Ein Streifzug durchs Watt-Wirrwarr
„Und die Lampen lasse ich Ihnen auch in der Wohnung. Da sind fast überall Energiesparlampen drin.“ Mein Vormieter bewies ein weiteres Mal Verkaufstalent, als er mich mit diesem Satz endgültig davon überzeugte, ihm die halbe Wohnungseinrichtung abzukaufen.
Vier Wochen später wurde die Freude über die ersparten Möblierungs- und Handwerksarbeiten jedoch schon nach dem ersten Schritt ins neue Zuhause etwas getrübt: Bepackt mit einem schweren Umzugskarton fühlte sich die knappe Minute, die das Flurlicht brauchte, um volle Helligkeit zu erreichen, wie eine Ewigkeit an.
Langsam dämmerte es auch mir: Ich hätte auch die Beleuchtung genau unter die Lupe nehmen sollen – zumal von den vier Halogenstrahlern in der Küche nur zwei funktionierten. Da im Umzugsstress alles schnell gehen muss, fiel die Entscheidung leicht: Dolle Dioden sollten her. Immerhin könnte ich mit LEDs gegenüber den Halogenlampen mehr als 80 Prozent Strom sparen.
Alles eine Frage des Lichtwinkels
Mangels Zeit ging ich nicht in das eine halbe Autostunde entfernte Fachgeschäft, sondern ins Internet. Der passende Halogen-Ersatz stellte sich als erstaunlich günstig heraus bei guten Kundenbewertungen von Helligkeit und Farbtemperatur.
Dagegen ließ sich kaum Licht ins Dunkel des Watt-Wirrwarrs bringen: Die LED-Hersteller machten zwar alle Angaben zur Lumenzahl, also zur Leuchtkraft – auf den alten Lampen fehlten selbige jedoch durchgehend. Immerhin versprach die Produktbeschreibung, dass eine 3,5-Watt-LED-Lampe bei der Helligkeit einem 30-Watt-Halogenstrahler entspricht.
„LED’s go“, dachte ich mir. Gekauft, geschraubt – gewundert. Zwar waren Mikrowelle, Spüle, Dunstabzug und Abfalleimer perfekt beleuchtet, dazwischen war es allerdings ziemlich dunkel. Schuld war der Abstrahlwinkel.
Das mir bis dato unbekannte Wort beschreibt, wie groß die Flächen sind, die ausgeleuchtet werden. Bei einem kleinen Wert ist das Licht punktuell – ideal für alle, die Gemälde oder Skulpturen ausleuchten.
Da meine Küche aber keine Kunsthalle ist, mussten LEDs mit hohem Abstrahlwinkel her. Getauscht, geschraubt, gefreut: Warmweißes Licht, alles hell, toll.
Es flimmert und summt
Während ich vor dem inneren Auge schon die in den nächsten Jahren gesparten Euros zählte (immerhin fast 30 Euro jährlich allein in der Küche), fiel mir die ungenutzte Beleuchtung des Spiegelschranks im Badezimmer auf. Da die Deckenleuchte ohnehin nicht gerade eine helle Freude war, sollten auch im Bad sparsame LEDs für besseres Licht sorgen.
„1,2 Watt ersetzen 10 Watt“ lautete das Herstellerversprechen für die winzigen Leuchtkörper mit „Stiftsockel“, die vor allem in Bad und WC zum Einsatz kommen. Gekauft, gesteckt, geschaltet – erschrocken: Beide LEDs flimmerten und gaben seltsame Summgeräusche von sich.
Des Rätsels Lösung: Mit den sparsamen LEDs hatte ich die Mindestlast des Trafos unterschritten. Abhilfe schaffte der angeblich unkritische Mischbetrieb aus einer herkömmlichen 20-Watt-Halogenlampe und einer LED. Im Gesamtergebnis minderte trotzdem die Technik den Spareffekt.

Links die konventionelle Lampe mit Stiftsockel, rechts die entsprechende LED (Badbeleuchtung Spiegelschrank).
Schnäppchenfalle mit Lerneffekt
Gute sechs Monate später war der Lampentausch eigentlich schon vergessen – bis eines Morgens eine LED in der Küche im Sekundentakt an- und ausging. Das gewonnene „Disco-Feeling“ konnte den Nervfaktor natürlich nicht ausgleichen. An der Fassung lag es nicht, die anderen LEDs funktionierten darin einwandfrei.
Sollte die LED etwa nach geschätzten 500 Stunden Brenndauer schon kaputt sein? Schneller erlöschen doch höchstens Kerzen!? Bei LEDs ist immer von 30.000 Stunden und mehr die Rede. „Vielleicht habe ich einfach Pech gehabt“, dachte ich mir und bat beim Händler um Umtausch auf Garantie.
„Auf Leuchtmittel gibt es leider keine Garantie. Aus Kulanz tauschen wir innerhalb der ersten sechs Monate jedoch um“, ließ mich eine E-Mail wissen. In meinem Fall war die Frist um wenige Tage überschritten. Auch die gesetzliche Gewährleistung half nicht, da der Käufer nach Ablauf von sechs Monaten beweisen muss, dass die Ursache des Defekts schon beim Kauf vorlag.
Immerhin war ich nicht allein in die Schnäppchenfalle getappt: Die Bewertungen offenbarten, dass mittlerweile viele Kunden über kaputte LEDs klagten. Was zunächst günstig erschien, stellte sich als billig heraus.
Nach dem Motto „Versuch macht klug“ zog ich meine Lehre aus dem Fehlkauf und griff zu einem doppelt so teuren Modell, bei dem die Lebensdauer nicht nur ein theoretischer Wert sein soll. Die Bewertungen der anderen Kunden zumindest waren sehr positiv – auch lange Zeit nach dem Kauf. Ich selbst bin mit der Lichtfarbe und der Ausleuchtung vollkommen zufrieden. Qualität hat eben ihren Preis. Und der zahlt sich über die Lebensdauer aus.
Mein persönliches Fazit: Nur wer nicht allein auf einen günstigen Preis achtet, spart mit LEDs langfristig.

Steffen Heritsch ist Gastautor im Energiedienst-Blog. Er arbeitet als Redakteur für Energiethemen und Projektleiter bei der Trurnit-Gruppe in Stuttgart, technikbeistert und Pedelec-Fahrer.
Danke für den informativen Erfahrungsbericht. Da kommt doch etwas Licht ins Dunkel :-). LED ist halt nicht gleich LED, auch von der Langlebigkeit her.
Den Erfahrungsbericht kann ich genau so unterschreiben! Meine ersten beiden LEDs (Hochvolt) habe ich bereits vor über zwei Jahren für viel Geld montiert.
Nach und nach wurden die LEDs sowohl 220V als auch 12V immer günstiger, leistungsfähiger und variantenreicher. Gelegentlich sogar beim Discounter gesichtet, gekauft und nahezu überall im Haus montiert.
Inzwischen musste ich auch einige der 30.000er tauschen, weil das Flackern unerträglich wurde oder weil sie einfach nicht mehr leuchten wollten :-( …. bei der Gelegenheit beim Einbau der Billig-LED erst mal die Stifte abgebrochen.
Ich kann zwar guten Gewissens zur LED raten, aber bitte bitte informiert Euch vorher über die Technik und die Voraussetzungen, und ganz besonders über die Abmessungen der LEDs, diese sind i. d. R. zwar vom Durchmesser her identisch wie die Halogenspiegel, die Tiefe, also von den Stiften bis zur Linse, ist jedoch etwas länger, was den Einbau in mancher Lampe unmöglich macht.
Ach ja, die beiden ersten LEDs…. die leuchten wie am ersten Tag.
Ich finde das Thema super spannend – und habe in den vergangenen Jahren ganz umfangreiche Erfahrungen damit gesammelt. In der Tat hatte auch ich anfangs mit defekten LED zu kämpfen – zum Glück hat der Onlinehändler meines Vertrauens (ich will hier keine Schleichwerbung machen, Details gern auf Anfrage) alle defekten Modelle immer anstandslos getauscht. Ich konnte dabei sogar beobachten, wie sich die Produkte weiterentwickelt hatten (bessere Kühlrippen bei E14/E27 – obwohl die Dinger ja gar nicht „heiß“ werden. aber selbst die geringe Wärmeentwicklung kann der empfindlichen Elektronik schaden).
Fazit nach mehreren Jahren, mehren Hundert Euro Investition und vielen Hunderten Betriebsstunden: Es lohnt sich und macht Spaß. Das Licht ist viel besser als das von Energiesparlampen. Die LED enthalten kein Quecksilber usw. Und es ist einfach eine Freude, zu wissen, dass man unglaublich viel damit spart. Und dass die Dinger eben sofort volle Leistung erreichen. Besonders interessant war das bei der umgerüsteten Leuchtstoffröhrenbeleuchtung in einer Waschküche: kein Flackern beim Einschalten mehr, sofort da und sehr große Ersparnis. (Achtung: Bei Röhren-Halterungen muss man dann das Vorschaltgerät ausbauen – das brauchen LED-Röhren nicht.)
Kaum vorstellbar, WIE viel Energie mit der flächendeckenden Einführung von LED-Beleuchtung einsparbar wäre.