Die deutsche Energiewende ist in vollem Gange. Die Mehrheit der Deutschen sieht keine Alternative zum Umstieg auf erneuerbare Energien. Die Stromgewinnung aus Wind und Sonne liegt im Trend. Bis 2050 soll der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch auf 80 Prozent steigen.
Die Befürworter der Energiewende haben sich den Klimaschutz auf die Fahnen geschrieben. Ihre Gegner sprechen von Panikmache und kritisieren insbesondere die hohen Kosten. Die einstige Aufbruchstimmung in Deutschland schwindet.
Erneuerbare Energien lösen Kohle ab
Weltweit sind in vielen Ländern erneuerbare Energien auf dem Vormarsch. 2015 wurden nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) jeden Tag eine halbe Million Sonnenkollektoren aufgestellt.
Erstmals ist mehr als die Hälfte der neu installierten Stromkapazität auf Basis erneuerbarer Energieträger gebaut worden. Konkret sind 153 Gigawatt Kapazität aus nachhaltigen Quellen dazugekommen, 40 Prozent davon in China.
Eine Energiewende nach deutschem Vorbild wagt indes bislang kein anderes Land.
Eine Veröffentlichung der Financial Times belegt, dass jedoch die 20 größten Volkswirtschaften zunehmend grünen Strom nutzen. 2015 haben diese Staaten rund acht Prozent ihres Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen (ohne Wasserkraft) bezogen, 2010 waren es lediglich 4,6 Prozent.
Vorbild Deutschland?
Die Zahlen belegen allerdings auch, dass nach wie vor viele große Volkswirtschaften an der Nutzung der Kernenergie festhalten. Auch Erdgas gewinnt zunehmend an Bedeutung.
Umfragen der deutschen Sektion des Weltenergierates bestätigen zudem, dass viele ausländische Experten die deutsche Energiewende sehr kritisch sehen.
Mitte November meldete der Nachrichtensender n-tv, die EU fordere mehr Investitionen in zusätzliche Ökostromanlagen. Bis 2030 seien Investitionen von 254 Milliarden Euro notwendig, um den Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtenergieverbrauch gemäß dem Pariser Klimaschutzabkommen auf mindestens 27 Prozent zu steigern. Dies gehe aus Entwürfen eines neuen Energiepakets der EU hervor.
Tabellenführer Deutschland
EU-weit wurden 2015 rund 18 Prozent des verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Quellen erzeugt. Mit einer Quote von 30 Prozent ist Deutschland Spitzenreiter. Es folgen Großbritannien mit 24 Prozent, Italien mit 21 Prozent und Frankreich mit 19 Prozent. In Brasilien und Australien sind es immerhin noch 13 bzw. 11 Prozent.
Ganz vorne beim weltweiten Stromverbrauch rangiert China mit rund 5,5 Petawattstunden (2014), gefolgt von den USA mit etwa 3,8 Petawattstunden (2014) und Russland mit einer Petawattstunde (2014).
Zum Vergleich: Deutschland verbrauchte 2014 etwa 0,54 Petawattsunden Strom.
Die Liste der größten Kohlendioxid-Emittenten wird ebenfalls von China angeführt.
2015 verantwortete China 28 Prozent der weltweiten Kohlendioxid-Emissionen, gefolgt von den USA mit 16 Prozent. Dagegen scheint sich die Industrienation Deutschland mit knapp 2,4 Prozent schon fast bescheiden auszunehmen.
Bei einem Vergleich des Pro-Kopf-Ausstoß belegen die USA mit 17 Tonnen den ersten Platz, gefolgt von Russland mit 12,6 Tonnen. Deutschland liegt mit 8,9 Tonnen noch vor China mit 6,7 Tonnen.
Erneuerbare Energien trugen 2015 in China lediglich acht Prozent zur Stromerzeugung bei, in den USA sogar nur fünf Prozent.
Doch während China den Ausbau der Erneuerbaren mit Investitionen in Milliardenhöhe fördert, fehlt in den USA ein nationaler Plan. Hier setzen sich die Bundesstaaten teils eigene Ziele.
Laut Angaben der IEA wurden in China im vergangenen Jahr in jeder Stunde im Schnitt zwei Windturbinen installiert.
Strompreise im Vergleich

Die Subventionierung erneuerbarer Energien kostete die deutschen Verbraucher im vergangenen Jahr rund 28 Milliarden Euro.
Nicht nur bei der Nutzung erneuerbarer Energien belegt Deutschland einen Spitzenplatz, sondern mit 30 Cent pro Kilowattstunde auch beim Strompreis für Haushaltskunden. Lediglich in Dänemark zahlt man einen Cent mehr.
Dänemark gilt als Pionier der Energiewende, da es seinen Strombedarf bereits 2012 zu 30 Prozent mittels Windenergie deckte. Damit ist der Strom in Dänemark und Deutschland rund dreimal teuer als in den USA.
Aber auch innerhalb der EU gibt es große Unterschiede. In Italien werden pro Kilowattstunde 25 Cent und in Großbritannien 21 Cent fällig. Die Franzosen zahlen etwa die Hälfte ihrer deutschen Nachbarn.
Infografik „Strompreise in Europa 2015“ von Strom-Report.de
Die Stromkosten setzen sich aus vielen Bestandteilen zusammen, insbesondere aus Umlagen, Abgaben und Steuern. Vor allem für die Subventionierung erneuerbarer Energien muss der Bundesbürger zunehmend tiefer in die Tasche greifen. Dafür werden Millionen von Tonnen an Treibhausgasen vermieden.
Infografik „Die Zusammensetzung des Strompreises 2016“ von Strom-Report.de
Der ehemalige grüne Umweltminister Jürgen Trittin bezifferte 2003 die Kosten für die Energiewende in Höhe der Kosten einer Eiskugel pro Monat und Verbraucher. Seither hat sich die EEG-Umlage versiebzehnfacht.
Zusammen mit der KWK-Umlage verursacht sie den größten Teil der Energiewendekosten.
Die Bundesregierung spricht von erforderlichen Investitionen von 550 Milliarden Euro bis zur Mitte des Jahrhunderts für die Energiewende. Im Gegenzug müsse weniger Öl und Gas eingeführt werden. Schon jetzt spare Deutschland deshalb jährlich 5,8 Milliarden Euro.
Außerdem soll der Ökostrom-Ausbau zu fallenden Großhandelspreisen führen. Zugleich sicherte sich Deutschland einen Spitzenplatz bei der Ausfuhr von Umweltschutzgütern.
Trotz hoher Kosten stehen die Deutschen nach wie vor mehrheitlich hinter der Energiewende. Laut einer Umfrage des Haus- und Systemtechnikhersteller Stiebel Eltron für seinem diesjährigen Trendmonitor halten 80 Prozent der befragten die Einsparung von Kohlendioxid im Dienste des Klimaschutzes für sehr wichtig.
Diplom-Physiker Ingo Fleuchaus macht mit seiner PR-Agentur textdirekt seit mehr als zehn Jahren Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für Kunden aus der Energiebranche. Die Schwerpunkte bilden Themen aus den Bereichen Energieversorgung, Erneuerbare Energien, Elektromobilität und Forschung.
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Sorry, aber welche Quellen wurden denn hier benutzt? Etliche Zahlen stimmen nicht,, so haben etwa die USA einen EE-Anteil von 13% am Strom (http://www.eia.gov/tools/faqs/faq.cfm?id=92&t=4) und natürlich haben u.a. Österreich, Dänemark und Schweden höhere EE-Anteile als Deutschland.
Die Zahlen stammen aus verschiedenen Quellen, u.a. Bloomberg New Energy Finance, Eurostat und Statista. Bei den erneuerbaren Energien ist die Wasserkraft nicht berücksichtigt, das dürfte den Unterschied erklären. Die Grafik „Anteil Strom aus erneuerbaren Quellen“ bezieht sich auf G20-Staaten.
Sehr spannender Artikel. Schön zu sehen, dass Deutschland gut voran kommt, was die erneuerbaren Energien angeht. Wenn ich mich richtig erinnere, haben die Zahlen vor 10 Jahren noch ganz anders ausgeschaut.
Ich denke, es ist sinnvoll die Wasserkraft nicht mit zu berücksichtigen. Immerhin hat sie doch einen ziemlich großen ökologischen Einfluss.