Oft ist zu lesen, dass Wärmedämmung zu teuer ist, die Gebäude verschandelt, sogar gefährlich ist und dazu noch große Müllberge verursacht. Ist da wirklich was dran?
Fassadendämmung wird immer wieder kontrovers diskutiert. Heute beschäftige ich mich einmal ausführlich mit der viel diskutierten Fassadendämmung und räume mit einigen Mythen auf.
Fassadendämmung – Mythos 1: Dämmung ist unwirtschaftlich
Das ist eine pauschale Aussage. In einigen Fällen kann sie durchaus zutreffen. Doch sie gilt nicht für alle Gebäude. Warum? Jedes Haus ist anders, hat unterschiedliche Voraussetzungen. Auch wenn für jedes Haus die gleichen Vorschriften gelten: Die Wirtschaftlichkeit einer Sanierungsmaßnahme fällt bei allen Gebäuden unterschiedlich aus.

Wenn sowieso ein Gerüst her muss, ist das eine gute Gelegenheit für Fassadendämmung
Oft wird nicht bedacht, dass Sanierungen sowieso regelmäßig notwendig sind. Wenn beispielsweise der Putz erneuert werden muss, dann wird ohnehin ein Gerüst aufgestellt. Maler und Stuckateur müssen sowieso kommen. Da sind für die Wirtschaftlichkeit der Dämmung nur die Mehrkosten der Fassadendämmung zu berücksichtigen. Alles andere sind notwendige Instandhaltungsmaßnahmen, unabhängig von der Dämmung. Damit sieht die Wirtschaftlichkeit der Dämmung ganz anders aus.
Ich kenne viele Beispiele von Sanierungen ohne Mehrkosten für die Mieter. Eine wirtschaftliche Sanierung bzw. Fassadendämmung ohne Mehrbelastungen für die Mieter ist möglich! Allerdings gibt es auch umgekehrt viele Fälle, in denen die energetische Sanierung genutzt wird, um das Mietniveau anzuheben. Ich finde: Da muss die Energiewende dann als Sündenbock herhalten.
Fassadendämmung – Mythos 2: Dämmung ist gefährlich
In den Medien sind häufig Bilder von brennenden Fassaden mit Wärmedämmung zu sehen. Doch sehr viele Fälle davon gibt es noch nicht, meistens werden die gleichen Fälle gezeigt. Gefährlich sind besonders unverputzte Fassaden mit Styropor-Dämmung, diese könnten entzündet werden. Das Feuer breitet sich dann schnell über die ganze Fassade aus. Ist die Fassade verputzt, kann aber kaum noch was passieren.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Gesundheitsgefährdung durch bestimmte Inhaltsstoffe der Dämmung und der Putze bzw. der Farben. Diese Stoffe werden verwendet, um Algenwachstum auf der Fassade zu verhindern. Da ist durchaus was dran. Hier empfehle ich, auf die Materialauswahl zu achten.
Fassadendämmung – Mythos 3: Dämmung macht Gebäude hässlich
Ein oft genannter Kritikpunkt an der Fassadendämmung ist, dass Gebäude durch die Dämmung einheitlich aussehen. Ein Stück Baukultur gehe verloren, sagen die Kritiker. Zugegeben, wenn Schmuckelemente wegfallen und nur noch eine glatte weiße Fassade zu sehen ist, kann man das nicht als schön bezeichnen.
Hier sind die Architekten gefragt. Die Gestaltung von Fassaden mit Wärmedämmung ist ihr Job.
Fassadendämmung – Mythos 4: Dämmung verursacht viel Müll
Bei keinem anderen Baustoff wird so sehr über die Entsorgung diskutiert wie bei der Fassadendämmung. Klar, durch die Zusammensetzung unterschiedlicher Materialien (Dämmung, Armierungsgewebe und Putz) ist eine sortenreine Trennung nicht vollständig möglich. Bei einer guten Trennung der Materialien lassen sich die Dämmstoffe dennoch recyceln.
Große Müllberge durch Wärmedämmverbundsysteme sind jedoch nicht zu erwarten. Denn die Dämmung kann bei fachgerechter Planung und Verarbeitung sowie guter Pflege viele Jahre halten. Selbst aus der ersten Generation der WDVS, die in den 1960er und 1970er Jahren verbaut wurden, sind viele heute noch intakt. Darüber hinaus wird an der Entwicklung neuer Produkte gearbeitet, die eine leichtere Trennung der Bestandteile ermöglicht.
Fassadendämmung – Mythos 5: Gedämmte Wände atmen nicht oder gedämmte Wände schimmeln
In Wohnräumen entsteht immer Feuchtigkeit, die nach außen abtransportiert werden muss. Steigt der Feuchtegehalt in der Raumluft an, kann es zu Feuchteschäden oder gar zu Schimmelbildung kommen, wenn die Luft an kalten Stellen der Außenwand kondensiert.
Früher mussten wir uns keine Gedanken machen, wie diese Feuchtigkeit abtransportiert wird, die Undichtigkeiten in der Gebäudehülle waren so groß, dass der Luftaustausch automatisch erfolgte. Daher vermuteten viele, dass die Feuchtigkeit durch die Außenwand geht und, dass Wände „atmen“. Doch durch Konvektion, also Lufttransport, kann weit mehr Feuchtigkeit transportiert werden, als durch die Außenwand (Diffusion). In neuen, dichten Gebäuden muss daher mehr auf eine regelmäßige und ausreichende Lüftung geachtet werden.
Wichtig ist dann auch noch, dass eine Dämmung der Außenwand frei von Wärmebrücken ausgeführt wird. Eigentlich verringern gedämmte Wände das Risiko eines Feuchteschadens durch höhere Oberflächentemperaturen, doch an Wärmebrücken ist die Temperatur geringer und der Taupunkt kann somit eher unterschritten werden.
Fazit: Fassadendämmung ist nicht perfekt, aber auch kein Teufelszeug
Zu einer energetischen Gebäudesanierung gehört nun mal auch die Dämmung von Außenbauteilen. Häufig kommt dann die Frage nach einem Wärmedämmverbundsystem auf. Im Einzelfall muss dann genau geprüft werden, wie sinnvoll der Einsatz eines WDVS ist und welches Material verwendet wird – es muss ja nicht immer Styropor sein. Pauschale Aussagen sind aber immer schwierig und eher kritisch zu betrachten. Vielleicht sind auch andere Dämm-Maßnahmen, wie bereits oben aufgezählt, sinnvoller als die Standard-Lösung auf der Außenwand.
Foto oben: Wikipedia, Lizenz CC BY-SA 3.0; Foto Gerüst: pixabay, Lizenz CC0

Andreas Kühl betreibt seit 2000 die Website http://www.energynet.de, seit dem Herbst 2006 als Blog. Der Diplom-Ingenieur (FH) für Bauphysik hat zuvor eine Ausbildung zum Elektromechaniker absolviert.
Vor 15 Jahren haben wir mit PS gedämmt. Den Dachboden mit Gaswolle. Der Heizölverbrauch hat sich halbiert und schimmelige Wände gibts auch nicht mehr. Auch heute sieht es aus wie neu.
Auch ich kann das Theater nicht verstehen. Ich habe mein Haus mit 14 cm Dalmatinerdämmung ( WLG 032 gedämmt ). Das Dach habe ich vor Jahren mit Flachs gedämmt ( Zwischensparrendämmung ) Der Vorteil einer Dämmung liegt nicht nur in der Energieeinsparung. Der Vorteil liegt auch darin, dass sich das Haus im Sommer nicht so sehr aufheizt. Wir haben die Schlafzimmer nach Süden raus, und da spürt man, ob man 25° im Zimmer hat, oder nur noch 21° C. Eine Dämmung kostet natürlich erst mal. Aber man kann auch an anderer Stelle sparen. Ich brauche kein dickes Auto, um dem Nachbarn was zu zeigen, ich fahre einen genügsamen Kompaktwagen mit Dreizylinder. Ob man sich für eine Dämmung entscheidet, muss jeder mit sich selber ausmachen, ich habe es zumindest noch nie bereut.
Schön, dass hier nur positive Kommentare auftauchen. Das freut mich sehr.
lieber Andreas, vielleicht könntest Du „by the way“ auf das neue Buch von STIFTUNG WARENTEST verweisen: „Richtig dämmen – Bauherren-Ratgeber für Sanierung und Neubau“?
Ich finde es sehr lobenswert, dass mit diesen klassischen Mythen über Fassadendämmung aufgeräumt wurde. Zu dem ist das Fazit sehr fundiert und fasst die Erkenntnis des Artikels gut zusammen.
Man kann weder pauschal sagen, dass Außendämmung schlecht ist und dass sie gut ist. Wichtig ist, dass jedes Gebäude als Einzelfall betrachtet werden soll. Dabei sollte man darauf achten, dass abgewogen wird, was sich lohnt und was nicht. Wie mit Mythos 1. Dämmung muss nicht immer unwirtschaftlich sein, sondern kann sich auch lohnen. In meiner Lage wurde auch abgewogen, ob mein Haus von außen gedämmt werden soll. Es kam heraus, dass sich Außendämmung eignen würde aufgrund von Energiewerten, usw..
Dieser Artikel ist auf jeden Fall lesenswert und verschafft einen guten Überblick über die Thematik „Dämmung“.
Wie eben beschrieben war auch unser Haus fällig und mussten es dämmen lassen. Hier haben wir uns dann Hilfe geholt, da ich besonders großen Wert darauf lege, dass es professionell gemacht wird und auch langfristig hält.
Vielen Dank nochmal für den tollen Artikel!
Vielen Dank für den sehr informativen Beitrag. Wir benötigen eine Wärmedämmung für unser kleines Gartenhaus. Meine Sorge war, das die Hütte zu sehr Schimmeln würde, falls die Feuchtigkeit zu hoch ist.
Hallo und vielen Dank für den interessanten Artikel. Ich denke solange Häuser aus Beton und Stein gebaut werden ist dass Dämmen der Fassade energetisch gesehen unvermeidbar. Vielleicht bring die Zukunft mehr Baumaterialien die Sandwichpanelen ähneln.
Wir hatten letzten Herbst auch eine Fassadendämmung von einem Malerbetrieb mache lassen. Es ist schon erstaunlich was man da an Energie einspart. Wir hätten das schon viel früher machen sollen.
Danke für die Aufklärung, die meisten der Mythen waren für mich wahrhaftigkeit. In Zukunft werde ich die Dämmung nicht mehr verteufeln. Ich hoffe allerdings auch, dass die richtigen Materialien verwendet werden und gesundheitlich geprüft werden.
Ich denke, eine Dämmung der Fassade ist durchaus sinnvoll. Besonders, wenn man die hier aufgeführten Punkte beherzigt. Ich denke auch aus Brandschutzgründen sollt so eine Fassade mit Styropor Dämmung immer verputzt werden.
Gut zu wissen, dass den viel Müll nur ein Mythos ist. Ich möchte meine Fassade sanieren lassen und habe häufig gehört, dass es viel Müll verursacht. Interessant, dass die Dämmstoffe recycelt werden kann. Das finde ich wichtig! Danke für den Beitrag, sehr hilfreich! Ich habe einen guten Überblick darüber bekommen.
Die Meinung zur Wärmedämmung gehen in unterschiedliche Richtungen. Ich denke, dass sich eine Wärmedämmung von Fassaden ab einer bestimmten Größe lohnt. So weit ich das erkennen kann eine Wärmedämmung nicht gefährlich und vielleicht sind die Fassaden einheitlicher aber nicht automatisch hässlich!
Seit einiger Zeit überlege ich mir eine Fassadendämmung. Mein Onkel hat mir über das Risiko von Feuchtigkeit und Schimmelbildung erzählt. Zum Gluck ist es nur ein Mythos! Ich werde definitiv an ihn diesen Beitrag weiterleiten. Danke!
Wir überlegen unsere Fassade dämmen zu lassen. Wie Sie sagen, kann es sich lohen, dies zu machen, wenn die Fassade sowieso saniert werden muss. Dann werden wir auf dieses Moment warten.
Gut zu wissen, dass es viele Mythen über die Fassadendämmung gibt. Durch Ihren Tipp 1 werde ich mein Haus nun auf die Wirtschaftlichkeit einer Dämmung prüfen. Wenn es gut wäre, würde ich gerne Schaumstoff günstig kaufen dafür.
Gut zu wissen, dass die Schimmelbildung bei einer Fassadendämmung einfach ein Mythos ist! Mein Haus braucht eine Fassadendämmung mit Vollwärmeschutz und ich habe viel von solchen Mythen gehört. Dein Beitrag hat mir mehr Klarheit gebracht, danke!
Ich hatte nie gehört, dass Dämmung Gebäude hässlich macht. Erstaunlich wie viele Mythen rund um das Thema Fassadendämmung es gibt. Seit einiger Zeit überlege ich mir eine Wärmedämmung und lese daher gerne zum Thema. Danke für den Beitrag, sehr interessant!
Hässlichkeit ist immer eine Geschmacksfrage. So sehr ich Dämmung befürworte und in allen anderen Punkten des Artikels zustimme, ist eine Dämmung für Altbauten in meinen Augen immer eine Verschandelung. Ich habe noch kein altes Haus gesehen dass mit Dämmung auch nur annähernd so gut aussah wie das Original.
Und eine Fassadengestaltung wird schwierig da nichts so einfach hält. Einfache Fensterläden sind schon eine kostspielige Angelegenheit mit komplizierten Verankerungen.
Vielen Dank für den Beitrag zur Fassadendämmung. Bei meiner Tante wird die Fassade neue gedämmt und das Schutzgerüst ist bereits aufgebaut. Gut zu wissen, dass der Mythos, Dämmung wäre raus geschmissenes Geld nicht immer stimmt und immer vom Fall bzw. Haus abhängig ist.
Das gibt mir Trost zu wissen, dass Fassadendämmung eigentlich nicht gefährlich ist. Wir haben uns überlegt, ob wir Bauwerksanierung am Haus machen wollen. Es könnte die Energieeffizienz des Hauses helfen, wenn wir die Fassade neu dämmen würden.
Mein Onkel hat mich letztens zum Thema Dämmplatten etwas gefragt, aber ich wusste darüber nichts. Deswegen bin ich echt froh, dass ich diesen Beitrag gefunden habe. Nächstes Mal, wenn ich ihn sehe, kann ich ihm erzählen, was ich hier gelesen habe.
Das ist ein echt spannender Artikel zum Thema Fassadendämmung. Ich werde mich dazu mal noch etwas mehr informieren.
Das Foto (ganz oben) ist etwas unglücklich gewählt, denn:
1. ist eine Backsteinfassade durchaus erhaltenswert
2. und mit hoher Wahrscheinlichkeit zweischalig, d.h., man könnte bei einem solchen Haus die Optik erhalten und trotzdem – zu erheblich niedrigeren Kosten – mittels nachträglicher Kerndämmung Energie und damit CO2 einsparen.
zu 2.) Aber nur wenn es sich um ein zweischaliges Mauerwerk mit Luftschicht handelt. Ist keine entsprechende Luftschicht vorhanden, so kann auch keine Kerndämmung verwendet werden.
Danke für diese tollen Infos. Hat mich sehr gut informiert.
Bei der Wahl des Bauunternehmens ist besonders auf die Pauschalen zu achten, die man unterzeichnet. Wie Sie bereits erwähnen, sollte hierbei der genaue Leistungsumfang präzise definiert werden. Vielen Dank für das Aufzeigen relevanter Aspekte bei der Wahl des Bauherren.
Ich muss sagen, dass auf dem oberen Bild das gedämmte Haus rein optisch nicht an das Original herankommt. Da lobt man sich manchmal den Denkmalschutz. Wir haben ein Haus aus den späten 80ern. Sehr hässlich. Da war es nur logisch, dass wir es dämmen lassen. Der Berater für Thermografie konnte sagen, wo der Bedarf am größten war.
Die Isolierung in unserem Haus lässt leider sowohl im Sommer, als auch im Winter, zu wünschen übrig. Nun überlegen wir, ob wir unsere Wände besser isolieren lassen sollte. Ich wusste noch gar nicht, dass über die Fassadendämmung manchmal gesagt wird, dass diese sehr viel Müll verursacht. Gut zu wissen, dass das eigentlich ein Mythos ist, der nun nicht mehr zu bestätigen ist. Am besten setzen wir uns mal mit einem Experten für Trockenbau zusammen, um zu überlegen, was für uns die beste Option der Isolierung wäre.
Vielen Dank für den Beitrag zu Mythen über Fassadendämmung. Meine Tante möchte ihr Haus sanieren und ein Wärmedämmverbundsystem installieren. Gut zu wissen, dass Styropordämmung die nicht verputzt ist sehr leicht brennbar ist.