Wie werden wir alle in Zukunft mobil sein? Und das umweltfreundlich? Ein Besuch der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt (IAA) zeigt: Elektromobilität ist aus ihrer Nische getreten.
Energiedienst treibt die Elektromobilität schon seit Jahren voran: Das Angebot reicht von E-CarSharing über öffentliche Ladesäulen bis hin zu Wallboxen für die heimische Garage. Auf der IAA präsentiert sich das Angebot an E-Fahrzeugen so groß wie nie. Die Automobilkonzerne warten flächendeckend mit neuen Elektro-Modellen auf. Die E-Mobilität, so hat es den Anschein, muss die Normalverdiener erreichen. Sie soll massen- und vor allem alltagstauglich werden: für die Fahrt zur Arbeit, zum Zahnarzt oder zum Wochenendeinkauf.

Die E-Mobilität fasziniert die Massen. Auf der IAA drängelten sich die Besucher vor den einzelnen Ständen. Foto: Katja Weiger
50 Prozent mehr E-Autos in Deutschland
Etwa 83.000 reine Elektrofahrzeuge waren zum 1. Januar 2019 in Deutschland gemeldet. Das mache, so vermeldet das Magazin der Messe, der „IAA spot“, zwar lediglich einen Anteil von gerade einmal 0,2 Prozent am Gesamtbestand aus. Doch die Flotte wächst: Allein gegenüber dem Vorjahr sei ein Plus von mehr als 50 Prozent zu verzeichnen. Die Branche geht davon aus, dass die neuen, erschwinglicheren E-Fahrzeuge diese Entwicklung in den kommenden Monaten noch einmal beschleunigen werden. 24 E-Modelle der verschiedensten nationalen und internationalen Marken sind aktuell in Deutschland erhältlich, das zeigt ein schneller Blick auf die Marktübersicht. Ab Ende des Jahres kommen 14 weitere hinzu – vor allem im Mittelfeld-Segment zwischen Luxusauto und Mini-Cityflitzer.
![]() Einmal Strom für den Corsa-e. 216 Zellen in 18 Modulen bilden den 50 kWh-Batteriepack. Das reicht für bis zu 330 Kilometer. Foto: Katja Weiger |
![]() So sieht die Batterie des Corsa-e von unten aus. Foto: Katja Weiger
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Mehr Stromtankstellen im Land
Die E-Mobilität kommt also richtig in Fahrt. Auf der IAA zogen vor allem nagelneue Elektromodelle wie der Opel Corsa-e oder der Honda e die Blicke auf sich. Diese E-Minis sind zwar immer noch teurer als ihre vergleichbaren Kollegen mit klassischen Verbrennungsmotoren. Aber sie bieten Auswahl für all jene, die emissionslos unterwegs sein möchten. Möglich machen diese Trendwende solide Elektromotoren und ordentliche Reichweiten der Akkus. Denn trotz der darin verarbeiteten Rohstoffe leisten Elektroautos ihren Beitrag im Kampf um saubere Luft.
Ein Hindernis für den großen Durchbruch der E-Fahrzeuge, das steht für die Fachwelt fest, ist die vielerorts mangelhafte Infrastruktur an Ladesäulen. Das Netz an Stromtankstellen ist in Deutschland längst noch nicht flächendeckend ausgebaut. Anders in Südbaden. Hier betreibt Energiedienst rund 120 Ladesäulen mit 2 x 22 kW. An den NaturEnergie Ladesäulen laden E-Autos 100 Prozent zertifizierten Ökostrom, den Energiedienst-Wasserkraftwerke am Hochrhein erzeugen. Das Ladesäulen-Netz wird laufend ausgebaut und modernisiert. Auch Elektromobilisten, die nicht Kunden von Energiedienst sind, können hier – gut planbar und zügig – ihr Fahrzeug laden. Von Interesse waren auf der IAA die technischen Finessen, die dieser vorausschauenden Routengestaltung Rechnung tragen: pfiffige Apps fürs Smartphone oder im Fahrzeug integrierte Software-Lösungen zum Beispiel.

Im Selbsttest: Es ist leicht, ein E-Mobil zu „betanken“. Peter hat es auf der IAA ausprobiert. Foto: Katja Weiger
Zeichen einer neuen Zeit: VW präsentiert den ID.3
Potenzielle Kunden stehen in den Startlöchern: Schon am ersten Publikumstag der IAA bildeten sich lange Schlangen vor den einzelnen Modellen. Und wer einen dieser neuen „Stromer“ auf dem Außengelände zur Probe fahren wollte, musste sich in Geduld üben. Zeichen einer neuen Zeitrechnung also. Eine historische Ära hat mit der IAA auch bei Volkswagen begonnen. Der Konzern präsentierte dort als Weltpremiere den ersten Spross seiner reinen E-Familie: den ID.3. Dieser ist ab Frühjahr 2020 erhältlich. Von der Fachwelt mit Spannung erwartet, punktet er mit einer vollständig neuen Antriebstechnik. Er wurde von Grund auf als E-Modell konzipiert. Das E-Fahrzeug ist also kein alter Bekannter, der nun eben mit einem Elektroantrieb erhältlich ist, statt mit einem klassischem Verbrennungsmotor.
![]() Der ID.3 von Volkswagen: Erster Spross einer Familie, der die E-Mobilität bei dem Wolfsburger Konzern in ein neues Zeitalter führen soll. Foto: Katja Weiger |
![]() So sieht der ID.3 von VW innen aus. Foto: Katja Weiger
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Bis 2022: 27 E-Modelle bei VW
Der ID.3 soll, nicht zuletzt dank eines schillernden Markenauftritts auf der Messe, die bezahlbaren E-Mobile des Konzerns im Leben der potenziellen Kundschaft ankommen lassen. Der flotte Neue wird ab knapp 30.000 Euro erhältlich sein und kommt mit drei verschiedenen Batteriengrößen auf den Markt. Die maximale Reichweite gibt Volkswagen mit bis zu 550 Kilometern an. Zudem bietet der Wolfsburger ordentlich Platz im Innenraum – und ist damit also durchaus familientauglich. Bis Ende 2022 starten allein VW und seine Konzernmarken Audi, Seat, und Skoda weltweit die Produktion von 27 Elektrofahrzeugen. Andere Marken tun es gleich. Mercedes-Benz elektrifiziert mit seinem EQV die Großraum-Limousine. Mit bis zu acht Sitzplätzen ist diese für emissionslosen Shuttleverkehr und umweltfreundliche Gruppentransporte geeignet.

Zurück in die Zukunft bei Ford: Den Elektromotor gab es bereits im 19. Jahrhundert. Schon damals ging es um die Massentauglichkeit der Fahrzeuge. Foto: Katja Weiger
Mobil im autonom fahrenden Shuttle auf der IAA
Ein „People Mover“ der anderen Art zog auf dem Außengelände der IAA ebenfalls seine Runden, unermüdlich, still und leise. Der autonom fahrende Shuttle „CUbE“ von Continental, der immerhin zwölf Personen gleichzeitig Platz bietet, sechs davon sitzend. Shared mobility als Lösung für weniger Verkehr und frische Luft. Continental hat auf seinem Firmengelände in Frankfurt dieses besondere Testprojekt gestartet. „CUbE“ steht dabei für „Continental Urban Mobility“. Es ist geplant, dass der „CUbE“ künftig über eine Smartphone-App gerufen werden kann. Danach kommt er wie von Geisterhand autonom und elektrisch angeschwebt und lässt seine Passagiere einsteigen. Eine spannende Sache – auch für die Messebesucher, die geduldig auf freie Plätze warteten.

Das autonom fahrende Shuttle „CUbE“ bewegte die Messebesucher. Foto: Katja Weiger
Verbrenner elektrifizieren
Doch was tun, wenn der ökologische „Reifenabdruck“ des seltenen Klassikers aus Familienbesitz nicht mehr in die heutige Zeit passt? Zwischenzeitlich gibt es eine Lösung für die alten Schätzchen – und zwar in Gestalt von Unternehmen, die Käfer, Mini oder Buggy technologisch auf die Höhe der Zeit bringen und auf Elektroantrieb umrüsten.

Kulleraugen inklusive – auch der Mini läuft elektrisch. Foto: Katja Weiger

Wie wird der siebenjährige Paul einmal Auto fahren, wenn er groß ist? Auf der IAA hat er auf jeden Fall schon einmal geübt. Foto: Katja Weiger

Katja Weiger (lic. rer. publ.) arbeitet als Freie Journalistin und Texterin, unter anderem für unser Kundenmagazin „NaturKunde“. Vor der Geburt ihrer beiden Jungs war sie viele Jahre lang als Redakteurin bei einer großen Tageszeitung im Schwarzwald tätig. Regenerative Energien sind und bleiben für sie ein spannendes Feld – vor allem in der Welt von morgen.