Mit einem Tesla steht man immer unter Strom! So – oder so ähnlich – könnte man das Foto oben interpretieren. Auf dem Bild sieht man Manfred Hillinger mit seinem Tesla Roadster. Er ist ein echter E-Auto-Enthusiast der ersten Stunde. Er steht auf richtige Elektromobilität mit erneuerbaren Energien. Ich habe ihm ein paar Fragen zum Thema gestellt.

Warum bist du so Feuer und Flamme für E-Autos?

Manfred Hillinger: Im Frühjahr 2010 hab ich die Planung einer Photovoltaikanlage auf unserem Hausdach in Angriff genommen. Dabei kam mir gleich der Gedanke dazu, auf Elektromobilität umzusteigen. Doch welches E-Auto sollte ich nehmen? Mein täglicher Bedarf von knapp über 100 Kilometern Wegstrecke sollte abgedeckt sein. Nach umfangreicher Suche bin ich bei Teslamotors gelandet.

Geil! Da kommt so ein kleines Startup und stampft einfach mal so einen elektrischen Sportwagen – mit mehr als passablen Leistungswerten – aus dem Boden. Ich war beeindruckt. Spontan habe ich beim einzigen Tesla-Vertreter in Österreich angerufen und eine Probefahrt vereinbart. Zugegeben: Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nicht die Absicht, das Elektrogerät auch tatsächlich zu kaufen. Aber nach der Probefahrt ging mir das Ganze nicht mehr aus dem Kopf. Und gut eineinhalb Jahre später, im Sommer 2011, ist es dann soweit: Ich bin stolzer Besitzer eines Tesla Roadster.

Nach welchen Kriterien hast du dein Fahrzeug ausgewählt?

Manfred Hillinger: Wie gesagt, ich habe mir 2010 alles Mögliche, das es damals schon gab, angesehen. Mitsubishi iMieV, Peugeot Ion, und Citroën C-Zero waren die einzigen E-Autos – zu einem (damals) happigen Preis mit wenig Leistung. Mit den damals verfügbaren E-Autos „von der Stange“ konnte ich also wenig anfangen. Daneben gab es eine eigene E-Auto-Welt: Viele Bastler und Enthusiasten, die sich ihre Lösung selbst gebaut haben. Die erste e-mobile Welle begann ja in den 90er Jahren. Es waren meistens Bastellösungen. Das wollte ich nicht, denn Bastler oder Elektrotechniker bin ich nicht.

E-Auto Tesla RoadsterAusprobieren ist alles: Nach meiner ersten Tesla-Probefahrt war es einfach um mich geschehen. Im zweiten Schritt überzeugte ich meine Frau von der ausgefallenen Farbe „VeryOrange“. Die Bestellung ging raus! Der Tesla Roadster hat zwei Sitze, eine wunderschöne Karosse, ein Hammer-Drehmoment. Und wir konnten damit problemlos unseren Alltag bewältigen. Einziger Nachteil: Wenn Kinder da sind, hat man zu wenig Platz Aber das ist wohl bei jedem Sportwagen schwierig.

Man muss schon ein wenig Enthusiast sein, um den Tesla Roadster zu fahren. Weniger wegen der enormen Power, die man unterm Hintern hat. Es war damals und ist heute zwar überhaupt kein Problem, an Strom zu kommen, aber der Roadster ist kein Plug-and-Play-Auto wie die heutigen aktuellen Modelle. Man schleppt meist alle möglichen Adapter mit und man muss sich die Stromquelle immer gut ansehen, bevor man an den normalen Steckdosen von Schuko bis Drehstrom ansteckt. Das ist mit den – mittlerweile sehr gut ausgebauten – öffentlichen Lademöglichkeiten ja schon viel einfacher geworden.

Würdest du E-Mobility heutzutage schon jedem empfehlen?

Manfred Hillinger: Jein, ich meine das so: Grundsätzlich erstmal „Ja“. Jeder, der individuelle Mobilität mit Auto oder Motorrad benötigt, sollte diese elektrisch bewältigen. 90% des täglichen Streckenbedarfs kann mit der verfügbaren Reichweite der heutigen Fahrzeuge schon erledigt werden. Manche Berufstätige haben höhere Kilometerleistungen zu absolvieren. Auch dafür wird es bald mehr Angebote geben als das Tesla Model S, bei dem meist der hohe Preis angemeckert wird.

Würden die am Kauf Interessierten eine reale TCO-Rechnung anstellen, wäre das Thema vom Tisch. Ein E-Auto rechnet sich. Im städtischen Bereich ist das hohe Verkehrsaufkommen durch das Autofahren ein großes Problem. Hier sollten die Nutzung von ÖPNV, Carsharing und Rad oder aber „die guten, altbewährten Füße“ im Vordergrund stehen und nicht wieder die eigene – dann elektrische – Karre, die oft mehr steht als fährt.

Du schreibst ja auch im Web über das Thema. Wo und warum?

Manfred Hillinger: Seit 2012 schreibe ich auf teslafahren.at meine Gedanken und Erlebnisberichte zur Elektromobilität auf. Ich wollte einfach meine Erfahrungen teilen und allen, die es interessiert, zugänglich machen. Angefangen hab ich damit schon kurz bevor der Roadster geliefert wurde. Über die ganzen Elektromobilitäts-Events und E-Auto-Rallyes zu schreiben war immer eine gute Quelle und Inspiration.

In der letzten Zeit leidet der Blog etwas an mangelnder Aktualität. Das liegt daran, dass ich derzeit mit zwei kleinen Jungs gut beschäftigt bin. Neben meinem sehr arbeitsreichen IT-Job bleibt momentan wenig Zeit dafür. Mir ist einfach wichtig, den Jungs ein guter Vater zu sein und sie mit den wirklich wichtigen Dingen im Leben vertraut zu machen.

Du fährst auch die eine oder andere Rallye mit. Wie viele Tausende Kilometer waren das insgesamt?

E-Auto-Rallye mit dem TeslaManfred Hillinger: Wow! Gute Frage, wieviele Kilometer ich schon auf E-Auto-Rallyes war. Ich habe das nie nachgerechnet. Ich bin mehrmals Louis Palmers Wavetrophy quer durch Europa gefahren. Die Eco-Dolomites, E-Rallye Silvretta und viele weitere kleine Events in Österreich. Wenn ich alles zusammenrechne, war ich sicherlich mehrere Monate auf Achse und über 50.000 km im Namen der Elektromobilität unterwegs. Es war nicht immer nur Spaß, auch anstrengend und manchmal stellte ich mir die Frage, warum ich das überhaupt mache.

Dann treffe ich wieder auf Menschen, die voller Begeisterung für das Thema sind oder auf Skeptiker, die nach einer Fahrt mit dem Roadster lachend und “bekehrt” aussteigen. Oder ich treffe auf Kinder und Jugendliche, die mir mit glänzenden Augen von Teslamotors-Details erzählen, von denen ich selbst nicht mal was weiß. Ich treffe Menschen nach langer Zeit wieder, die mir erzählen, dass sie nach einer Testfahrt mit mir den Entschluss zum Umstieg auf Elektromobilität gefasst haben. Es ist einfach toll, wenn man etwas bewegen kann und auch sieht, dass sich etwas bewegt.

E-Mobility in Deutschland, Österreich und der Schweiz: Gibt’s da Unterschiede?

Manfred Hillinger: Dazu muss man wissen: Ich lebe etwas außerhalb von Wien in Österreich. Das Stadtleben ist nicht unbedingt meines, ich liebe es etwas grüner und ruhiger um mich. Auf den diversen Rallyes, vor allem auf jenen gemeinsam mit Solarpionier Louis Palmer, hab ich in den letzten Jahren mehr von Europa gesehen als in den 40 Jahren davor. Dabei hab ich sehr viele Menschen kennen gelernt, die mir Mut und Zuversicht gegeben haben, dass wir das mit der Elektromobilität hinbekommen.

Wenn ich die drei Länder und Erfahrungen direkt vergleiche, dann denke ich, ist die Schweiz in ihrer Einstellung zur Elektromobilität am nächsten dran. In Deutschland wird das Thema meiner Meinung nach sehr stark beeinflusst durch die großen Energieunternehmen und die leider etwas unbewegliche Automobilindustrie. Bei uns „im Ösiland“ gibt es immer noch viele Skeptiker und die typische Haltung “Warum ich? Sollen doch die anderen…” Aber es bewegt sich etwas. Der Point-of-no-return ist generell in Europa längst überschritten. Da hilft auch ein penetranter Lobbyismus der Altvorderenindustrie nicht mehr. Das wirkt maximal noch etwas verzögernd.

Du wolltest mal eine E-Auto-Vermietung hochziehen. Was wurde daraus?

Manfred Hillinger bei einer E-Auto Rallye im Tesla RoadsterManfred Hillinger: Da spreche ich aus eigener Erfahrung. Es war eine Idee zu einem Zeitpunkt, an dem dachte, dass die Vermietung des Tesla Roadsters eine gute Ergänzung wäre. Eine Ergänzung zu den Events und Rallyes. Um noch mehr Menschen mit dem Thema in Berührung zu bringen. Leider war der Markt dafür dann doch zu klein, nicht bereit dafür oder ich einfach zu naiv. Aber wenn man es nicht versucht, kann man es nicht wissen und hängt dann ewig der Idee nach. Ich hatte einige Vermietungen, aber schlussendlich fehlte es einfach an der Kostendeckung. Also stellte ich das Projekt wieder ein.

Wie man aber an den florierenden und teils erfolgreichen Tesla-Model-S-Vermietungen sehen kann, lag es wohl an dem speziellen Modell Roadster. Die Sportwagenvermietung ist ein hartes Pflaster – ganz besonders, wenn es elektrisch sein soll. Der Roadster wird einfach von vielen Leuten auch noch nicht als “vollwertiger” Sportwagen gesehen.

Gibt es sowas wie den typischen Tesla-Fahrer?

Manfred Hillinger: Meistens sind es Unternehmer und technikaffine Leute aus den Branchen Elektrotechnik, Maschinenbau oder IT. Aber das ist meine subjektive Wahrnehmung. Schließlich haben wir auch im Tesla Club Austria Mitglieder aus anderen Branchen, unterschiedlichen Altersgruppen und Berufen. Gemeinsam mit einem weiteren Roadsterfahrer habe ich 2013 den Club aus der Taufe gehoben. Mittlerweile haben wir an die 150 Mitglieder. Mit regelmäßigen Treffen und öffentlichen Veranstaltungen wollen wir den Erfahrungsaustausch, die Elektromobilität an sich und natürlich die Marke Tesla unter die Leute bringen. Außerdem sind die klassischen Autofahrerclubs nicht gerade bemüht um die etwas anderen Anforderungen von E-Fahrern, daher versuchen wir das abzudecken. Zum Beispiel haben wir einen Versicherungspartner gewonnen, der uns die Fahrzeuge der Mitglieder zu besonderen Konditionen versichert.

Was wir sonst noch machen und wofür wir stehen, findet man auf unserem Onlineauftritt unter www.teslaclub.at

E-Mobility schön und gut, aber eine Probefahrt mit dem Verbrenner Lotus Elise, wie wäre das?

Manfred Hillinger: Die Lotus Elise ist zwar die Basis zur Entwicklung des Tesla Roadster gewesen, aber nach kurzem Nachdenken: Nein, Danke. Das müsste ich dann doch ablehnen. Generell gibt es für mich keinen Grund mehr, einen Verbrenner zu fahren, sei es auch ein noch so geiler Sportwagen. Design ist Geschmackssache – ein Ferrari, Lamborghini, Bugatti oder einer der Klassiker von früher ist wunderschön anzusehen, aber fahren würde ich diese nur mit entsprechender elektrischer Motorisierung. Ein Gutschein für ein Ferrariwochenende wäre daher nicht die beste Geschenksidee für meinen 50. Geburtstag. Oder der Gutschein müsste so lange gültig sein, bis Ferrari endlich elektrische Sportwagen baut.

Was macht Manfred Hillinger beruflich?

Tesla Roadster Manfred HillingerManfred Hillinger: Ich bin in der Stahlhauptstadt Österreichs, in Linz, geboren und über viele Zwischenaufenthalte schlussendlich in der Nähe von Wien sesshaft geworden. Nach der Grundschule habe ich Matura/Abitur in einer Bundeshandelsakademie (Schwerpunkt Betriebswirtschaft) gemacht. Nach kurzem Studienversuch bin ich dann bei einer der größten österreichischen Banken in die Finanzwirtschaft eingestiegen. Nach circa acht Jahren bin ich in mein Jugend-Hobby – die IT – gewechselt. Seither beschäftige ich mich als Softwareanalyst & Requirements Engineer mit der Entwicklung von Controllingsoftware für die Bank- und Finanzwirtschaft. Klingt trocken, ist aber für mich der perfekte Job.

Nebenbei habe ich mich über die letzten Jahre viel mit erneuerbaren Energien und Elektromobilität beschäftigt und dabei auch meinen Master (MSc) in E-Mobility & Energy Management gemacht.

Welche Rolle spielt für dich der Umweltschutz?

Manfred Hillinger: Was ich für die Umwelt tue? Ich versuche einfach alles im Leben auf Nachhaltigkeit, Effizienz und Umweltschonung auszurichten. Das war und ist noch immer ein langer Prozess. Erst mit der Zeit und der laufenden Beschäftigung mit den Themen kommen die eigenen Verbesserungspotentiale zu Tage.

Die Photovoltaik-Anlage wollte ich eigentlich schon damals 2002 beim Hausbau installieren. Aber für uns als junges Paar war das Zeug damals einfach zu teuer. 2010 war dann ein guter Zeitpunkt dafür. Von den damals installierten 5 Kilowatt Peak (kWp) haben wir uns nach und nach zu einer installierten Leistung von knapp über 8 kWp weiter entwickelt. Das Süddach ist mittlerweile voll mit Modulen. Die Terrassenüberdachung haben wir ebenfalls mit PV-Modulen gelöst. Damit decke ich den Energieverbrauch unseres Haushalts und der beiden Elektroautos mühelos ab. Jetzt fehlt mir nur noch der Hausakku, dann bin ich mal soweit mit meiner Abnabelung von der alten fossilen Energiewelt zufrieden. Ich habe mal etwas darüber geschrieben: Von Stromfessern und Dauerverbrauchern. Außerdem gibt es noch einen Artikel über LED: LED, LED, ein Lamperl brennt. Ich „brenne“ für solche Themen.

Was hat es mit dem Bild oben auf sich, mit dem Blitze anziehenden Tesla?

Manfred Hillinger + Tesla RoadsterManfred Hillinger: Ja, ist eine lustige Aufnahme, die viele Fragen aufwirft. Die Solaranlage auf dem Tesla ist nicht echt. Es handelt sich um eine Folie in Photovoltaik-Optik. Die Leute fragen mich oft, wie schnell der Tesla Roadster über das PV-Dach laden könnte. Ein guter Eisbrecher zum Gesprächsstart auf Events. Die Leute sind hochinteressiert. Man sieht sogar in der Realität nicht auf den ersten Blick, dass es eine Show-Folie ist.

Die Blitze sind eine echte Fotomontage. Die Idee kam mir dazu, nachdem die Show-Solar-Folie drauf war. Aber es wirkt gut, oder?

Vielen Dank für das tolle Gespräch, lieber Manfred! Weiterhin viel Spaß als Elektroauto-Pionier und umweltbewusster Energiesparer. Herzlichen Glückwunsch zur Geburt deines Sohnes vor ein paar Tagen und alles Gute für deine Familie und dich.

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