Ehrlich, mir ging es nicht anders als vielen anderen Menschen, die mit der Anschaffung eines Elektroautos liebäugeln. Ich lebe in der Schweiz und lege im Jahr rund 30.000 Kilometer auf meinem Weg zur Arbeit und für Geschäftsfahrten zurück. Klappt das überhaupt mit einem E-Auto? Bleibe ich irgendwann liegen, weil die Batterie „keinen Saft“ mehr hat und sich die nächste Ladesäule Kilometer entfernt befindet? Wie fährt sich so ein Elektroauto überhaupt und darf ich es mit meinem „Diesel“ vergleichen?
Fragen über Fragen. So startete mein Test: Zwei Wochen geräuschlos und ohne stinkende Auspuffgase unterwegs. Mein treuer Partner: der ZOE von Renault. Die Werbung verspricht: 100 Prozent alltagstauglich. Was zu beweisen wäre…
Schlüssel nicht für die Hosentasche
Um es gleich zu sagen: Der ZOE ist ein tolles Auto! Tolle Beschleunigung, gute Straßenlage. Der Schlüssel in Kartenform gefällt mir nicht so und passt nicht so recht in die Hosentasche… Ist aber sicherlich in der Handtasche gut zu finden…
Wirklich gut funktioniert die Anzeige der erwarteten Restkilometer… Auch bei meinem Arbeitsweg über die Staffelegg , dem kleinen Pass im Schweizer Aargau, passt es, manchmal sind sogar noch weitere Kilometer machbar.
Bei der Ausstattung vergebe ich einige Minuspunkte: Die Freisprecheinrichtung erwies sich als unbrauchbar, die Klimaanlage „pustet“ im automatischen Modus eher schwach. Bei 30°C und wenn das Fahrzeug in der Sonne stand, musste ich kurz manuell nachsteuern. Aber dann ging’s.
Der Touchscreen hat eine gute Führung, aber relativ langsame Reaktionszeiten, und die Radioempfangsqualität ohne Digitalradio ist eher unterdurchschnittlich. Gelegenheit, selbst zu singen!
Batterie „tankt“ unterschiedlich auf
Kommt das Fahrzeug an die Ladesäule, dann gibt der ZOE ziemlich genau an, wie lange der Aufladevorgang dauern wird. Ladung über den Schuko-Stecker zu Hause erscheint mir wegen der Belastung der Steckdose in der Hausinstallation und der langen Ladezeit nicht realistisch.
An vielen öffentlichen Standorten mit 2,3 kW dauert das ebenso alles zu lange. Mit der neuen Energiedienst-Ladesäule mit 22 kW erfolgt die Ladung in einer Stunde von 20 Prozent auf 100 Prozent. So was wäre dann auch zu Hause wünschenswert.
Rückfahrt manchmal in Gefahr
Bei den Ladesäulen habe ich schon ab und an „kalte Füße“ bekommen: Das Netz mit 22 kW in der Schweiz ist ungenügend, Ladesäulen oft außer Betrieb (Cham, Zug), was ab und an meine Rückfahrt gefährdete.
Die meisten Parkhäuser haben bei den Ladesäulen inzwischen Typ 2 Stecker, aber mit einer Leistung von nur 2,3 kW, was „ungenügend“ bedeutet.
Viele Renault-Händler in der Schweiz bieten Ladesäulen mit 22 kW an, jedoch nur mit einer Kundenkarte (wird scheinbar Schweizer Kunden geschenkt). Die Freigabe übers Handy hat bei mir nie funktioniert und auch das Callcenter war überfordert.
Ladesäulen sind leider oft nicht „barrierefrei“, das heißt mit Schlüssel oder Karte für einen geschlossenen Benutzerkreis oder auf Voranmeldung.
In der badischen Ecke konnte ich auf die „neuen“ Säulen mit 22 kW zurückgreifen. Selbst eine Tour in den Hochschwarzwald war dann ohne größere Probleme möglich.
Die Rückgewinnung bei Fahrten bergab ist übrigens beeindruckend. Hoffnung kommt auf für alle „Elektro‘s“, dass Energiedienst bis Ende 2014 rund 50 Ladesäulen installieren wird, an denen mit Kreditkarten bezahlt werden kann.
Alles in allem: Ein Bijou, fünf Plätze, handlich, dynamisch, umweltfreundlich, ein Meilenstein im Bereich von E-Autos und ehrlich gesagt 140 km reichen, denn für mehr ist man in der Regel mit den öffentlichen Verkehrsmittel schneller.

Christian Bersier ist Leiter Innovation und Neue Geschäftsfelder bei Energiedienst und begeisterter Elektromobilist.
Sehr guter und interessanter Bericht! Dieses Auto gefällt mir auch schon länger. Unter diesen Aspekten werde ich mir noch genauer überlegen, ob das nächste Privatauto ein E-Auto ist!
Als Zweitauto ist ein E-Mobil vermutlich klasse. Viele Alltagsfahrten lassen sich sicherlich damit bewältigen. Ein Manko ist aber der Preis.
Als einziges /Familien-)Auto braucht es auch gute Lösungen für weite Strecken und Platzangebot. die sehe ich noch nicht. Das Ladevolumen der aktuellen Modelle ist eher spärlich und alle ein bis zwei Stunden eine Zwangspause zum Stromnachladen wird kaum jemand in Kauf nehmen.
Danke für den tollen Bericht!
Hallo,
Ich bin Zoe Besitzer und es macht einfach spass.
Ich habe ein paar Zoe test videos erstellt.
https://www.youtube.com/channel/UCEsGywIEK0ZxVD6t7sTILoA
Gibt es beim energiedienst die Möglichkeit eine Nachttarif zu bekommen?
Oder gibt es ein „elektro-auto“ Tarif?
mfg
Hallo olivier dsm,
Da wir zu einer vollumfänglichen Schwachlast- Produktberatung genauere Angaben benötigen, wäre es super wenn Sie sich an unseren Kundenservice wenden. Dies kann entweder per Telefon 07623 92-1200 oder per Mail kundenservice@energiedienst.de erfolgen.
Einen „elektro-Auto“-Tarif gibt es leider nicht – diese Idee habe ich intern an den zuständigen Kollegen weitergegeben. Danke für die Anregung.
Bei weiteren Fragen können Sie sich jederzeit an uns wenden.
Viele Grüße aus Rheinfelden
Sarah Born
-Kundenservice-
Alles klar.
Sie können mir gern kontaktieren sobald eine E-auto tarif gäbe.
Danke.
„Rückfahrt manchmal in Gefahr“
Das trifft es ziemlich gut, habe gerade eine Fahrt in der „badischen Ecke“ hinter mir, und mußte leider feststellen , daß „In der badischen Ecke konnte ich auf die „neuen“ Säulen mit 22 kW zurückgreifen“ nicht mehr so einfach ist, da viele durch „my-e-car“ Fahrzeuge blockiert sind. :(
22-kW-Tankstellen durch my-e-car belegt
Hallo Zoefahrer,
die 22-kW-Säulen haben zwei Anschlüsse mit je 22 kW. Mit den my-e-car belegen wir maximal die rechte Seite bei der Stromtankstelle. Somit steht links immer noch einer der Allgemeinheit zur Verfügung. Habe selber einen ZOE und bin in der Ecke öfter unterwegs, hatte eigentlich immer einen freien Platz gefunden.
Ärgerlich ist halt, wenn dann dort doch mal ein „Stinker“ parkt
http://www.my-e-car.de