„Jetzt sollten wir aber mal lüften!“ – Wenn dieser Satz fällt, dann ist das Lüften meist wirklich überfällig. Hätten Sie gewusst, dass wir an einem ganz normalen Tag fast 30.000-mal ein- und ausatmen und durch Aktivitäten wie Kochen, Baden, Gießen und Putzen Tag für Tag viele Liter Wasser produzieren, die aus der Wohnung gelüftet werden müssen?
Viele Gebäude werden heutzutage automatisch belüftet – eine Sorge weniger. Doch dazu gleich mehr. Sie lüften selbst? Beim Europäischen Zentrum für Wohnungslüftungsgeräte e.V. finden sich hilfreiche Fakten und Tipps – von „Wozu überhaupt lüften?“ bis zur Definition des Begriffs „gesunde Raumluft“.
Lüftung von Wohnräumen wird häufig unterschätzt

Es geht doch nichts über ein frisches Lüftchen!
Wir machen uns recht wenig Gedanken darüber, wie die Luft ausgetauscht wird. Dabei spielt Lüftung eine wichtige Rolle für unser Wohlbefinden in geschlossenen Räumen. Ohne regelmäßigen Luftaustausch werden wir eher müde und fühlen uns unwohl. Das liegt an dem hohen CO2-Anteil und dem fehlenden Sauerstoff in der Raumluft. Hinzu kommen noch Feuchtigkeit, die sich in der Luft ansammelt, und vielleicht Schadstoffe aus Möbeln, Bodenbelag oder sonstigem. Die müssen raus, um die Bausubstanz vor Schäden durch Feuchte und Schimmel zu schützen und die Bewohner vor den Schadstoffen.
Aber warum machen wir uns so wenig Gedanken über die Raumluft, wenn sie so wichtig ist? Wir halten uns ja in der Regel länger in geschlossenen Räumen als im Freien auf. Da sollte uns die Luft in den Räumen doch mindestens so wichtig sein wie die Außenluft. Der Grund für die geringe Bedeutung des Luftaustauschs liegt in der Geschichte des Bauens. Früher gab es keinen Anlass, sich über die Lüftung Gedanken zu machen: Sie funktionierte auch ohne unsere Unterstützung.
Früher wurde automatisch durch die Fugen gelüftet
Vielleicht erinnert sich noch jemand daran, wie es in älteren Häusern in der Nähe von Fenstern gezogen hat. Dies wurde durch die kalte Luft an der Verglasung und durch die Luftdurchlässigkeit der Fenster verursacht. So unangenehm es vielleicht manchmal war, hat diese Luftströmung durch die Fenster für eine mehr als ausreichende Wohnungslüftung gesorgt. Niemand musste sich Gedanken darüber machen, wie häufig und wie lange die Fenster geöffnet werden müssen.
Erst als die Fenster immer dichter wurden und weitere Fugen in der Gebäudehülle abgedichtet wurden, wuchs die Bedeutung der Lüftung. Wir mussten uns langsam daran gewöhnen, häufiger mal die Fenster zu öffnen, um den Luftaustausch zu unterstützen. Je nach Alter des Hauses und der Fenster ist ein gelegentliches oder ein regelmäßiges Öffnen der Fenster wichtig, um den notwendigen Luftaustausch sicherzustellen.
Eine dichte Gebäudehülle macht Sinn

Zu intensives Lüften hilft auch nicht weiter…
Dass die Fenster und die Gebäudehülle insgesamt dichter werden macht Sinn. So werden Wärmeverluste verringert. Der Aufwand dazu ist deutlich geringer als für die Reduzierung der Wärmeverluste durch die Wand oder durch das Dach. Es bringt auch nichts, die Dämmung am Dach zu erhöhen, wenn gleichzeitig viel Wärme durch Fugen entweicht.
Doch die Notwendigkeit zur regelmäßigen Lüftung stellt uns vor Probleme. Jeder hat ein anderes Empfinden. Wann und wie oft muss gelüftet werden, damit man sich wohl fühlt? Unser Gefühl trügt: Denn wie hoch die Feuchtigkeit in den Raumecken ist, das können wir nicht erfühlen. Bauchgefühl ist also ein schlechter Ratgeber, wenn es darum geht, empfindliche Stellen vor Schäden durch Feuchtigkeit zu bewahren. Hinzu kommt, dass heute in mehr Haushalten beide Partner berufstätig sind und tagsüber niemand zuhause ist. Wer soll dann lüften?
Kontrollierte Wohnungslüftung schützt Bewohner und Bausubstanz
Die Folge ist, dass zu wenig gelüftet wird und die Zahl der Fälle von Feuchteschäden oder gar von Schimmel in Wohnungen deutlich ansteigt. Am besten lassen sich diese mit einer mechanischen oder kontrollierten Wohnungslüftung vermeiden. Das heißt, dass Lüftungsgeräte für den notwendigen Luftaustausch sorgen.
Diese automatischen Raumlüfter können so gestaltet werden, dass sie nur für den Schutz der Bausubstanz sorgen. Für unser Wohlbefinden müssen wir dann weiterhin die Fenster selbst öffnen Aber sie können auch so eingerichtet werden, dass eine vom Nutzer unabhängige Lüftung gewährleistet wird. Wir müssen uns dann um nichts mehr kümmern und können trotzdem immer frische Luft genießen. Wer das Bedürfnis hat, die Fenster weiterhin zu öffnen, kann dies tun. Bei guter Planung der Lüftung kommt das Bedürfnis nicht mehr oder deutlich seltener auf. Man fühlt sich wohler durch die frische Luft und hat nicht mehr das Bedürfnis, die Fenster zu öffnen.
Mit der kontrollierten Wohnungslüftung kann der Luftaustausch an den Wohnraum und an die Bewohner angepasst werden. Sie lüftet nicht zu wenig und nicht zuviel. Gesundheit und Bausubstanz profitieren und es geht nicht unnötig viel Wärme verloren. Ein weiterer Baustein, der den Wärmeverlust durch Lüften verringern kann, ist die Wärmerückgewinnung. Die abgesaugte Luft aus dem Wohnraum erwärmt in einem Wärmetauscher die frische Luft von außen. Die Abluft kommt dabei jedoch nicht in direkten Kontakt mit der Frischluft.
Kontrollierte Wohnungslüftung hilft auch beim Lärmschutz
Kontrollierte Wohnungslüftung macht auch Sinn, wenn Anforderungen an den Schallschutz bestehen. Schallschutz-Fenster sind besonders dicht, damit der Lärm draußen bleibt. Werden die Fenster zur Lüftung geöffnet, kommt auch der Lärm von der Straße, der Schiene oder von Flugzeugen durch.
Ein Lüftungssystem sorgt für ausreichend Frischluft und dämpft dabei den Außenlärm deutlich. So können zwei Anforderungen auf einmal erfüllt werden.
Nur wenn Bewohner sich wohl fühlen, ist die Akzeptanz auch da
Es gibt viele unterschiedliche Lüftungssysteme, die unterschiedliche Anforderungen erfüllen. Für welches man sich entscheidet ist eine Frage des Einzelfalls. Wichtig ist aber die Auslegung des Systems, damit die Bewohner sich wirklich wohl fühlen und die Bausubstanz geschützt wird. Dann ist auch die Akzeptanz für die kontrollierte Wohnungslüftung vorhanden.
So lüften Sie richtig
Die gemeinnützige Beratungsgesellschaft co2online hat zusammengestellt, warum Lüften wichtig ist, was falsch gemacht werden kann und wie man richtig lüften kann. Das Wichtigste finden Sie in der Infografik:

Andreas Kühl betreibt seit 2000 die Website http://www.energynet.de, seit dem Herbst 2006 als Blog. Der Diplom-Ingenieur (FH) für Bauphysik hat zuvor eine Ausbildung zum Elektromechaniker absolviert.
Wirklich gut geschriebener Beitrag!
Die Lüftung ist ja sehr wichtig im Wohnraum! Ein gesteuertes Lüftungssystem wäre für das neue Haus unseres Sohnes sehr hilfreich, denn er verbringt seinen ganzen Arbeitstag vor dem PC. Danke für die sinnvolle Infografik!
Der BGH hat in 2017/2018 nochmals darauf hingewiesen, dass es keine Pauschalregel für das Lüftungsverhalten gibt.
Die Zumutbarkeit (d.h. das zumutbare Lüften) hängt tatsächlich vom Einzelfall ab!
Eine Familie mit vielen Personen, da mehrmals geduscht wird, hat anders zu lüften als eine 1 Person, die nur zum Schlafen in die Wohnung kommt…
AZ Viii ZR 271/17 und AZViii ZR 67/18
Vielen Dank für den Hinweis.
Das ist eine wirklich hilfreiche Übersicht zum richtigen Lüften. Ich hatte bislang nicht beachtet, dass es hier auch saisonale Unterschiede in der Dauer des Stoßlüftens gibt. Es macht aber natürlich mehr Sinn, in der warmen Jahreszeit auch länger zu lüften.
Lüften ist total wichtig um Schimmel in der Wohnung zu verhindern. Gut zu wissen, dass es Lüftungsgeräte gibt, die für den Luftaustausch sorgen. Ich werde das meinem Bruder sagen, da er im Bad ein Schimmel Problem hat.
Interessant, dass die Luftströmung durch die Fenster für eine mehr als ausreichende Wohnungslüftung gesorgt habe. Wir haben uns entschieden eine Lüftung einzubauen. Ich denke auch, dass es sinnvoll ist, dass Fenster und Türen dicht sind und keine Luft mehr durch kommt, dieser Zug tut auch meinen Rückenschmerzen nicht so gut.
nicht so schön.
Ich wusste nicht, dass ein Mensch am Tag fast 30.000-mal ein- und ausatmen. Da ist es wirklich wichtig, dass man regelmäßig lüftet. Ich Lüfte immer morgens und abends, ich hoffe das ist genug.
Das ist ja eine gute Erinnerung, dass die Lüftung von Schimmel schützt. Jedes Gebäude soll oft und regelmäßig gelüftet. Für große Gebäude wie Büros und große Häuser ist es auch wichtig, dass die Lüftungstechnik regelmäßig geprüft wird.
Wir vergessen solche Sachen immer wieder, weil wir denken, dass es nicht wichtig ist aber solche Beiträge sind gut, um uns darauf aufmerksam zu machen…
Jedes Mal wenn ich Fenster aufmache, steigt die Sauerstoffsättigung an aber auch gleichzeitig erhöht sich die Schadstoffbelastung um das vielfache.
So zB.
Pollen und Staub steigt von 2 auf 20 Partikel pro qm
NO2 vervierfacht sich, fahren mehrere Fahrzeuge an meinem Grundstück vorbei, ist es noch schlimmer. Deswegen lüften wir meistens in der Nacht.
Dabei wohne ich in recht ruhigen Lage.
Wie das ins Stadtzentrum ist kann ich mir nur schwer vorstellen.