bäche nicht bewirtschaftet wurden, sind die dortigen Exemplare der Bachforelle noch sehr nah an ihrer Ursprungsform, der autochthonen Bachforelle“, sagt Waßmer. Über ein Nachzucht-Projekt soll der Bestand der Belchen-Forellen aufgebaut werden, damit sie den Fluss Wiese stärken.

 

Wie werden die Fische gefangen?

Durch die elektrische Abfischung wird selektiv ein Teil geschlechtsfähiger Bachforellen abgefischt. „Wir gehen dabei nahe ans Quellgebiet, wo wir relativ sicher sind, dass keine Forellen besetzt wurden“. Mittels einer genetischen Untersuchung wird geprüft, ob es sich auch um einen Urforellenstamm handelt.

 

Fischer fischt mit einem Kescher an einem kleinen Gebirgsbach.

Nachdem die Fische mit dem Elektrogerät angezogen wurden, kann man sie mit dem Kescher einfangen.

 

Das Elektrofischen ist eine Fischfang-Methode, bei der ein Gerät mit elektrischem Strom die Fische in der nahen Fluss- oder Bachumgebung anzieht. So können sie leichter gefangen werden – besonders geschickt im unwegsamen Gelände. Bei korrekter Anwendung ist diese Methode für die Fische sehr schonend, da sie keine Verletzungen erhalten.

 

Eine Bachforelle liegt in einem Fischernetz.

Bei den gefangenen Forellen wird überprüft, ob sie geschlechtsreif sind.

 

Allerdings muss man zur Bedienung eine spezielle Prüfung als Elektrofischer vorweisen. Am besten funktioniert die Arbeit im Team: ein Elektrofischer, ein Assistent, der mit dem Gerät hilft, ein Helfer mit Kescher, zwei Personen, die für den Transport der Fische zuständig sind, und eine, die die gefangenen Fische dokumentiert.

 

Wie funktioniert die Forellenzucht?

Nach dem Abfischen werden die Weibchen (Fachbegriff: Rogner) ständig auf ihre Laichbereitschaft geprüft. In der Zuchtanlage von Günter Waßmer werden die Eier der Weibchen von der Milch der Männchen befruchtet. Die Eier (Rogen) werden von Hand mit leichtem Druck auf die Bauchfläche der Forelle gewonnen. Die Eier werden mit dem Sperma (Milch) der männlichen Fische besamt, die ebenfalls von Hand abgestreift werden. Zum Abschluss der Befruchtung werden die Eier gespült und in den Fischbrutschrank eingesetzt.
Die Brutzeit dauert circa drei Monate, wobei verschiedene Umweltfaktoren wie die Wassertemperatur den Zeitraum stark verlängern oder verkürzen können. Eine arbeitsintensive Phase, denn täglich müssen die Eier gesichtet, aussortiert und gereinigt werden, um Krankheiten und Verpilzungen vorzubeugen.

 

Die Fische schlüpfen

Nach dem Schlupf aus dem Ei sind die Fische im Dottersackstadium. Sie leben etwa die ersten 20 Tage ihres Lebens vom Inhalt des Dottersacks. Der Dottersack ist so etwas wie Proviant von Mutter Natur für die Dottersackbrut. Ist der Dottersack aufgebraucht, wird die fressfähige Brut in ein Langstrombecken umgesetzt und mit speziellem Brutfutter angefüttert. Die Fütterung der kleinen Fische ist sehr aufwendig, da nur geringste Mengen eingebracht werden können.

 

Viele Forellen im Dottersackstadium.

Forellen im Dottersackstadium

 

„Turnusgemäß, werden diese in Augenschein genommen um zu sehen, ob und wie unsere Brütlinge sich entwickeln“. Die 80 Tage von der Befruchtung, dem Dottersackstadium und den ersten Tagen als fressfähige Jungfische sind die aufwendigsten der Nachzucht. Denn stets besteht das Risiko, dass durch Umwelteinflüsse wie zum Beispiel Starkregen das Wasser belastet wird. Dies kann die Kiemen der Jungfische verstopfen und wiederum zu erheblichen Verlusten führen.

 

Mann lädt Fische aus einem Kescher in einen Behälter, der auf dem Anhänger eines Autos steht.

Die Fische sind bereit für den Transport.

Zurück in den Fluss

Sind die Fische groß genug, werden sie gezählt und in den Transportbehälter eingefüllt. Kein Problem für die kleinen Forellen: „Der Transportbehälter wird permanent belüftet, so dass die Fische ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden“, erklärt Waßmer. Im Vergleich zum bisherigen Prozess ist der „Besatz“ der einfachste. Die Forellen werden schonend an verschiedenen Stellen der Wiesenzuflüsse eingesetzt – in der Hoffnung, dass möglichst viele überleben und zu geschlechtsreifen Fischen heranwachsen, die sich später selbst vermehren.

 

Zwei Personen mit einem Eimer setzen gezüchtete Bachforellen in einem Gebirgsbach aus.

Die nachgezüchteten Bachforellen werden in ihr angestammtes Flusssystem in die Freiheit
entlassen.

 

Warum werden die Forellen gezüchtet, anstatt sich natürlich zu vermehren?
Dennoch ist die Zucht die beste Möglichkeit, die ursprüngliche Bachforelle wieder für die freie Wildbahn zu stärken. In der Natur gehen ein Großteil der Eier und viele junge Forellen durch Fressfeinde, Fische und Vögel sowie durch Umwelteinflüsse wie Hochwasser verloren. In der Zucht hingegen kann ein viel größerer Teil des Laichs zu Bachforellen heranwachsen. Ohne Zucht wären es derzeit kaum möglich, den Fortbestand der Urbachforellen von allein zu schaffen.
„Unser Ziel ist, dass die Ursprungsform der Bachforelle Salmo trutta sich in einigen Jahren wieder selbst in der Wiese reproduzieren kann“, wünscht sich Günter Waßmer.

 

Wie kann ich helfen?

Die Angelfreunde Wiesental erbringen alle Arbeitskraft für das Projekt ehrenamtlich und kostenfrei im Rahmen ihrer Vereinstätigkeit. Dennoch kommen für die Geräte, Verbrauchsmaterialien, Untersuchungen und Genehmigungen
Kosten von rund 21.000 Euro zusammen. Wer das Umwelt- und Naturschutz-Projekt unterstützen möchte, hilft mit einer Spende an das Vereinskonto der Angelfreunde. Eine Spendenbestätigung stellen die Angelfreunde ab einer Spende in Höhe von 50 Euro gerne aus.

 

Bankverbindung der Angelfreunde: Sparkasse Wiesental IBAN: DE93 6835 1557 0003 2487 54 BIC: SOLADES1SFH Kennwort: Spende Bachforellen-Projekt „Belchen“

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