Die Gebäude und technischen Anlagen in Bad Bellingen stammen vorwiegend aus den 60er und 70er Jahren, also aus Zeiten, in denen Gas und Öl aus heutiger Sicht extrem billig waren.

Bad Bellingen gehörte mit heute 4.200 Einwohner und geringen Gewerbesteueraufkommen schon immer zu den Bedarfsgemeinden. Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit beim Betrieb der kommunalen Anlagen war also immer geboten.

Die Kostenreduktionen durch Energieeffizienz und Energieproduktion waren ein zwingendes Thema angesichts der steigenden Energiekosten. Im Thermalbad waren zum Beispiel die Energiekosten schon 2007 bei über 15 % des betrieblichen Aufwands.

Die Energiesanierung und möglichst geringer Verbrauch fossiler Brennstoffe lag uns auch wegen der Luftreinhaltung, zwingende Voraussetzung für das Prädikat „Heilbad“, am Herzen.

Wie bei jeder Energiesanierung haben wir am Anfang die Analyse des Ist-Zustandes vorgenommen und ein einfaches, verständliches Energiekonzept erarbeitet:

  1. Größte Energieverbraucher zuerst betrachten und sanieren
  2. PV-Anlagen auf jedes mögliche Dach. Wir sind das sonnenreichste Heilbad Deutschlands. Die PV-Anlagen werden alle verpachtet, um weiterer Verwaltungsarbeit, hier vor allem Steuererklärungen, aus dem Wege zu gehen.
  3. Gebäudesanierungen nach folgenden Prioritäten abarbeiten:a) Heizung
    b) Fenster
    c) Dächer
    d) Außenhülle zuletzt, weil bautechnisch oft problematisch und weniger rentierlich
  4. Nur das machen, was sich auch absehbar rechnet.

 

Die größten Verbraucher

Die größten Verbraucher in Bad Bellingen sind das Thermalbad und die Kläranlage.

 

Die Thermalbadanlage verbrauchte vor der Sanierung rund 6.685 MWh Gas und 2.537 MWh Strom pro Jahr.

Zu Beginn der Sanierungsüberlegungen im Jahr 2007 gab es kein klares Bild der Energieströme und Verbräuche. In einer Therme mit angegliedertem Kurpark, Kurmittel- und Kurhaus, sowie einem Verwaltungstrakt ist die Analyse auch weitaus komplexer als zum Beispiel bei Verwaltungsgebäuden, da die verschiedensten Verbraucher wie Pumpen, Heizungen, Hoch-und Niedertemperaturnetze, Wärmetauscher, Warmwasseraufbereiter, Filteranlagen, Lüftungen unterschiedlich wirken und der Input in das System durch Thermalwasser beeinflusst wird.

Die Füllung der Innenbecken mit Thermalwasser trägt zur Beheizung der Schwimmhallen bei.

Eine Frage war: Wie viel Thermalwasser steht nachhaltig zur Verfügung und wie viel Energie kann davon genutzt werden?

Insgesamt waren drei Ingenieurbüros und ein Architektenbüro an den Arbeiten beteiligt und lieferten mehr als einen Meter Akten.

 

Rapide steigende Kosten von Strom und Gas 2005 – 2009, Sanierungserfolg 2010.

Nach der Analyse erfolgte der Maßnahmenplan für den Thermenkomplex.

Insgesamt wurden bisher rund drei Millionen Euro verbaut, bei einer hohen Zuschussquote von etwa 50 %.

Resultate der Energiesanierung in der Therme

Strom

Der BHKW-Strom wird komplett in das hauseigene Stromnetz eingespeist. Die BHKWs haben sich binnen vier Jahren vollständig amortisiert.

Die Eigenstromerzeugung mit den BHKW-Anlagen liegt bei ca. 43 % des gesamten Strombedarfes der Anlage.

Wärmebedarf

Durch die energetischen Sanierungen der Gebäude und der Modernisierung der lüftungstechnischen Anlagen ging der Wärmebedarf im Vergleich zu den Jahren 2008 bis 2016 um ein Drittel zurück. Vergleiche sind allerdings wegen der unterschiedlichen Witterungen in den Jahren nicht ganz unproblematisch.

Wärmekosten

Neben der Abfallwärme der beiden BHKWs trugen die beiden Wärmepumpen mit rund 1.000 Megawattstunden aus dem abgebadeten warmen Wasser zur Wärmegewinnung bei. Die Wärmekosten konnten wegen des geringeren Wärmebedarfes nach der Sanierung und wegen der geringeren Erzeugerkosten durch Wärmepumpen und BHKWs erheblich reduziert werden.

Die Kosten für Wärme, Erdgas und Strom sind rund 100.000 Euro geringer als vor Sanierung. Dies ist unter Berücksichtigung der Preissteigerungen im Energiesektor ein nicht zu unterschätzender Erfolg.

Kommunale und private Gebäude

Schätzung des Gesamtwärmebedarfs und dessen Entwicklung aller Gebäude:

Die Kosten wurden unter der Voraussetzung einer angenommenen Energiebereitstellung durch Gas berechnet. Rahmenbedingungen waren ein Gaspreis von 6,6 ct/kWh und ein Kesselwirkungsgrad von 80 %. Daneben wurde von einer Preissteigerung von 3 % pro Jahr ausgegangen.

Der tatsächliche Energiebezug der Gemeinde änderte sich zwischen 2011 und 2016 nur geringfügig. Der Gesamtbezug Strom im Konzessionsgebiet Bad Bellingen ist in den letzten fünf Jahren leicht gesunken.

Die Stromproduktion in Bad Bellingen

Innerhalb von fünf Jahren wurden in Bad Bellingen 18 PV-Anlagen zusätzlich installiert (2011: 63, 2016: 81 Anlagen). Die eingespeiste Energiemenge erhöhte sich dadurch um 15 %.

Aus zehn Kraft-Wärme-Koppelanlagen (BHKWs) wurden 2011 412.945 kwH eingespeist und 2012 nur noch 108.016. Hier ist klar der Effekt des Eigenverbrauchs erkennbar.

Die Gemeinde strebt eine Energiesanierung im Rahmen von Landesprogrammen an. So wurden in den letzten acht Jahren 39 private Vorhaben mit insgesamt 240.000 Euro gefördert. Dies führte zu einer Investition von 1,8 Millionen Euro. Daneben stehen zahlreiche Förder- und Kreditprogramme für den Bürger zur Verfügung.

Die Sanierungsmaßnahmen beinhalten die Dämmung von Außenwänden, Decken, Dächern sowie den Austausch von Fenstern.

Energiemanagement

Die Steigerung der Energieeffizienz für kommunale Anlagen ist eine Daueraufgabe. Kreativität und Motivation der Mitarbeit sind Voraussetzung für ein erfolgreiches Energiemanagement.

So ist zum Beispiel eine weitere Maßnahme zur Energiegewinnung im Bau: die Bohrung einer weiteren Quelle, die 70 Grad warmes Wasser erschließen soll und die Energiebilanz des Thermalbades nachhaltig und weiter verbessern wird.

Die CO2-Einsparung beträgt mit den bisher getätigten Maßnahmen schon insgesamt mehrere Tausend Tonnen im Jahr. Daher kann sich Bad Bellingen mit Stolz als „CO2-freundlicher Ort“ bezeichnen.

Die Investitionen in die Energiesanierung und Energieerzeugung sichern die Therme und Gemeinde in finanzieller Hinsicht für die Zukunft ab.

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