Meine Nachbarn erwarten gerade ihr erstes Kind. Strahlend berichten sie immer wieder von „Fischli“. Das ist eine Art Arbeitstitel für das Ungeborene, das auf einem der ersten Ultraschallbilder wie ein Fisch aussah (Wer erkennt auf diesen Dingern eigentlich überhaupt irgendetwas?).

Laut Elternbericht strampelt der Nachwuchs schon kräftig und nimmt seinen Eltern den merkwürdigen Spitznamen offensichtlich noch nicht übel. Mama und Papa in spe warten sehnsüchtig auf den Spross. Noch ist Geduld gefragt.

Und wie geht’s flussab?

Geduld. Das ist auch das Thema am Kleinwasserkraftwerk Fahrnau am Flüsschen Wiese.

Energiedienst betreibt es in der Nähe des dortigen Sportplatzes seit 2002. Für Fische, die die Wiese flussaufwärts wandern wollen, gibt es dort schon längst eine sehr gute Aufstiegsmöglichkeit.

Dank einer Fischtreppe kommen Bachforelle und Co. ungehindert am Kraftwerk flussaufwärts.

Was aber, wenn der Fisch das Flüsschen in umgekehrter Richtung „bewandern“ möchte, wie das zum Beispiel der Lachs innerhalb seines Lebenszyklus regelmäßig tut?

Gute Frage. Die Antwort lautete bis vor kurzem: nichts. Am Kraftwerk war nämlich bisher Schluss.

Warten auf den Lachs

Kein Problem, werden jetzt einige sagen. Denn in der Wiese gibt es ja gar keine Lachse.

Das ist zwar richtig, soll sich aber ändern, wie Jochen Ulrich, Leiter Ökologie bei Energiedienst, erklärt.

Die Internationale Kommission zum Schutz des Rheins, kurz IKSR, verfolgt mit dem Programm „Lachs 2020“ das Ziel, den Rhein und seine Nebenflüsse für die Lachse wieder durchgängig zu machen und somit für die Rückkehr des Wanderfischs zu sorgen. Mit dem Programm schreibt die IKSR das Vorgänger-Programm „Lachs 2000“ fort.

Die europäischen Bemühungen zeigen erste Wirkung: Seit 1990 sind laut IKSR rund 7.000 Lachse den Rhein hinaufgewandert. Bei der jüngsten Fischzählung am Wasserkraftwerk Rheinfelden schwammen immerhin zwei Exemplare ins Zählbecken.

Lach am Wasserkraftwerk Rheinfelden

Über einen der ersten Lachse im Rhein freuten sich bereits 2012 (von links) Peter Weisser (Fischereibehörde Regierungspräsidium Freiburg), Michael Strittmatter (Fischereiverein Karsau) und Jochen Ulrich (Energiedienst)

Nachweislich hatten sie einige Zeit im Meer gelebt und waren offensichtlich unterwegs zu Laichplätzen oberhalb Rheinfeldens. Er kommt also wieder, der Lachs. „Aber das dauert. Geduld ist gefragt. Dennoch trägt jede einzelne Maßnahme dazu bei, dass die Bedingungen für die Wanderschaft der Fische verbessert werden“, erklärte Jochen Ulrich, Leiter Ökologie bei Energiedient, am Ende der Baumaßnahme im Dezember.

Und er betont: „Auch alle anderen Fische profitieren. Jetzt und in Zukunft. Bachforelle, Elritze, Döbel und andere finden ebenfalls beste Bedingungen und nutzen die Abstiegsanlage fleißig“.

Einmalige Anlage

Vier Monate gaben Bagger am Kleinwasserkraftwerk Fahrnau den Ton an und errichteten einen Bypass – eine Art Umgehungsstraße für Fische.

Bevor zum Jahresende die Fischabstiegsanlage geflutet werden konnten, flossen 650.000 Euro in die ökologische Maßnahme.

Mit dem Energiedienst-Engagement zeigt sich auch das zuständige Landratsamt in Lörrach mehr als zufrieden: „Der Bau der Abstiegsanlage in die bestehende Wasserkraftanlage war planungs- und bautechnisch eine Herausforderung und ist im Landkreis bisher einmalig. Diese weitere ökologische Verbesserung kommt dem Ökosystem Wiese zu Gute“, freut sich Georg Lutz, der Leiter des Fachbereichs Umwelt beim Landratsamt Lörrach.

Jetzt heißt es: Warten! Denn die vielen kleinen Maßnahmen werden ihn zurückbringen, den Lachs. Irgendwann. Jochen Ulrich wagt eine Schätzung: „In zehn, vielleicht 15 Jahren könnte es den Lachs auch in der Wiese wieder geben“. Es braucht eben Geduld.

Jochen_Ulrich

Kurz vor der Flutung nahm Jochen Ulrich die Baustelle für den neuen Fischabstieg unter die Lupe.

Fischli heißt Noah

Bei meinen Nachbarn hat das Warten übrigens ein Ende: Fischli war erwartungsgemäß schneller als der Lachs, wiegt knapp 3.000 Gramm und ist zuckersüß. Spätestens jetzt ist es Zeit für einen richtigen Namen: Fischli heißt Noah!

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