Wie groß ist Dein digitaler Stromverbrauch? E-Mail, Surfen, Streamen und Social Media tragen stark zum CO2-Ausstoß bei. Wir zeigen Dir, wie Du Deinen Energieverbrauch im Internet senkst.
Digitaler Stromverbrauch – was bedeutet Nachhaltigkeit?
Grün, bewusst und regional, das ist der Schlüssel für Nachhaltigkeit beim Stromverbrauch – auch in der digitalen Welt. Du handelst „grün“, wenn Dein Energieverbrauch für Internet & Co. aus ökologischer Produktion aus Deiner Region stammt.
„Bewusst“ bedeutet, verantwortungsvoll zu surfen. Damit Dein Stromverbrauch für das Internet dieses nicht zum Klimakiller Internet macht, beleuchten wir hier ein paar Vor- und Nachteile, die Dein digitaler Stromverbrauch mit sich bringt. Manchmal ist der Energieverbrauch durch die Digitalisierung nämlich auch positiv zu sehen. Zum Beispiel ist die erfolgreiche Eindämmung des Coronavirus zu einem großen Teil der Digitalisierung zu verdanken. Viele Unternehmen können ihre Mitarbeiter im Homeoffice weiter arbeiten lassen, Verbraucher nutzen den Online-Handel, um das Einkaufen in engen Geschäften zu vermeiden.
Wo der Energieverbrauch im Internet liegt
Wenn wir vom CO2-Ausstoß für das Internet reden, denken wir vor allem an den Strom, den Endgeräte der Nutzer-, Netzverbindungen, Rechenzentren und Serverräume verbrauchen. Zur Übersicht: Allein durch Dein Smartphone erzeugt Dein Energieverbrauch für das Internet eine CO2-Äquivalenz von 5 Kilogramm, wie das Fraunhofer-Institut 2016 ermittelt hat. Für ganz Deutschland bedeutet das einen CO2-Ausstoß durch das Internet von 288.500 Tonnen, hochgerechnet anhand des Verbrauchs der 57,7 Millionen Smartphone-Nutzer im Bundesgebiet. Mehr als die Hälfte des Datenverbrauchs im Internet fällt allerdings auf das Streaming zurück. Eine aktuelle Studie des Instituts für angewandte Ökologie zeigt, dass 4 Stunden Videostreaming täglich circa 62 kg CO2 pro Jahr verursachen.

Mittlerweile geht mehr als die Hälfte des Datenverbrauchs im Internet auf das Streaming zurück. Bild: Unsplash/freestocks
Hinzu kommen die Rechenzentren. In ihnen kühlen enorme Klimaanlagen 24 Stunden am Tag all jene Server herunter, auf denen Du täglich durch das Internet surfst. 12,4 Milliarden kWh verbrauchten deutsche Rechenzentren 2016, jede einzelne Google-Anfrage produziert 150 Milligramm CO2, jede E-Mail sogar 10 Gramm. Dabei ist unser digitaler Stromverbrauch aktuell immer noch im Steigen begriffen. Deutlich vorangetrieben wird diese Entwicklung durch die veränderten Lebensgewohnheiten, die sich seit Beginn der Covid-19-Pandemie zeigen. Laut des DE-CIX Internetknoten in Frankfurt hatte der durchschnittliche Internet-Datenverkehr im März 2020 einen Weltrekord aufgestellt. Durch die Corona-Gegenmaßnahmen war die durchschnittliche Datenlast zu dem Zeitpunkt um 10 Prozent gestiegen.
Steigerungen von 4 bis 7 Prozent
Nach Berechnungen der ETH Zürich müssen wir beim Stromverbrauch für das Internet mit einem Wachstum von vier bis sieben Prozent rechnen. Ein entscheidender Grund für diesen Anstieg liegt im Energieverbrauch durch die Digitalisierung. Wir wollen Filme streamen, anstatt ins Kino zu gehen. Wir möchten Daten immer und überall zur Verfügung haben, anstatt uns durch Berge von Papier zu wühlen. Und wir wollen chatten, anstatt darauf zu warten, dass uns der Postbote einen Brief bringt.
Ist das Internet also der stärkste Klimakiller? Nein, eindeutig nicht. Die Digitalisierung ist sogar ein wichtiger Grundstein bei allen unseren Klimaanstrengungen. Denke einfach an die Bäume, die nicht länger für Formulare aus Papier sterben müssen. Auch beim Erdöl sieht die Bilanz beim Energieverbrauch durch die Digitalisierung positiv aus, da viele Fahrten wegen der Onlineverfügbarkeit wegfallen. Außerdem ist die Vernetzung erneuerbarer Energien ein wichtiger Aspekt für die Energiewende. Unterm Strich hilft die Digitalisierung unserer Umwelt.
Bewusstes Nutzen statt Verzicht
Wichtig ist, der smarte Umgang mit den knappen Ressourcen und das Bewusstsein, dass Du selbst mit kleinen Veränderungen im Surfverhalten positive Impulse für die Umwelt setzt.
Laut Adobe Digital Insights entstehen in Deutschland 64 Prozent des gesamten Website-Traffics über digitale Werbung. Ist Dir die Werbung wirklich so wichtig oder kannst Du Dich mit einem Werbeblocker anfreunden? Musst Du Netflix wirklich in höchster Qualität streamen, oder sehen Deine Serien auch in mittlerer Videoqualität gut aus? Musst Du wirklich über 100 km zu einem Kunden fahren oder reichen auch Telefonat und Videokonferenz aus?

Schon kleine Veränderungen im digitalen Alltag schonen die Umwelt. Unsplash/Austin Distel
10 einfache Tipps zum Strom sparen im Internet
- Nutze E-Mail-Anbieter ohne Spamordner. Dienste wie posteo.de lehnen Spam ab, bevor er Deinen Rechner erreicht.
- Installiere einen Werbeblocker im Browser oder besorge Dir Pi-hole für Dein gesamtes Netzwerk. Beide Lösungen befreien Dich von einem Großteil des Werbetraffics.
- Nutze CO2-neutrale Suchmaschinen wie Ecosia oder Gexsi, die für Deine Suchanfragen Bäume pflanzen oder nachhaltige Umweltprojekte unterstützen.
- Lege digitalfreie Tage ein, an denen Du ein Buch liest oder mit Freunden und Familie Brettspiele spielst.
- Speichere Deine Fotos auf dem Computer oder auf einer externen Festplatte statt in der Cloud. Clouddienste sind für den größten Stromverbrauch im Internet mitverantwortlich.
- Lösche überflüssige Mails, Daten und Apps von Deinem Computer und aus Deiner Cloud.
- Surfe über eine W-LAN Verbindung statt über mobile Netze.
- Höre öfter lokal gespeicherte Musik, statt alles über Spotify oder YouTube zu streamen.
- Melde Dich von alten Newslettern ab, die Dich nicht mehr interessieren.
- Wechsle bei Dienstleistern und Versorgern zu Firmen, die sich für den Umweltschutz einsetzen und klimaschonende Produkte anbieten.
Weitere Tipps zum Energie sparen im Internet sparen findest Du hier
Fazit
Beim Energieverbrauch im Internet gilt: Kleine Veränderungen entfalten große Wirkung. Unser digitaler Stromverbrauch erfordert von uns bewusstes Surfen, damit wir nicht länger vom „Klimakiller Internet“ reden. Mit einer wohlüberlegten Digitalisierung trägst Du aktiv zum Klimaschutz bei.

Dipl.-Ing. (FH) Ingo Krautschneider sorgt durch Schonung und Nutzung lokaler Ressourcen für das Erreichen ökonomischer und ökologischer Ziele. Dank seiner Erfahrung von der Bodenordnung bis zum Industriebau ist es ihm möglich, bei anstehenden Projekten zwischen den Interessen aller Beteiligten zu vermitteln.
Danke für den interessanten und informativen Beitrag! Überall hört man mittlerweile, wie stark das digitale Verhalten zum hohen CO2-Ausstoß beiträgt. Aber was dagegen tun? Ihre Tipps zum Stromsparen im Internet sind hilfreich und leicht umzusetzen. Und vieles kannte ich noch nicht. Werde ich direkt ausprobieren. Es ist doch schön zu wissen, dass man selbst durch kleine Veränderungen im eigenen Verhalten einiges bewegen kann.
Hallo Frau Richter,
Danke für Ihr Feedback. Ich freue mich, wenn die Tipps nützlich sind.
Viele Grüße
Ingo Krautschneider
oh man. das internet besteht aus Hardware nicht aus Strom. Da stehen riesige Backbones und Switches sowie Server. Diese werden in Chinas Fabriken hergestellt und alle 2 jahre neu gemacht. das saugt massiv energie und ressorcen wie seltene erden. da bringt es NIX wenn du grünen Strom hast!!!
Der Beitrag ist heute so aktuell wie nie!