Ein Effizienzhaus – was ist das? Wer heute neu bauen möchte und dabei auf den Energieverbrauch und eine umweltfreundliche Heizung achten möchte, der steht vor einer Vielzahl an Fragen und komplizierten Fachbegriffen.

Fest steht: Dies ist kein Effizienzhaus. (Foto: pixabay / public domain)
Wir möchten mit diesem zweiteiligen Beitrag Licht in das weite Feld des energiesparenden Bauens bringen.
Teil 1: Effizienzhäusern
- Bedeutung einzelner Bauteile
- Die Energieeinsparverordnung (EnEV)
- Änderungen in der EnEV seit Mai 2014
- Energieeffizienzhäuser
- Unterschiedliche Wege zum KfW-Effizienzhaus
Teil 2: Passivhaus und Aktivhaus
- Das Passivhaus: Kaum noch heizen
- Energetische Kenngrößen beim Passivhaus
- Komfortgewinn beim Passivhaus
- Das Aktivhaus / Plusenergiehaus
- Die Rolle des Energieberaters
Die Angebote der Bauträger, Fertighaushersteller oder auch die Fragen des Architekten können für die Bauherren sehr verwirrend sein. Aber es sind dennoch ein paar wichtige Entscheidungen zu treffen.
Was bedeuten die einzelnen energetischen Gebäude-Standards und die Angaben zum Energieverbrauch? Das klingt doch alles recht kompliziert.
Schließlich gehören das Zusammenspiel vieler unterschiedlicher Bauteile und die Heizung zu einem energieeffizienten Haus. Alleine da gibt es viele, viele Möglichkeiten, energiesparend zu bauen. Und dann kommt noch das Verhalten der Nutzer dazu, das entscheidend sein kann, wie viel Energie später wirklich gebraucht wird und hinzu gekauft werden muss.
Wie soll man sich da für einen Standard oder Haustyp entscheiden?
Aussagen über einzelne Bauteile helfen den Bauherrn nicht weiter
Fangen wir an mit einzelnen Bauteilen. Es gibt Angebote von Bauträgern oder Fertighausherstellern, die mit dem Kennwert einzelner Bauteile werben. Da wird der U-Wert, das ist der Wärmedurchgangskoeffizient, für einzelne Bauteile angegeben. Dieser Wert beschreibt, wie viel Wärme durch einen Quadratmeter Fläche der Wand, des Fensters oder des Dachs verloren geht.
Das ist für die Bauherren jedoch nicht hilfreich. Denn es gibt viele verschiedene Bauteile. Und letztlich ist das Zusammenspiel entscheidend für den Verbrauch, in Verbindung mit der Heizung und dem Nutzer.
Aussagen über den später zu erwartenden Heizenergie-Verbrauch kann man mit diesen Werten nicht treffen. Beim Auto kann man auch nicht von dem Rollwiderstand der Reifen auf den Benzinverbrauch schließen.
Mindeststandard für Energieeffizienz von Gebäuden wird bestimmt durch die Energieeinsparverordnung (EnEV)
Die Mindestanforderungen an den energetischen Standard von Gebäuden werden in der Energieeinsparverordnung (EnEV) geregelt. Darin gehen die einzelnen Bauteile ein mit ihrem Wärmeverlust, der Lüftungswärmeverlust und die internen Wärmegewinne. Auch die Effizienz der geplanten Heizungsanlage geht in die Berechnung mit ein.

Ungedämmte Außenwand (Foto: Wikipedia, Lutz Weidner)
Als Ergebnis erhält man einen Primärenergiebedarf je Quadratmeter Nutzfläche und Jahr. Mit diesem Wert kann man einzelne Gebäude mit unterschiedlichen Ausführungen und Ausstattungen gut vergleichen. Der Endenergiebedarf ist hingegen noch abhängig vom Energieträger.
Beim Auto kennt jeder den Verbrauch, aber beim Haus?
Als Analogie zum Auto, Stichwort 3-Liter Auto, kann man den Energiebedarf durch den Faktor zehn teilen und erhält somit zum Beispiel ein 5 Liter-Haus. Dieser Faktor ist der Energieinhalt von Heizöl. Wichtig ist dabei jedoch zu unterscheiden, ob sich die Angabe auf den Primärenergie- oder den Endenergiebedarf bezieht.
Änderungen in der EnEV seit Mai 2014
Die aktuell gültige Fassung der Energieeinsparverordnung gilt seit dem 1. Mai 2014. Ab dem 1. Januar 2016 werden die Anforderungen an den Primärenergiebedarf um 25% erhöht. Das heißt, dass der errechnete Wert dann um mindestens 25% unter dem heute zulässigen Wert liegen muss.
Mit der neuen Fassung der Energieeinsparverordnung vom Mai 2014 wurden auf dem Energieausweis, der für jedes Haus erstellt wird, Energieeffizienzklassen eingeführt. Diese Klassen von A+ (sehr gut) bis H (sehr schlecht) kennt man bereits von den Haushaltsgeräten und erleichtern dem Käufer die Orientierung.
Weitergehende Effizienz-Standards im KfW-Effizienzhaus
Wer über die Mindestanforderung hinausgehen möchte, der kann sich am besten an den Stufen des KfW Effizienzhaus orientieren. Die KfW bietet attraktive Förderungen in Form von zinsgünstigen Krediten und einem Tilgungszuschuss. Je geringer der Energiebedarf des Gebäudes ist, umso besser ist die Förderung.
Das KfW-Effizienzhaus gibt es für Neubauten in den Standards 70, 55 und 40. Das heißt, dass der Energiebedarf in diesen Gebäude nur noch 70, 55 oder 40 Prozent eines Gebäudes nach der Energieeinsparverordnung beträgt. 100 würde lediglich eine Übereinstimmung mit den Anforderungen der Energieeinsparverordnung bedeuten.
Das KfW-Effizienzhaus 70 hat dann einen Jahresprimärenergiebedarf von 70 Prozent der Anforderung in der EnEV. Entsprechend liegt das KfW-Effizienzhaus 55 bei 55% der Anforderungen der EnEV und das KfW-Effizienzhaus 40 nur noch bei 40% des Primärenergiebedarfs der EnEV.
Unterschiedliche Wege zum KfW-Effizienzhaus
Um diese effizienteren Gebäude-Standards zu erreichen, gibt es unterschiedliche Wege. Man kann den Wärmeverlust des Gebäudes verringern über eine bessere Dämmung der Außenwand oder des Daches, bzw. bessere Fenster einbauen, oder man verbessert die Effizienz der Heizungsanlage.
Da der Primärenergiebedarf ausschlaggebend ist, sind Heizungen auf Basis von erneuerbaren Energien von Vorteil. Hierzu gehören beispielsweise thermische Solaranlagen, Holzpellet-Heizungen oder Wärmepumpen.
Den Weg zum KfW-Effizienzhaus muss man immer im Einzelfall in der Praxis finden. Je nach Höhe der Mehrkosten wird man sich für eine Verringerung der Wärmeverluste über die Gebäudehülle oder für eine andere Heizung entscheiden. Häufig ist es eine Kombination aus diesen Maßnahmen.

Andreas Kühl betreibt seit 2000 die Website http://www.energynet.de, seit dem Herbst 2006 als Blog. Der Diplom-Ingenieur (FH) für Bauphysik hat zuvor eine Ausbildung zum Elektromechaniker absolviert.
Immer wieder treffe ich auf die Begriffe Passivhaus und auch Effizienzhaus, wobei ich mich immer fragen muss, ob die Begriffe dieselbe Bedeutung aufweisen. Steht Beispielsweise beim Effizienzhaus die Auswahl der richtigen Heizsysteme im Vordergrund und beim Passivhaus ist die Heizung irrelevant aber die Dämmmaterialien ausschlaggebend?! Gerade wenn man im Bereich der Solar Technik aktiv ist, sollte man als Ottonormalverbraucher davon ausgehen, dass so eine Bescheid weiss. Aber wie soll ein Ottonormalverbraucher denn die EneV geschweige denn die Begrifflichkeiten verstehen?! Eine Aufklärung wäre nötig.
Eigentlich wollte ich etwas Licht in diese Begriffe bringen. Zunächst einmal wird das Effizienzhaus vor allem im Zusammenhang mit der Förderung durch die KfW verwendet. Das Passivhaus wird durch ein privatwirtschaftliches Institut definiert und entsprechend zertifiziert. Es sind also zwei voneinander unabhängige Gebäude-Standards. Wer ein Passivhaus bauen möchte, wird meistens auch die Förderung der KfW für ein Effizienzhaus 40 in Anspruch nehmen. Die Zertifizierung des Passivhaus-Institutes ist nur ein weitergehender Schritt für die Bestätigung, dass es sich wirklich um ein Passivhaus handelt.
Die Grundlagen für die Bauweise unterscheiden sich aber nicht wesentlich: Minimierter Energiebedarf durch gut gedämmte und luftdichte Gebäudehülle und kleine Restheizung mit effizienter Lüftung.
Die EnEV stellt in erster Linie die Grundlage für die Mindestanforderung an Neubauten nach definierten Rechenregeln dar – unter Einbeziehung der Gebäudehülle und der Haustechnik.