Kennt ihr das auch? Manchmal packt es einen und man unternimmt etwas Besonderes, einfach mal ausprobieren. So erging es mir letzte Woche. Hier grau, im Tessin blau. Der Entschluss war gefasst.
Nur …vor dem Haus steht der von Energiedienst gemietete elektrisch betriebene Renault Zoe.
Wie soll ich die 245 Kilometer nach Lugano schaffen? Nach einem Blick in Chargemap entdecke ich eine Ladestation kurz vor dem Gotthard in Erstfeld und eine andere am Ziel in Lugano.
Das müsste reichen, weitere braucht es nicht. Also los geht es!

Bei Langstreckenfahrten empfiehlt sich, die Route genau zu planen und sich im Vorfeld über Lademöglichkeiten zu informieren.
Ohne zu sehr auf die Tube zu drücken (ich halte die gesetzlichen Limite ein) schaffe ich die 122 Kilometer nach Erstfeld ohne Probleme.
Bei den Stadtwerken kann ich gratis laden und im benachbarten Café stärke ich mich mit einem ausgiebigen Frühstück.
Nach einer Stunde ist mein Stahlross wieder reisetüchtig und es geht die nächsten 122 Kilometer durch den Gotthardtunnel und das wunderbare Leventina-Tal vorbei an Bellinzona runter nach Lugano.
Dort lade ich für frei und mache meine Einkäufe im nahegelegenen Einkaufscenter.
Am übernächsten Tag soll es den gleichen Weg zurückgehen.
Aber oh Scheck! Erst in Bellinzona bemerke ich, dass sich vor dem Gotthardtunnel ein Rückstau bildet und zwei Stunden Wartezeit gemeldet werden.
Soll ich den malerischen Weg über den Gotthardpass wagen? Ein kurzes Überschlagen von Distanz und Reichweite …
Es sollte reichen. Ich manage die Batterieressoucen und fahre nur noch 100 km/h auf der Autobahn. In Piotta geht es auf die Kantonsstraße durch Airolo und den Pass hoch.
Die Passstraße ist sehr steil und die Batteriereichweite nimmt doppelt so schnell ab, wie die effektiv zurück gelegte Route, obwohl ich nicht mehr als 60 km/h fahre. Das wird eng.
Ein letzter Aufstieg und das Gotthard Hospiz auf 2091 Metern ist erreicht, noch 15 Kilometer Reichweite, es war knapp!
Wunderbarer Sonnenschein und Touristen, welche meinen Flüsterjet bestaunen. Schnell noch meinen E-Mobilitäts-Kollegen ein Bild gepostet. Danach geht es den Pass bergab.
Dank der Energierückgewinnung erreiche ich das Hotel Chedi in Andermatt mit einer Restreichweite von 30 Kilometern, deutlich mehr als oben auf dem Pass.
Hier kann ich über eine Stunde unentgeltlich laden und mich bei Flammkuchen und Kaminfeuer stärken.
Das letzte Passstück runter durch die Schöllenenschlucht, spare ich weiter Energie, der ZOE lädt fleissig retour. So schaffe ich die Fahrt ins Fricktal ohne noch einen Ladestopp.
Meine Vorurteile über Reichweite sind definitiv weg und meine Batterien geladen! Vom Feedback meiner Kollegen ganz zu schweigen …

Christian Bersier ist Leiter Innovation und Neue Geschäftsfelder bei Energiedienst und begeisterter Elektromobilist.