Deutschland gilt als Autonation. Doch immer mehr Menschen hinterfragen das eigene Auto als Transportmittel. Zu teuer. Zu unpraktisch. Zu unmodern. Stattdessen steigen viele auf multimodale Mobilität um. Warum eigentlich? Und was steckt dahinter? Ein Überblick.
Deutschland ist eine Autonation. Das liegt nicht nur daran, dass die deutschen Autohersteller weltweit zu den Industrieführern gehören, sondern auch daran, dass das Auto hierzulande immer noch Verkehrsmittel Nummer eins ist.
Sowohl in Metropolen als auch im ländlichen Raum ist der eigene PKW das beliebteste Transportmittel.

Aktuell ist das Auto das beliebteste Transportmittel – sowohl in Metropolen, als auch im ländlichen Raum. Quelle: VDV
Die Corona-Pandemie hat dies verstärkt, da in diesem Zusammenhang das eigene Auto von vielen auch als sicherer Schutzraum gesehen wird. Nach einer Umfrage des ADAC nutzen 18 Prozent der Deutschen aufgrund von Corona ihr Auto häufiger als vor der Pandemie. Es gibt aber auch einen Gegentrend.
Gegentrend multimodale Mobilität
Denn die Arbeit im Homeoffice hat auch zu einem Rückgang des Autoverkehrs geführt und viele Menschen sind häufiger zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs. Ein Trend, der von vielen Städten durch den spontanen Ausbau von Pop-up-Radwegen oder Fußgängerzonen unterstützt wurde.
Doch auch schon vor der Pandemie sahen viele das eigene Auto als Transportmittel kritisch. Dies gilt überwiegend in Großstädten, in denen der PKW an Beliebtheit verliert. Statt auf das eigene Auto als einziges Transportmittel setzen viele Großstädter bevorzugt auf multimodale Mobilität, also auf einen Mix aus verschiedenen Transportmitteln und -formen. Viele sehen darin einen ähnlich großen Wandel wie bei der Industrie 4.0 und nennen diesen Trend – weg vom eigenen PKW hin zu alternativen Transportmitteln – daher auch Mobilität 4.0.
Darum wird der eigene PKW unbeliebter
Doch warum bevorzugen viele Menschen multimodale Mobilität? Dabei spielen zwei Trends eine Rolle: Der eigene PKW wird einerseits unbeliebter, während multimodale Mobilität gleichzeitig moderner und praktikabler wird.
Eigenes Auto ist kein Statussymbol mehr
Während das eigene Auto lange als Statussymbol galt, haben jüngere Generationen andere Vorstellungen. Eigener Besitz gilt als unnötig und verschwenderisch und wird negativ bewertet. Insbesondere beim eigenen PKW, der statistisch gesehen 23 Stunden am Tag nicht benutzt wird, wird dies besonders deutlich.
Junge Menschen bevorzugen daher flexiblere Shared-Mobility-Angebote wie Carsharing oder auch Auto-Abos, bei denen sie nur dann ein Fahrzeug buchen, wenn sie es wirklich brauchen. Hier setzt sich immer mehr der Trend zu elektrisch betriebenen Fahrzeugen durch. Damit einher geht die Erkenntnis, dass es oftmals eben nicht notwendig oder praktisch ist, mit dem Auto unterwegs zu sein.
Fahrrad und ÖPNV schneller als Auto
Autofahrer in Metropolen merken dies im Alltag insbesondere an der steigenden Anzahl von Staus. Es verwundert daher nicht, dass Fahrräder für kurze Strecken und Stadtbahnen für längere Strecken effizienter sind und eine Person viel schneller ans Ziel bringen, als ein Auto.

Die Anzahl der gemeldeten Staus nimmt in Deutschland immer weiter zu. Ein weitere Grund auf alternative Transportmittel umzusteigen. Quelle: ADAC
Autos benötigen viel Platz
Gleichzeitig benötigen all diese Autos mit Straßen, Parkplätzen und Parkgaragen sehr viel Infrastruktur. Ein stehender PKW benötigt beispielsweise mehr als zehnmal so viel Raum wie ein Fahrrad.
Doch Autos benötigen nicht nur viel Platz, sie sind auch ineffizient. Dies wird vor allem im Vergleich zum öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) deutlich. Während ein Auto maximal fünf Personen transportieren kann, bietet ein klassischer Linienbus allein 50 Sitzplätze. Je mehr Menschen also vom Auto auf andere Transportmittel umsteigen, desto weniger Fahrzeuge sind auf den Straßen unterwegs, desto weniger Platz nehmen sie ein, desto weniger Stau gibt es – und desto weniger Emissionen stoßen sie aus.
Verbrenner sind schlecht fürs Klima
Insbesondere wenn es um Luftverschmutzung durch Feinstaub oder CO2-Emissionen in Städten geht, gibt es mittlerweile konkrete politische Anstrengungen, um Autos mit Verbrennungsmotor aus Innenstädten zu verbannen. Das gilt sowohl für einzelne Metropolen wie London oder Paris als auch europaweit. Hier haben dann die E-Autos Vorrang.
Die Europäische Kommission fordert beispielsweise bis 2050 europaweit CO2-freie Mobilität. Autos mit Verbrennungsmotoren sollen damit in Innenstädten verboten sein. Damit ist auch klar: Der eigene PKW hat insbesondere in Großstädten eher keine Zukunft. Der Trend geht zur multimodalen Mobilität.
Multimodale Mobilität ist „in“
Multimodale Mobilität steht für einen bunten Mix aus Transportmitteln. Je nach Ziel, Anlass oder Tageszeit wählt man dabei das Transportmittel, das am besten passt. Zum Bäcker um die Ecke geht man zu Fuß, zur Arbeit fährt man mit dem E-Bike, zur Party am Abend mit der Straßenbahn und der Wochenendtrip erfolgt mit einem E-Carsharing-Auto.

Die Straßenbahn ist wichtiger Teil des multimodalen Verkehrskonzept. Seit kurzem fährt passend dazu in Freiburg eine Tram im NaturPionier Design.
Darüber hinaus gibt es auch das Konzept der intermodalen Mobilität. Dabei nutzt man für eine Strecke mehrere Transportmittel, also beispielsweise, wenn man zur U-Bahn per Fahrrad oder Leihscooter fährt.
Das mag auf den ersten Blick kompliziert wirken. Doch moderne Technologien wie Smartphones, Big Data und künstliche Intelligenz haben dafür gesorgt, dass es für Nutzerinnen und Nutzer sehr einfach geworden ist, intermodalen und multimodalen Verkehr zu nutzen. Das Fahrrad gibt es mit Bikesharing per App. Gleiches gilt für den geliehenen E-Scooter. Bustickets lassen sich ebenfalls im Netz kaufen und auf dem Smartphone vorzeigen.
Erste Städte haben bereits Applikationen entwickelt, um den Mobilitätsmix von ÖPNV über Carsharing bis hin zum Leihscooter auf einer einzigen App zusammenzuführen.
Dafür gibt es jetzt eine App
In Berlin gibt es zum Beispiel die App „Jelbi“, über die sich verschiedene Verkehrsmittel reservieren und nutzen lassen. Karlsruhe wiederum bündelt mit „regiomove“ verschiedene Mobilitätsangebote wie öffentlichen Transport und Bikesharing in einer App. Auch in Freiburg wurde die App des RVF „FahrPlan+“ bereits um Car- und Bikesharing-Angebote erweitert.

In Karlsruhe werden die verschiedene Mobilitätsangebote wie öffentlichen Transport und Bikesharing in der App „regiomove“ gebündelt. Bild: regiomove.de
Auch die App „Moovit“ führt verschiedene Transportangebote aus mehreren Städten in einer Anwendung zusammen. Es gibt auch Initiativen wie „The Good Turn“, die nachhaltige Mobilität fördern, indem sie User belohnen, wenn sie das jeweils umweltfreundlichste Transportmittel buchen.
Die Idee all dieser Mobilitätskonzepte der Zukunft ist ähnlich: Egal, welches Transportmittel jemand benutzten möchte, es lässt sich über eine einzige App buchen und bezahlen. Damit wird multimodale Mobilität so einfach wie ein paar Swipes auf dem Smartphone. Theoretisch. Denn praktisch müssen einige Rahmenbedingungen erfüllt sein, damit multimodale Mobilität wirklich so reibungslos funktioniert.
Multimodale Mobilität: Mobilität der Zukunft?
In erster Linie müssen die Transportmittel nicht nur einfach zu buchen, sondern auch regelmäßig verfügbar sein. Es bringt wenig, wenn sich eine Busfahrkarte per App kaufen lässt, der Bus aber nur einmal pro Stunde fährt. Für den ÖPNV bedeutet dies eine höhere Taktung. Städte müssen entsprechend in Fahrzeuge und Personal investieren, um dies zu ermöglichen. Dies darf außerdem nicht nur für große Städte gelten, sondern muss auch den ländlichen Raum mit einbinden. Teilweise muss auch die Infrastruktur neu überdacht werden, um so etwa Radwege auszubauen oder Schnellspuren für Busse bereitzustellen.
Darüber hinaus muss die Technologie entsprechend einfach zu nutzen sein und störungsfrei funktionieren, damit sie angenommen wird. Und schließlich muss der Preis stimmen. Multimodale Mobilität kann letztlich so nachhaltig und fortschrittlich sein wie sie will, wenn Menschen es sich nicht leisten können. Denn dann steigen viele doch lieber ins eigene Auto.

Marinela Potor ist freiberufliche Journalistin und berichtet für Magazine wie BASIC thinking, PC Magazin oder Business Punk. Mobilität ist dabei sowohl beruflich als auch privat ihre Leidenschaft. Seit 2016 leitet sie als Chefredakteurin das Online-Magazin “Mobility Mag”.
Habe 1966 das übernomene Elternhaus mit Bruchstein abgebochen
und ab vorhandenem Keller mit 40 CM Backstein und 5 CM gepreste
Glaswoll isolation der ausenwende neu erstelt das Haus wurde 24
Jare mit einem Zental heitezhert mit 6 CUM Holz zum Kochen für
Heiswasser das ganze Jahr betiben dann wurde auf Erdgasterme
Umgestellt im Jahr 2000 wurde durch grundstück zukauf das Haus
durch meine Kinder erweitert eine neue terme eingebaut ein Röhren
Kolektor auf dem Dach versogt das Haus mit Heiswasser.
Ich wohne im ländlichen Raum im Speckgürtel einer Großstadt. Letztes Jahr habe ich mich nach 35 Jahren Auto durch Homeoffice zum ersten mal gefragt, ob ich überhaupt noch ein Auto brauche. Ich habe die allermeisten Fahrten wie z.B. Einkäufe mit dem Pedelec erledigt. Im Winter hat sich diese Frage dann aber wieder erledigt.
Die Frage die ich mir stelle ist, ob es zwischen Pedelec und Auto nicht ein Fahrzeug gibt, welches auch für schlechteres Wetter tauglich ist. Das könnte meiner Meinung so etwas wie der http://www.biohybrid.com sein.
Es gibt tatsächlich im Bereich E-Pods / Velomobile einige interessante Fahrzeuge, die wie E-Bikes funktionieren, aber überdacht sind. Das Podbike ist z.B. auch komplett überdacht u. bietet damit guten Wetterschutz. Der Deutschlandstart steht kurz bevor. Auch das Solarauto „Squad“ wäre etwas in die Richtung. Da werden wir in den kommenden Jahren aber sicher noch mehr Angebote sehen.
Ich sehe es wie Martin R.! Wohne auch im ländlichen Raum. Es müsste für besondere Fälle, z.B. „Schietwetter“ und „eine dem Ereignis erforderlich angepasste Kleidung“ (z.B. Theater-Besuch) eine Möglichkeit geben, auch kurzfristig, d.h. , ohne stundenlange Vorausreservierung einen Leihwagen zu buchen. Dies wäre mit autonom fahrenden Einheiten eine Möglichkeit.
Definitiv! Die ersten Angebote, die dazu z.B. in Bayern getestet werden, kommen auch gut an. Theoretisch wäre auch kommunales Sharing im ländlichen Raum möglich. Das müsste aber mit viel Initiative von lokalen Akteuren ausgehen (der städtischen Verwaltung, lokalen Autohäusern, Vereinen etc.), denn für große Sharing-Konzerne sind kleine Orte leider bislang nicht wirtschaftlich.
Ich halte die Ausführungen für sehr einseitig, Mobilität ist eine sehr individuelle Angelegenheit. Im ländlichen Raum, wo ich seit 45 Jahren immer noch gerne wohne, sehe das Auto, egal ob Verbrenner oder Elektro, als unverzichtbar an. Ebenso sehe ich nicht alles als miet- oder teilbar an.
Auch hier ist die individuelle Ausrichtung entscheidend.
Im Moment gibt es noch kein E- Auto mit dem man einen Wohnwagen,
ein Segelboot oder einen Pferdetransporter eine entsprechende Strecke ziehen kann um in Urlaub oder zu entsprechenden Sportveranstaltungen zu kommen. Jeder sollte ganzheitlich versuchen seinen CO2 Abdruck so gering wie für ihn darstellbar zu hinterlassen.
Hallo Romeo,
genau darum ist der Schwerpunkt des Textes ja auch auf multimodale Mobilität im urbanen Raum ausgerichtet, wo sich das aufrund der Infrastruktur momentan leichter umsetzen lässt. Heißt aber nicht, dass es das im ländlichen Raum nicht gibt, / bzw. geben kann. In Hessen gibt es zum Beispiel ein Dorf, das das super vormacht (Jesberg) Die Lösungen werden hier aber einfach anders aussehen (müssen). Und ja, du hast absoult Recht. Im Elektrobereich ist noch viel Luft nach oben. Bislang kann ja lediglich der Tesla Wohnwagen mitziehen. Aber Akkus werden leistungsstärker und auch die ersten E-Wohnmobile kommen so langsam.