Das hellgrüne Gel duftet nach Zitrone und Holznoten, doch seine Inhaltsstoffe stinken der Umwelt: Mikroplastik. Die unter fünf Millimeter kleinen Teilchen in Peelings, Shampoos und Cremes flutschen durch den Abfluss und liegen irgendwann Fisch, Vogel und Mensch schwer im Magen.
Mikroplastik? In meinem Duschgel? Niemals, dachte ich. Bis ich genau hinsah. Diese kleinen blauen Kügelchen in meinem Lieblings-Peeling – das ist doch nicht etwa…? Igitt! Naserümpfend der nächste Blick auf die Inhaltsstoffe meines Shampoos. Was, wenn ich mir mit dem Zeug die Haare wasche? Ja, was dann? Keine Zeit zum Nachdenken.
Aus dem Kleingedruckten springt es mich an: Plastik. Natürlich nicht so benannt, sondern unter einem der vielen Abkürzungen und Fachbegriffe, mit denen die Kosmetikindustrie die Mikroplastik-Synonyme meistens auf die Tube druckt.

Das Wort „Plastik“ versteckt sich auf der Inhaltsliste meistens in Abkürzungen.
Bild: © PAPA’STUDIO – fotolia.com, Montage: Energiedienst
Vom Abfluss auf den Teller
Die Kunststoffflut in Tuben, Tiegeln und Töpfchen: Hergestellt, um als günstiger und leicht zu dosierender Füllstoff oder als Bindemittel dem Verbraucher ein gutes Gefühl auf die Haut zu schmieren – in Duschgels, Cremes und Pasten, in Kontaktlinsenreiniger, Rasierschaum und sogar Babyshampoo. Frisch geduscht und in Frottee gewickelt vergesse ich schnell, dass die Schönmacher später der Umwelt schwer schaden.
Über die Nahrungskette gibt’s ein Wiedersehen, zum Beispiel mit dem gegrillten Fisch auf meinem Teller. Mahlzeit!
Das Bundesumweltamt vermutet pro Jahr allein in Deutschland rund 500 Tonnen dieser Mikropartikel aus Polyethylen in kosmetischen Mitteln. Polyethylen ist der weltweit am häufigsten verwendete Kunststoff.

F(r)isch auf den Teller: Über die Nahrungskette gelangen die Kunststoffe zum Menschen zurück.
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Problem ohne Grenzen
Das Problem in Form von Mikroplastik schwimmt derweil weiter „grenzenlos“ um die Welt (siehe: Plastik statt Plankton). Als Mikroplastik gelten laut BUND „feste und unlösliche synthetische Polymere (Kunststoffe), die kleiner als fünf Millimeter“ sind. In Kläranlagen flutschen diese Teilchen oft durch: Zu klein sind sie für Filter und Systeme.

Zu klein für viele Filter: das Plastik aus der Kosmetik. In Gewässern halten es Muscheln, Würmer und Fische für Nahrung.
Bild: © BUND
Was hängen bleibt, schüttet der Mensch mit Klärschlamm wieder auf Felder. Es sammelt sich auf Wiesen, gelangt in die Luft. Im Boden und im Wasser bleibt der Kunststoff viele Hundert Jahre.
Im Laufe der Zeit heften sich Schadstoffe und Pestizide an die einstigen Schönmacher. In Gewässern halten Muscheln, Würmer und Fische die Miniteilchen für Nahrung. Je kleiner, desto eher. Passiv nehmen die Meereslebewesen schwebenden Kleinstteilchen durch Filtration auf.

Als Mikroplastik gelten Kunststoffteilchen mit einer Größe unter fünf Millimetern.
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Ein gigantisches Problem, und doch nicht leicht zu erkennen. Deshalb bieten Umwelt- und Verbraucherverbände Listen und Tools an, die beim Verstehen der Abkürzungen helfen:
- Der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) zeigt in seinem Einkaufsratgeber „Mikroplastik – die unsichtbare Gefahr“ auf, in welchen Kosmetikprodukten Mikroplastik steckt.
- Die App „Beat the Microbead“ zeigt nach dem Scannen des Barcodes an, wie es um den Inhalt bestimmter Produkte steht.
- Mit der Smartphone-App Codecheck lässt sich über den Barcode-Scan erkennen, welche Bestandteile die Schönmacher, aber auch andere Produkte für den Alltag enthalten.

Was steckt drin in Babycreme und Shampoo? Listen und Apps helfen beim Einkauf.
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Zertifizierte Naturkosmetik-Produkte enthalten keinen Kunststoff. Wo Siegel von Nature, Ecocert, BDIH oder Demeter auf der Tube kleben, sind pflanzliche oder mineralische Stoffe statt Kunststoffe enthalten: Tonerde, Kieselmineralien, Kreide oder Salz in der Zahnpasta.
Nussschalen, Oliven-, Aprikosen- und Traubenkerne in gemahlener oder getrockneter Form oder Weizenkleie erzielen im zertifizierten Produkt den gewünschten Effekt.
Kampf dem Plastikmeer
Plastik ist nicht biologisch abbaubar. In unvorstellbar großen Mengen belastet es bereits die Umwelt. Tendenz steigend. Längst suchen Wissenschaftler und Startups wie das des jungen Niederländers Boyan Slat nach Möglichkeiten, den Kunststoff in Form von Plastiktüten, Kleinstteilen oder in flüssiger Form aus Seen, Flüssen und Meeren zu filtern.
Vermeidung wäre besser: NGO und Politik fordern inzwischen auf, neben Plastikverpackungen auch das Plastik in Kosmetik drastisch zu reduzieren oder ganz darauf zu verzichten. Während in Ländern wie Großbritannien und Kanada der Einsatz des Kunststoffes in Kosmetik verboten ist, setzt in Deutschland das Umweltbundesministerium auf die Einsicht der Kosmetikindustrie.
Der BUND hat inzwischen eine Liste mit Unternehmen veröffentlicht, die (je nach Definition) auf den Zusatz der Stoffe verzichten. Die Verbraucherplattform Codecheck zeigt allerdings in einer Studie auf, dass noch in einer Vielzahl von Produkten Miniplastik steckt.

Im Urlaub am Strand noch Sand unter den Füßen? Oder doch schon Plastik?
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Schönes aus dem Netz
Wer der Plastikflut den Kampf ansagen möchte, nutzt die Listen und Apps verschiedener Organisationen (siehe oben). Kosmetik lässt sich auch leicht selbst herstellen. Auf einer unserer Familienkalender-Seiten kannst Du das Rezept für selbstgemachte Badekugeln nachlesen.
Zahlreiche Blogger bieten immer neue Ideen, um Kosmetikprodukte selbst zu machen, zum Beispiel die Bloggerinnen Luzia Pimpinella oder Jasmin Schneider von Schwatzkatz.
Um die Einkäufe für die Pflegemittel plastikfrei nach Hause zu tragen, näht euch doch auch eine Morsbag! Die Anleitung findet ihr auf unserer Internetseite.
Weiterführende Links:
- Mikroplastik aus Kleidung: https://utopia.de/kleidung-fasern-mikroplastik-34770/
- Plastikfreie Läden: Einkaufen ohne Verpackungsmüll: https://utopia.de/ratgeber/verpackungsfreier-supermarkt
- Charlotte Schuler aus München lebt plastikfrei: http://plastikfreileben.de/
Anke Roggenkamp arbeitet in der Unternehmenskommunikation: „Beruf aus und mit Leidenschaft: So gestaltet sich mein Job in der Unternehmenskommunikation. Mal bin ich „Blattmacher“ der Kundenzeitschrift Naturkunde, Texter für das Mitarbeitermagazin PostED, Informant für die Presse, Blogger, „Twitterfee“ und noch mehr. Klingt spannend – und ist es auch.“
Wisst ihr was (auch weil mich der ganze Plastikmüll schon lange richtig nervt), ich bin wieder auf die gute alte Seife umgestiegen. Das schöne Gefühl aus meiner Kindheit, ein makelloses und duftendes Etwas in den Händen zu haben, ist immer noch da. Ok zugegeben, das wird nicht die Welt retten, aber immerhin. Ich schätze es sind bestimmt für unsere Familie mindestens 30 Plastikflaschen pro Jahr weniger im Sack. Und wenn man das Stück mittels Magnet am Duschregal festmacht, ist es nicht nur immer super bequem zur Hand, sondern sieht sogar recht lange gut aus.
Ja das ist ein leidiges Thema, welches sich leider nicht wirklich verändert. Die Industrie ist nicht zu bremsen. Es muss in nachhaltige Lösungen investiert werden. https://www.google.com/
Umweltfreundliche Energiegewinnung ist heutzutage ein Thema, welches immer mehr Wichtigkeit erlangt. Plastik und Schadstoffe geraten jedoch immer wieder in das Meer und zu viele Unternehmen kommen denken nicht an die Umwelt.
Ich selber bin Inhaber in einer Baufirma und auch wir setzen uns mittlerweile verstärkt mit dem Thema Recycling und Umwelt auseinander. Unter anderem haben wir uns von https://carbotech.ch/dienstleistungen/bereichsspezifische-umweltberatung/
beraten lassen. Dies zeigt, dass auch kleinere Unternehmen etwas zur Förderung nachhaltiger Lösungen beitragen können.
Hallo Tim,
Recycling auf dem Bau ist sicher ein sehr großes Thema, das viel zu wenig Beachtung findet. Gute Sache, dass ihr auch da der Umwelt helft.
Vielen Dank für Deinen Kommentar und viele Grüße
Anke
Umweltfreundliche Energiegewinnung ist heutzutage ein Thema, welches immer mehr Wichtigkeit erlangt. Plastik und Schadstoffe geraten jedoch immer wieder in das Meer und zu viele Unternehmen kommen denken nicht an die Umwelt.
Ich selber bin Inhaber in einer Baufirma und auch wir setzen uns mittlerweile verstärkt mit dem Thema Recycling und Umwelt auseinander. Unter anderem haben wir uns von https://carbotech.ch/dienstleistungen/bereichsspezifische-umweltberatung/
beraten lassen. Dies zeigt, dass auch kleinere Unternehmen etwas zur Förderung nachhaltiger Lösungen beitragen können.
Hallo Thomas,
vielen Dank für den Kommentar. Ich sehe es auch so: Umwelt geht uns alle an und jeder (auch Unternehmen) können einen Beitrag leisten.
Viele Grüße, Anke
Hallo Zusammen
– Wichtige Frage an Euch. Ich befinde mich jedes Jahr 2-3 Monate an den Stränden von Brasilien und Entsorge Plastik. Ich beginne Info-Tafeln aufzustellen an den Stränden.
Habt Ihr eine Grafik vorhanden, die ich verwenden könnte?
– Abfall wegwerfen auf dem Land und auf dem Wasser – Tier ist es auf – wir fangen und Essen die Tiere – somit vergiften wir uns selber- (der Kreislauf der nicht funktioniert)
Könntet Ihr mir mit einer kurzen Bildergeschichte weiter helfen? Die ich verwenden könnte für die Bevölkerung,,, Es darf nur Grafisch sein, da viele nicht lesen können…
Danke für den Bescheid und Hilfe…
Gruss Marc
Hallo Marc,
das ist toll, was Du machst. Ich kann dir nur das Titelbild zu diesem Beitrag anbieten. Sonst haben wir keine Illustrationen zu dem Thema. Viele Grüße Ingrid