Mit 100 Kilogramm Ausrüstung 100 Kilometer weit über Steine und gefrorenen Boden. 100 Kilometer im Seekajak paddeln, 1.000 Meter eine Felswand hinaufklettern, die noch nie jemand zuvor allein bezwang. Extremsportler Robert Jasper solo unterwegs in Grönland. Jetzt ist er zurück. Fünf Kilogramm leichter. Und er gibt zu, dass er auf seiner Tour doch nicht so allein war – Mücken umschwirrten ihn fast ununterbrochen.
DSGVO am Ende der Welt
Ich treffe unseren NaturEnergie-Sponsoringpartner Robert Jasper nur wenige Tage nach seiner Rückkehr aus Grönland. 28 Tage war er allein unterwegs, „und es lief alles wirklich gut“, erzählt er unaufgeregt. „Außer, dass der Rettungssender nicht gleich funktioniert hat“, wirft Ehefrau Daniela ein. Sie verdreht die Augen, „da war wohl die neue Datenschutzverordnung schuld – das Gerät hätte (nach Inkrafttreten) ein Update gebraucht.“ Der Ausfall des Geräts, das GPS-Daten aufzeichnet, machte Daniela Jasper im heimischen Schopfheim-Wiechs anfangs mächtig nervös. Für Robert Jasper blieb die Panne nahezu unbemerkt. „Ich hab‘ es einfach nicht mitbekommen. Überhaupt sind Themen, die uns hier beschäftigen, am Rande der Zivilisation ganz weit weg. Die wenigen Inuit in der Region interessieren Flüchtlingsströmen in Europa, sozialen Probleme und Donald Trump nahezu nicht.“ Plastikmüll in einem ausnahmsweise eisfreien Fjord oder der Klimawandel erinnerten Jasper während seiner Expedition dann doch an die großen globalen Probleme.
Über ein Jahr bereitete sich der 50-Jährige auf seine Solo-Expedition nach Grönland vor. Körperlich und mental. Alleinsein, in der Wildnis, 28 Tage lang. „Wie das wirklich ist, weiß man erst, wenn es da ist“, gibt er zu. Vorher versetzte er sich oft gedanklich in diese Zeit hinein, „es braucht aber große Vorstellungskraft“. 28 Tage nicht sprechen? „Nicht ganz“, gibt er zu. Und schmunzelt. Die Mücken bekamen das ein oder andere Schimpfwort entgegengeschmettert, das reichte aber nicht, die Stimmbänder in Form zu halten: Zurück in der Zivilisation, fiel das erste Gespräch etwas heiser aus.

Robert Jasper paddelte 12 Tage im Kayak durch entlegene Fjorde in Ost-Grönland.
Mach’s nochmal – fürs Foto
Neben der sportlichen Herausforderung gab es eine weitere: Film und Fotos. „Wenn wir im Team klettern, dann gibt es immer jemanden, der fotografiert, oft professionelle Fotografen“, berichtet Robert Jasper, ein medienerfahrener Kletterer und Co-Kommentator bei einem Fernsehsender. Zeitungen, Fachtitel, Fernsehen und Verlage gehören zu seiner Arbeit. Selbst auf den Auslöser drücken? „Eine neue Erfahrung, die ich aber konsequent verfolgt habe. Am Ende hat mir das richtig Spaß gemacht, obwohl ich manche Strecke deshalb mehrmals paddeln, gehen oder klettern musste – die Kamera brauchte ja erst einen guten Platz.“

Seine Solo-Tour zu dokumentieren, forderte den Extrembergsteiger.
Hör mal, was da schnaubt
Jaspers sportliches Ziel: Der Gipfel einer bizarren Granitformation, die wegen ihres Aussehens nach dem Gebiss eines Fuchses benannt ist: Fox Jaw Cirque. Der Weg: 60 Kilometer hinter dem letzten Dorf der Zivilisation, steinig, holprig, auf dem Wasser mit hohen Wellen und Heimat wilder Tiere wie Fuchs und Eisbär. „Ich habe keinen Eisbären gesehen, nur seine Fußspuren. Füchse aber aus der Nähe! Aber man muss immer aufpassen, dass sie nicht doch kommen und an die Vorräte oder ans Zelt gehen.“ Heißt: In den Schlafsack ging es 28 Tage lang nur, nachdem der Eisbärenzaun aufgebaut und das Gewehr geladen war. „Der Eisbärenzaun macht bei Kontakt einen Höllenlärm, der die Tiere erschreckt und mich aufgeweckt hätte.“ Gebraucht hat er ihn nicht: „Die Fjorde waren fast alle eisfrei und die Eisbären wahrscheinlich in kälteren Gegenden, wo sie jagen können.“ Trotzdem schreckte Robert Jasper an seinem letzten Tag ein mächtiges Schnauben aus dem Schlaf. Gewehr geschnappt, oben aus dem Zelt geschaut. Wo war der Eisbär, der Zaun hatte doch gar nicht ausgelöst? Mächtiges Schnauben, aber nichts zu sehen. Ein Fuchs? Nein, zu laut! Nach ein paar Schrecksekunden funktionierte der auf Schlaf eingestellt Geist wieder: Das Geräusch kam von der anderen Seite des Zeltes, das fast direkt an der Klippe stand. In der Bucht: Zwei ausgewachsene Wale, die mächtige Fontänen in die Luft pusteten. Keine Gefahr, nur ein tolles Schauspiel.

Die Gipfel der Granitformation Fox Jaw Cirque zu bezwingen, war Robert Jaspers Ziel.
Eine geht noch
Der Extrembergsteiger ist zufrieden: Sein lang vorbereitetes Solo-Projekt weit abseits der Zivilisation lief bestens. Sportlich, gesundheitlich und mental. Und ohne Angriffe von Tieren. „Welcher Eisbär hätte schon einen so abgemagerten Bergsteiger gefressen“, spöttelt Ehefrau Daniela, ist aber ebenso wie ihre beiden Kinder sichtlich froh, dass Robert heil zurück ist. Das Ziel, den Gipfel Molar auf einer Erstbegehung zu schaffen, ist an dem Tag trotz Regens gelungen. Auf den Nachbargipfel kletterte der Südbadener einen Tag später auch noch. Dort war er nicht der erste Bergsteiger, aber der erste, der allein hochkletterte: „Das Wetter war an dem Tag so toll, da habe ich die Tour auch noch gemacht.“
Für die Tour auf den rund 1.000 Meter hohen Gipfel, die er als erster geklettert ist, vergibt der sympathische Extremsportler nun einen Namen, der im Register des American Alpine Club der Chronik für Expeditionen geführt wird: Steinkreis-Stonecircle, „weil die Steinkreise die Gegend und damit meine Expedition so geprägt haben. Früher legten die Inuit Steine um ihr Lager, und ich habe vieler solcher uralten Befestigungen gesehen. Das war ein besonderes Gefühl.“

Robert Jasper bestieg als erster Mensch den Gipfel Molar.
Die Frage, ob man einen Bergsteiger nur wenige Tage nach einer solch extremen Tour fragen darf, wohin die nächste Expedition geht, beantwortet Ehefrau Daniela, selbst Extrembergsteigerin: „Du stehst kaum oben, da schaust du herum, um den nächsten Gipfel auszuwählen.“ Robert nickt. Grönland wird es sicher nicht, denn: „Ich habe noch viele tolle Ziele auf meiner Wunschliste.“ Aber konkret ist noch nichts. Wir freuen uns drauf.
Die Route
Vom Ort Kulusuk in Ostgrönland mit dem Seekajak über den letzten Inuit Ort Kungmit in den wilden Tasilaq- Fjord. Zu Fuß mit dem gesamten Expeditionsgepäck ins 10 Kilometer entfernte Basislager / (12 Tage)
Zustieg zur Wand weitere 3 Stunden
Fox Jaw Cirque Erstbesteigung an der Molar-Spire (Granitgipfel) der Route: „Stonecircle- Steinkreis“
Als erster Mensch allein auf den Gipfeln der Molar-Spire und Milk Tooth-Spire!
Auf dem selben Weg zurück in die Zivilisation! 28 Tage allein in der Wildnis Ost-Grönlands! Solch eine Expedition in diesem Stil hatte bisher noch kein Mensch in dieser Region vor im gewagt!
https://www.robert-jasper.de/de/

Anke Roggenkamp arbeitet in der Unternehmenskommunikation: „Beruf aus und mit Leidenschaft: So gestaltet sich mein Job in der Unternehmenskommunikation. Mal bin ich „Blattmacher“ der Kundenzeitschrift Naturkunde, Texter für das Mitarbeitermagazin PostED, Informant für die Presse, Blogger, „Twitterfee“ und noch mehr. Klingt spannend – und ist es auch.“