Die E-Scooter kommen. Sind sie Gefahr oder Zukunft der Mobilität? Helmpflicht, Radweg und Haftpflichtversicherung – was Fahrer wissen müssen.

Sie sind hip, sie sind schick: Die E-Scooter-Welle rollt auf Deutschland zu. Am 17. Mai hat der Bundesrat den Weg für die elektrisch unterstützten Tretroller in Deutschland geebnet. Die Verleiher stehen parat, denn das Sharing-Geschäft verspricht gute Renditen. Auch die Hersteller freuen sich auf eine Marktöffnung, die großes Wachstum prophezeit. Alleine in München sollen schon bald bis zu 10.000 Elektroroller unterwegs sein.

 

E-Scooter-Fahrer

Die E-Scooter sind bereits in vielen Städten unterwegs. © Fxquadro

 

E-Scooter: Für die einen sind sie nichts weiter als ein Spielzeug für Junggebliebene, für die anderen nicht weniger als die Zukunft der Mobilität. Die Wahrheit dürfte irgendwo dazwischen liegen. Flink, wendig und geräuschlos schicken sie sich an, Lücken bei der Mobilität zu schließen. Für viele Nutzer könnten sie der Einstieg in die Elektromobilität werden. Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmern sind aber vorprogrammiert, das zeigt ein Blick nach Frankreich oder in die USA.

 

Klare Regeln für E-Scooter

Während in vielen anderen Ländern die Elektroroller bereits seit gut einem Jahr zum Straßenbild gehören, hat sich nun auch die deutsche Politik auf den Weg gemacht. Der Bundesrat hat der Regierungsverordnung zur Zulassung von E-Scootern im Straßenverkehr zugestimmt – allerdings hat er klare Regeln vorgegeben.

 

Recht

Ohne Regeln geht es nicht. © sdecoret

 

Elektrische Tretroller mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 20 km/h dürfen künftig im Straßenverkehr fahren, aber nicht auf Gehwegen und in Fußgängerzonen. E-Scooter-Piloten sollen die Radwege benutzen. Gibt es solche nicht, dann bleibt nur die Straße.

Die Fahrer müssen das 14. Lebensjahr vollendet haben, damit orientiert sich der Bundesrat an der Empfehlung des 50. Verkehrsgerichtstages, dass Pedelecs für die Benutzung durch Kinder unter 14 Jahren nicht geeignet sind. Es gelten dieselben Parkvorschriften wie für Fahrräder.

 

Mindestalter und Haftpflichtversicherung

Zudem ist eine Haftpflichtversicherung für das Gefährt erforderlich. Die Versicherung schließt man für ein Jahr ab und klebt zum Nachweis eine Versicherungsplakette auf. Es gibt keine Helmplicht und es wird kein Moped-Führerschein benötigt.

Die Roller müssen allerdings bremsen können und eine Beleuchtungsanlage haben. Zugelassen werden nur E-Scooter mit einer Typengenehmigung. Erteilt wird diese Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) vom Kraftfahrtbundesamt.

 

Radweg

Wenn die E-Scooter kommen, wird es eng auf manchen Radwegen. © Kara

 

Setzt die Bundesregierung die Änderungen um, kann die Verordnung, die den Umgang mit Elektrokleinstfahrzeugen regelt, in Kraft treten. Dann könnte es auf den Radwegen eng werden. Klare Regeln sind unerlässlich, wie das Beispiel Frankreich zeigt. Dort werden jetzt die E-Scooter von den Gehwegen verbannt. Bei Zuwiderhandlung droht eine Strafe von 135 Euro.

 

E-Scooter Wildwuchs in Paris

Besonders in Paris stöhnen die Einwohner über die Elektroroller, vor allem über die Miet-Roller, die einfach überall abgestellt werden, teils mitten auf der Fahrbahn oder auf dem Gehweg. Auch dieses Vergehen soll künftig mit 35 Euro geahndet werden. Rund 15.000 E-Scooter flitzen derzeit durch die französische Hauptstadt und bis zum Jahresende könnten es bereits 40.000 sein. Auch in Peru wurden die Roller nach einem schweren Unfall auf Gehwegen und in Fußgängerzonen verboten.

 

Kopfverletzungen

Viele Unfälle mit E-Scootern enden mit schweren Kopfverletzungen. © Patryssia

 

Unfallchirurgen warnen schon länger vor einem hohen Verletzungsrisiko bei der Nutzung der Elektroroller, denn insbesondere die kleinen Räder können schnell zur großen Gefahr werden. Eine Studie der University of California in Los Angeles belegt, dass die meisten Unfälle „Alleinunfälle“ sind, bei denen die Fahrer die Kontrolle über ihr Gefährt verlieren. Die Hälfte aller Unfälle endet überdies mit teils schweren Kopfverletzungen, sagt eine Studie des Centers for Disease Control and Prevention (CDC).

 

Sind Elektroroller umweltfreundlich?

Das Fahren mit dem E-Scooter macht Spaß, der Antrieb ist schadstofffrei und die kleinen Flitzer sind auf kurzen Strecken eine echte Alternative zum Auto. Mal eben vom Büro zur S-Bahn-Station fahren oder als Tourist die Stadt erkunden, Einsatzmöglichkeiten gibt es viele. Doch wie ist die Umweltbilanz der Elektroroller?

Diese Frage lässt sich nicht so einfach beantworten. Werden Autofahrten ersetzt, ist das sicher positiv für die Umwelt. Wurden die Strecken – etwa der berühmte letzte Kilometer – bislang allerdings zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt, sieht die Sache schon ganz anders aus. Die Herstellung der Roller und hier insbesondere der Akkus belastet die Umwelt, daher wird die Lebensdauer der Fahrzeuge zum entscheidenden Faktor.

Insbesondere mit der Haltbarkeit der Leihroller ist es aber nicht zum Besten bestellt. Glaubt man einer Studie des US-Newsletters Oversharing, beträgt die durchschnittliche Lebensdauer eines Leihrollers derzeit nur rund 28 Tage.

 

Nicht nur Fahrräder sondern auch E-Scooter werden zunehmend gezielt zerstört.

Nicht nur Fahrräder sondern auch E-Scooter werden zunehmend gezielt zerstört. © VanderWolf Images

 

Schlechte Qualität und vor allem Vandalismus bescheren den Rollern häufig ein rasches Ende. In den USA sind ausrangierte E-Scooter inzwischen zu einem echten Ärgernis geworden. Man findet sie überall, in Grünanlagen, Flüssen und Seen. Instagram-Accounts wie pdxscootermess verdeutlichen das Problem. Bleibt zu hoffen, dass Rücknahme- und Recycling-Richtlinien dies in Deutschland verhindern.

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