Der Ausbau der erneuerbaren Energien und die negativen Strompreise

Die Deutschen stehen mehrheitlich hinter der Energiewende, dies belegen einige repräsentative Meinungsumfragen. Doch die zunehmende Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Quellen kann eigentümliche Phänomene zur Folge haben: negative Strompreise.

Wie kann das sein? 2012 registrierte die Leipziger Strombörse EEX 15 Tage, an denen die Abnahme von Strom bezahlt wurde. Dieses Phänomen tritt ein, wenn Windkraft- und Photovoltaikanlagen viel Strom ins Netz einspeisen, der nicht benötigt wird, etwa an Wochenenden oder Feiertagen. Es kommt zu einem Stromüberschuss im Netz.

Die ins Netz eingespeiste Leistung muss aber dem jeweiligen Stromverbrauch entsprechen, damit die Netzfrequenz von 50 Hertz eingehalten und die Stabilität nicht gefährdet wird.

Verschenkter Strom

Konventionelle Kraftwerke können aus mehreren Gründen nicht einfach kurzfristig abgestellt werden: Das An- und Abfahren von Kohle- und Kernkraftwerken ist zu teuer, KWK-Anlagen müssen weiterhin Wärme produzieren und zahlreiche konventionelle Kraftwerke sichern mit ihren Systemdienstleistungen die Netzstabilität.

Das sind Leistungen, die dem sicheren und zuverlässigen Netzbetrieb dienen, vor allem der Frequenz- und Spannungshaltung, dem Versorgungswiederaufbau sowie dem Netzengpassmanagement.

Für den überschüssigen Strom müssen daher Abnehmer gefunden werden. Die Strompreise fallen, negative Strompreise sind möglich.

Die Käufer bekommen schließlich Geld für die Stromabnahme. Zu Spitzenzeiten legen die deutschen Energieversorger bis zu 220 Euro pro verschenkter Megawattstunde Strom drauf.

Diagramm_negative_Preise

Stunden mit negativen Strompreisen.

 

Wasserkraftwerke sichern Netzstabilität

Laufwasserkraftwerke sind in der Lage, binnen weniger Minuten ihre Erzeugung herunterzufahren, indem sie Wasser nicht zur Stromproduktion nutzen, sondern über das Stauwehr des Kraftwerks fließen lassen. Die Wasserkraftwerke von Energiedienst dürfen daher künftig die Stromerzeugung zur Sicherung der Stabilität des Stromnetzes anpassen.

Die Behörden haben einer moderaten Flexibilisierung der Stromerzeugung zugestimmt, zunächst auf drei Jahre befristet.

Wir bieten Systemdienstleistungen an

Für die Systemdienstleistungen werden wir nach derzeitigem Stand die Laufwasserkraftwerke Rheinfelden und Laufenburg einsetzen. Bei Abruf der Regelleistung durch den zuständigen Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW können diese Kraftwerke ihre aktuellen Leistungen um bis zu 50 Prozent reduzieren.

Allerdings dürfen insgesamt nur maximal drei Prozent der mittleren Jahresproduktion von unseren Hochrheinkraftwerken für Systemdienstleistungen genutzt werden. Wir bieten die Regelenergie zunächst nur für den deutschen Markt an.

Wirtschaftliche Vorteile

Die Teilnahme am Regelenergiemarkt bringt uns auch monetäre Vorteile: Wir können die Erzeugung jetzt auch bei negativen Strompreisen reduzieren. Bislang verlangte die Konzession der Wasserkraftwerke am Hochrhein, dass sie die gesamte zur Verfügung stehende Wassermenge zur Stromerzeugung nutzen.

Teure Geschenke

Trotz dieser Maßnahmen wird es an der Börse weiterhin negative Strompreise geben. Österreich, die Schweiz und zunehmend die Niederlande nehmen den überschüssigen Strom ab.

Stromüberschüsse in der Nacht werden etwa gerne dazu verwendet, Pumpspeicher in der Schweiz oder in Österreich zu füllen. Tagsüber hält sich die Freude über den geschenkten Strom jedoch in Grenzen, leben Pumpspeicherbetreiber doch vom Stromverkauf währende der Verbrauchsspitzen.

Auch in den Niederlanden müssen immer häufiger Kraftwerke aufgrund des günstigen Stroms aus Deutschland heruntergefahren werden. Die deutschen Endkunden profitieren nicht von dem Überangebot.

Im Gegenteil: Da die Erzeuger regenerativer Energien feste Marktpreise für ihren Strom erhalten, zahlen die Verbraucher die Differenz zum Verkaufspreis über die EEG-Umlage.

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