Shared Mobility als Lösung für weniger Verkehr, saubere Luft und flexible Mobilität? Das sind die Ansprüche von heute, die uns über bessere Lösungen für die Zukunft nachdenken lassen. Doch welche Entwicklungen sind so vielversprechend, dass sie es in die Praxis schaffen?
Auf den Individualverkehr können wir sicher nie ganz verzichten. Doch muss jeder, der sich durch die überfüllten Straßen quält und Stunden im Stadtstau verbringt, allein im eigenen Auto sitzen? Gibt es bald zufriedenstellende, echte Alternativen?
Ich selbst möchte mich jederzeit flexibel fortbewegen können. Meine Mobilität möchte ich nicht durch starre Fahrpläne oder lange Laufwege zu einem Verkehrsmittel einengen lassen. Doch ist das eigene Auto die einzige Lösung? Bestimmt nicht, wenn wir offen sind für Kombinationen aus Individualverkehr, Carsharing, öffentlichen Verkehrsmitteln und an weiteren Möglichkeiten.
Was bringt die Zukunft in Sachen Shared Mobility?
Flexible und individuelle Mobilität kann auch attraktiv durch eine Art „Shuttle Sharing“ sein. Dabei meine ich nicht die pompösen Shuttles, die die Stars zum roten Teppich bringen. Das Shuttle, das ich meine, hat keine festen Abfahrtszeiten und Routen wie ein Bus oder Schienenfahrzeug. Es ist dann da, wenn man es braucht. Es fährt einen dahin, wo man hin möchte – und verhindert, dass man noch viele Meter oder gar Kilometer Fußmarsch auf sich nehmen muss. Das klingt zunächst nach einer Taxi-Lösung. Das ist jedoch nicht der Fall. Denn zukünftig werden wir anders befördert, wenn wir uns im Shared-Mobility-Nahverkehr bewegen.
Der Lösungsansatz „CUbE“ für die zukünftige Shared Mobility
Eine runde Sache könnte der CubE werden – die Abkürzung von „CubE“ bedeutet „Continental Urban Mobility Experience“. Wobei das erste Wort „Continental“ sich nicht auf den Kontinent bezieht, sondern den Konzern meint. „Conti“, so wird das Unternehmen gern liebevoll abgekürzt, hat auf dem eigenen Firmengelände in Frankfurt am Main ein Testprojekt mit dem CubE gestartet.
Was steckt hinter dem Projekt CUbE?
Der CUbE sieht einem Mini-Bus sehr ähnlich. Er ist knapp zwei Meter breit und vier Meter lang. Im Innenraum können sich maximal 12 Personen aufhalten, wovon sechs Leute Platz nehmen können. Wenn man den CUbE rundherum betrachtet, dann sucht man vergeblich nach einem Führerhäuschen oder einem Fahrerplatz. Hier liegt der spannende Unterschied! Weil der CUbE vorn wie hinten identisch aussieht, kann er sogar in beide Richtungen fahren, ein Rückwärts oder Vorwärts gibt es nicht. Theoretisch ist also der Wendekreis völlig zu vernachlässigen, denn ein CUbE wendet nicht.
Es steigt kein Fahrer ein, wenn der CUbE seine Runden auf dem Werksgelände dreht. Es gibt ausschließlich Passagiere, und die bestimmen, wo es lang geht. Man kann den CUbE nämlich per Smartphone App rufen, wenn man ihn braucht. Er kommt dann völlig autonom und elektrisch daher. Die Türen öffnen sich wie von Geisterhand und man steigt ein. Ich habe es ausprobiert und mich davon überzeugt, wie es sich anfühlt. Meine Eindrücke der Testfahrt als Passagier gibt es im spontan gedrehten Handyvideo.
Welche Technik nutzt der CUbE?
Das rein elektrische Fahrzeug in Mini-Bus-Optik nutzt alle Systeme, die wir aus autonom fahrenden Autos schon kennen. Kamera, Laser, GPS und Radar. Der CUbE muss ja jederzeit genauestens wissen, wo er gerade herumfährt. Das hochgenaue GPS – schon deutlich besser als im Smartphone – reicht da jedoch nicht aus, es unterstützt nur grob. Continental arbeitet mit innovativen Algorithmen. Es kommt das zentrale Steuergerät ADCU (Assisted & Automated Driving Control Unit) zum Einsatz. Dieses vergleicht das aktuelle Echo der Radarsensoren mit dem bekannten Radarecho aus einer Echo-Karte. Durch den permanenten Abgleich der Daten kann das Fahrzeug seine Position präzise erkennen. Ein weiteres Element der Eigenortung hat Continental mit Funksendern am Streckenrand realisiert. Das schafft zusätzliche Sicherheit, weil das Fahrzeug sich daran zusätzlich mittels Messpunkten (Längenmessung) orientieren kann.
Natürlich ist parallel zur Selbstortung „Wo bin ich?“ die Einschätzung der Umgebung nötig. Dabei sind nicht nur bekannte Gebäude, Landmarken oder kartographierte Straßen Orientierungspunkte. Denn auch andere spontan auftretende Hindernisse und selbstverständlich andere Fahrzeuge werden erkannt. Eine Baustelle mit anderer Streckenführung stellt also keine besondere Herausforderung dar. Die LiDAR (laserbasierten Sensoren) von Continental werden mittelfristig ein Teil der Sensorplattform sein, um das autonom fahrende Robo-Groß-Taxi sicher durch das Verkehrsgetümmel zu leiten.
Im Straßenverkehr „spricht“ der CUbE sogar und „hört zu“
Die „Vehicle to X-Communication“ ist beim CUbE Standard. Wenn die Ampel am Straßenrand mit ihm Daten austauschen möchte, hört er zu. Ebenso sendet er Informationen, wenn andere Fahrzeuge oder „Things“ ihm zuhören oder ihn anfragen. Somit steht der CUbE bereit für Car-2-Car-Communication, doch die meisten unserer heutigen Autos haben da (noch) „keinen Kopf“ für.
Wie schnell ist der CUbE und welche Reichweite ist möglich?
Angepasst an den Verkehr in der Stadt reizt er die erlaubte zulässige Höchstgeschwindigkeit nicht aus. Das muss er auch gar nicht. Er fährt bis maximal 40 km/h, was völlig ausreichend erscheint. Die meiste Zeit bewegt man sich in vielen Städten mit nur durchschnittlich circa 20 km/h durch den Verkehr. Als „Reichweite“ gibt es keine Kilometerangabe, sondern die Einsatz-Dauer. 14 Stunden hält der Elektro-Mini-Bus durch, dann muss er wieder aufgeladen werden. Da kein Fahrer so lange ununterbrochen fahren dürfte, macht ein Einsatz als autonom fahrendes Fahrzeug dann auch Sinn.
Einsatzmöglichkeiten des CUbE
Natürlich kann man den CUbE auch wie ein herkömmliches öffentliches Verkehrsmittel einsetzen. Vorgegebene Strecken mit Haltestellen, wie eine Bahn, nur ohne Schienen. Alternativ könnte man auf einige Haltepunkte verzichten, in dem nur dort gehalten wird, wo jemand den Halteknopf gedrückt hat oder einsteigen möchte. Die dritte Option finde ich nach wie vor am spannendsten: „On Demand“.
Der Shared Mobility On-Demand-Modus: Mittels einer App steuern die Passagiere Strecke und Haltepunkte des CUbE. Selbstverständlich müsste man einen Radius festlegen, in dem dieses möglich ist, doch sind damit aufwendig eingerichtete Haltestellen Geschichte. Man wird dahin gefahren, wohin man möchte. Der zukünftige Betreiber des CUbE bestimmt, wie Leistung, Preis und weitere Modalitäten konfiguriert werden.
Würden Sie in einem elektrischen autonom fahrendem Mini-Bus mitfahren? Ich habe es ausprobiert und kann die Frage beantworten: Ja, ich würde den CUbE nutzen, wenn er im „On-Demand-Modus“ per App rufbar wäre und mir Zeit und Wege in der Stadt erspart. Es hat einen Moment gedauert, bis ich mich daran gewöhnt habe, dass kein Fahrer da ist. Aber nach einiger Zeit und genauester Beobachtung des Fahrverhaltens habe ich das gewisse Vertrauen fassen können, um mich autonom chauffieren zu lassen.

Nicole Y. Jodeleit ist Gastautorin im Energiedienst-Blog. Sie ist Freiberuflerin (Beratung und Kommunikation) sowie Bloggerin auf https://Auto-Diva.de, sie fährt am liebsten E-Auto und interessiert sich für technische Innovationen und Zukunftstechnologien.
WOW! Es wird wirklich stark weiterentwickelt, finde ich toll so etwas.
Erst neulich habe ich einen Artikel gelesen von: Elektrobusse mit Batterie als Alternative zum Diesel? – E-Mobilität – Blog
Zum Thema Elektrobus. Aber hier ist die Entwicklung schon ein wenig weiter. Toll!