Wie man aus Restwasser Energie gewinnen kann – und zwar nicht wenig –, das zeigen die jüngsten Investitionsprojekte am Wasserkraftwerk Wyhlen. Dort erzeugen zukünftig zwei kleine Dotierturbinen Ökostrom für rund 300 Haushalte.
Doch genauer: Das Rheinkraftwerk Wyhlen ist Teil des Zwillingskraftwerkes Augst-Wyhlen und ist bereits vor über 100 Jahren in Betrieb genommen worden. Verbunden werden die beiden Kraftwerke durch ein gemeinsam bewirtschaftetes Stauwehr.
Zum Wasserkraftwerk Wyhlen gehören auch zwei Fischaufstiegsanlagen. Diese Aufstiegshilfen ermöglichen den Fischen und anderen Lebewesen die natürliche Wanderung flussaufwärts über das Wehr hinweg. Der Fischlift im Wehrbereich wurde bereits 2005 installiert. Fische werden in einem separaten Behälter wie in einem Aufzug befördert.
Der Beckenpass beim Maschinenhaus stammt von 2008. Hier reihen sich in naturnaher Bauweise kleine Becken aneinander, die durch schmale Schlitze verbunden sind. Die Fische können so ungehindert durch die Becken schwimmen.
Ganz so einfach ist es für die Fische mit Lift und Pass dann aber doch nicht. Denn die Fische müssen zunächst einmal den Einstieg in die Aufstiegshilfen finden. Dafür benötigen sie die Lockströmung. Das ist das Wasser, das aus den Fischaufstiegsanlagen hinausfließt. Die Fische nehmen die Strömung wahr und folgen ihr. Sie wandern also von Natur aus gegen die Fließrichtung des Wassers. Die Kraft der Lockströmung wird bisher nicht energetisch genutzt. Das wird sich nun ändern.
Durch den Einbau von zwei kleinen Dotierturbinen beim Fischlift und beim Beckenpass im Kraftwerk Wyhlen schöpft Energiedienst die bereitstehende Öko-Energie aus dem turbulenten Wasser voll aus. Das Dotierwasser fließt 365 Tage im Jahr fast immer in der gleichen Menge. Aus dieser Wasserkraft wird zukünftig ganzjährig Strom für rund 300 Haushalte erzeugt. Mit jährlich rund 1 Million Kilowattstunden Strom sind die beiden Dotierturbinen selbst kleine Wasserkraftwerke.
Die Dotierturbinen sind sogenannte Kaplan-Turbinen. Erfunden hat diese Art von Turbinen der österreichische Ingenieur Viktor Kaplan. Die Kaplan-Turbine hat ein Laufrad, das wie eine Schiffsschraube aussieht. Die Flügel der Turbine sind verstellbar. So kann die Turbine an unterschiedliche Durchflussmengen angepasst werden. Eingebaut werden die Kaplan-Turbinen meist vertikal, sodass das Wasser von oben nach unten strömt.
Im Wasserkraftwerk Rheinfelden gewinnt bereits seit seiner Inbetriebnahme 2011 einer Dotierturbine aus dem fließenden Wasser, das zur Bewässerung des Gwilds dient, Strom. Das Gwild ist der Naturraum aus Fels, Stein und Stromschnellen und liegt unterhalb des Kraftwerkes Rheinfelden.
Im Kraftwerk Ryburg-Schwörstadt ist seit 2014 eine Dotierturbine in Betrieb, mit der aus dem Wasser für die Lockströmung des Fischaufstiegs Strom erzeugt wird.

Dr. Laura Gerber-Wieland ist Gastautorin im Energiedienst-Blog. Sie ist Co-Geschäftsführerin der Kolibri Kommunikationsagentur.