Bietet ein elektrisch betriebener Transporter Vorteile für Gewerbetreibende? Unser Gastautor Daniel Bönnighausen hat den Nissan e-NV200 unter die Lupe genommen.
Mit dem Nissan e-NV200 brachte der japanische Automobilhersteller im vergangenen Jahr sein zweites rein elektrisch betriebenes Fahrzeug auf den Markt. Diesen Kompaktvan gibt es als Variante für das Gewerbe und als Variante für die Familie. Als Basis diente die bereits bewährte Technologie aus dem Nissan LEAF.

Nissan e-NV200 – der elektrisch betriebener Transporter bietet sehr viel Platz.

Das Ladevolumen beträgt 4,2 qm, die Nutzlast je nach Variante 570 bis 770 kg.
Vorrangig richtet sich der e-NV200 an das Gewerbe wie Lieferdienste oder Handwerker. In diesen Nischen macht eine Positionierung eines solchen Fahrzeugs aus meiner Sicht auch absolut Sinn. Zunächst ein Blick auf die technischen Daten, die nicht unbedingt unwichtig sind.
Ein Blick auf die technischen Daten des Nissan e-NV200
Der Elektromotor bringt eine Leistung von 80 kW (109 PS) mit und arbeitet per Frontantrieb. Seine elektrische Leistung erhält er aus einem Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von 24 kWh. Möglich ist eine elektrische Reichweite von bis zu 163 km. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 123 km/h, beschleunigt wird von 0 auf 100 km/h in 14 Sekunden.

Seine elektrische Leistung erhält der Nissan e-NV200 er aus einer Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von 24 kWh. Damit kommt der Transporter bis zu 163 km weit.
Aufgeladen werden kann der e-VN200 an der Haushaltssteckdose in 8 bis 10 Stunden, mit bis zu 6,6 kW an Typ 2 in rund 5 Stunden und an CHAdeMO (Schnellladung) in 30 Minuten zu 80 Prozent.
Doch was lässt sich mit dem E-Transporter überhaupt transportieren? Der e-NV200 bietet ganze 4,2 qm Platz für Fracht und kann zwei Europaletten hintereinander aufnehmen. Damit bietet er das größte Ladevolumen seiner Klasse im Vergleich zu den oben genannten Mitbewerbermodellen. Die maximale Nutzlast liegt zwischen 570 und 770 kg, je nach Ausstattungsvariante. Eine Anhängervorrichtung gibt es allerdings nicht.
Es fühlt sich wie Segeln auf der Straße an
Einen Kompaktvan zu fahren fühlt sich anders an als das Steuern eines normalen Pkw. Vor allem die sehr hohe und gerade Sitzposition des Fahrers bringt ein anderes Fahrgefühl mit sich. Besonders deutlich zeigt sich dies in Kurven, wenn der Neuling meint, das Fahrzeug könnte jeden Augenblick umkippen. Zudem gibt es keine Motorgeräusche. So fühlt sich das Fahren eher wie Segeln auf der Straße an. Das fast 1,5-Tonnen-Gefährt wirkt dabei federleicht.

Das Fehlen von Motorgeräuschen und eine recht hohe Sitzposition machen die Fahrt im e-NV200 außergewöhnlich und ziemlich komfortabel.
Dem Nissan e-NV200 kann an dieser Stelle aber voll und ganz vertraut werden, denn für die optimale Straßenlage sorgt der niedrige Schwerpunkt mit der Batterie im Bodenbereich in der Mitte des Fahrzeugs. Hinzu kommen noch die aus konventionellen Verbrennern bekannten Assistenzsysteme wie Airbags, Antiblockier-Bremssystem (ABS) mit elektronischer Bremskraftverstärkung (EBD), das elektronische Stabilitätsprogramm (ESP), Nebelscheinwerfer, Lichtsensor, Regensensor, Geschwindigkeitsregelanlage mit Geschwindigkeitsbegrenzer oder die Rückfahrkamera inklusive Anzeige der Positionslinien für optimales Einparken.

Das Führerhaus des Nissan e-NV200 wirkt sehr aufgeräumt…

…dennoch bietet die Telematikeinheit ganz besondere Funktionen.
Besonders praktisch finde ich den Beifahrersitz. Ist dieser leer, kann er umgeklappt werden und präsentiert eine Schreibfläche mit Ablagemöglichkeiten. Zunächst mag das sehr aufgeräumte Führerhaus ein falsches Bild vermitteln und ein schwach ausgestattetes Fahrzeug präsentieren.
Infotainmentsystem und nützliche Online-Funktionen
Doch auf den zweiten Blick entpuppt sich die Nissan Carwings Telematikeinheit. Während der Fahrt erhält der Fahrer über deren Instrumententafel den aktuellen Ladezustand, die Geschwindigkeit, voraussichtliche Restreichweite, die Energieanzeige und Batteriekapazität.
Richtig nützlich wird Carwings durch den Einsatz der zugehörigen App am Smartphone oder PC. Damit lassen sich etwa die Klimaanlage steuern, der Ladevorgang starten oder beenden, der Ladestatus abfragen oder auch eine Route planen, die anschließend im Fahrzeug verfügbar ist.
Zusätzlich steht ein vollwertiges Infotainmentsystem NissanConnect mit Navigation, Freisprecheinrichtung, Nachrichtendiensten und Einstellungen für den Energieverbrauch, der Klimaanlage und Timer zur Verfügung. Lieferadresse hat sich geändert? Einfach per SMS zusenden lassen und automatisch die Navigation starten.
Leises und entspanntes Fahren
Die Telematikdienste sind meiner Meinung ganz schön komfortabel. Doch auch ansonsten ist ein E-Transporter etwas Angenehmes. Elektrische Fahrzeuge wie der e-NV200 sorgen für ein leises und entspanntes Fahren – und die richtige Temperatur. Du stehst auf, verlässt das Haus, und das Fahrzeug ist bereits warm und frei von Eis. Denn die Klimaautomatik nutzt bei angeschlossenem Ladekabel Strom aus der Steckdose zum Aufheizen. Im Sommer wird dagegen auf eine bestimmte Temperatur heruntergekühlt.
Preise und Ausstattungslinien
Insgesamt gibt es vier Ausstattungslinien des Nissan e-NV200 (PRO, PRO+, COMFORT und PREMIUM) als Kastenwagen/Transporter. Der Einstiegspreis liegt bei 20.100 Euro netto mit Batteriemiete (kommt noch hinzu) oder 25.058 Euro netto mit Batteriekauf. Wird die Batterie gemietet und nicht gekauft, so sind Laufzeit und die Laufleistung für die Höhe der monatlichen Miete entscheidend.

Nettopreise der Nissan-Batteriemiete
Bei der Zusatzausstattung gilt es ins Detail zu gehen, denn so gibt es erst ab der PRO+ das oben angesprochene NissanConnect mit Farbdisplay als Touchscreen, der USB-Schnittstelle und Bluetooth. Auch der CHAdeMO-Schnellladeanschluss ist erst ab dieser Variante verfügbar.
Lohnt sich die Anschaffung für das Gewerbe (Lieferdienste/Handwerk)?
Diese Frage muss man sich generell bei jeder Anschaffung eines Fahrzeugs stellen. Vor allem ist die täglich zu überbrückende Reichweite sowie Aufenthaltsdauer im Unternehmen im Laufe des Arbeitstages wichtig. Wer täglich mit einem Fahrzeug rund 140 km fahren muss und dabei seine Mittagspause in der Firma verbringt, der kann während dieser Pause das Fahrzeug an einen Typ 2-Ladeanschluss mit bis zu 6,6 kW anschließen und kommt locker durch den Arbeitstag.

Die Ladeanschlüsse des Nissan e-NV200
Zusätzlich senkt ein Elektroauto die Betriebskosten, denn konventioneller Kraftstoff ist teuer. Der Wirkungsgrad eines E-Transporters ist viel besser als der eines Verbrenners. Lästige Ölwechsel gibt es beim E-Fahrzeug nicht, eine Getriebewartung ebenso wenig. Damit sind die Unterhaltskosten niedrig. Auch die Kfz-Steuer entfällt, und bei der geplanten Pkw-Maut sind Elektrofahrzeuge ausgenommen. Gedanken über Umweltzonen muss man sich ebenso wenig machen. Die Fahrweise ändert sich erfahrungsgemäß zum Positiven, mit entsprechendem Effekt auf die Effizienz.
Wer sich ein Praxisbeispiel anschauen möchte, der kann sich direkt an den Biobäcker in Hilden wenden und sich selbst überzeugen. Denn dieser produziert den benötigten Strom selbst, nutzt ihn für den Eigenverbrauch und speist auch seine Fahrzeuge damit. Er profitiert von dem angebotenen e4business-Programm, bei dem Unternehmen günstige Leasingraten bzw. auf einen günstigen Kaufpreis zurückgreifen können. Sie erhalten eine kostenlose Fahrzeugbeklebung; der Automobilhersteller bindet das Unternehmen in die eigenen e4business-Kommunikationsmaßnahmen mit ein.
Gibt es Förderprogramme in Deutschland für Unternehmen?
Leider gibt es seitens der Bundesregierung kein allgemeines Förderprogramm. Eine finanzielle Begünstigung wie in Frankreich oder Norwegen existiert nicht. In der Diskussion sind lediglich Vorteile im Alltag wie die Nutzung von Busspuren oder gesonderter Parkflächen.
Unter dem Strich sind die Anschaffungspreise für ein Elektrofahrzeug wie den Nissan e-NV200 dennoch absolut in Ordnung. E-Fahrzeuge eignen sich derzeit noch viel eher für das Gewerbe als für die Privatperson. Natürlich würden echte finanzielle Anreize noch viel eher für den Schritt in diese Richtung sorgen als irgendwelche Begünstigungen wie sie die Bundesregierung momentan plant.
Deshalb hat sich Mitsubishi hierzu Gedanken gemacht und Förderprogramme aufgelistet, die herstellerübergreifend existieren. Sie können nach Bundesländern gefiltert werden. Ein Großteil steht dabei leider oft nur lokal und unter bestimmten Voraussetzungen zur Verfügung, kann aber sicher für das ein oder andere Unternehmen von großem Interesse sein.
Fazit
Meine Sympathie zur Elektromobilität kann ich nicht verschweigen, wie man auch anhand meiner Interessenschwerpunkte auf danielboe.de sehen kann. Dennoch bin ich Realist genug und beweihräuchere diese Antriebstechnologie nicht. Es gibt auch Grenzen. Ich sehe Elektrofahrzeuge als Nischenprodukte, die den Verbrenner noch nicht in allen Belangen ablösen können. Vielleicht ist dazu auch meine Artikelserie zur Elektromobilität interessant, vor allem der Artikel „Würde ich mir als nächstes ein Elektroauto kaufen?“

Der Nissan e-NV200 konnte mich als Transporter voll überzeugen und zeigt, wie gut Elektromobilität im Gewerbe funktionieren kann.
Der Nissan e-NV200 konnte mich persönlich überzeugen und zeigt, wie gut Elektromobilität im Gewerbe funktionieren kann, besonders wenn Unternehmen den Strom selber produzieren und auf den Batteriespeicher setzen wollen. Denn genau dann rechnet sich ein Fahrzeug über einen längeren Zeitraum.
Alle Fotos in diesem Beitrag: Daniel Bönnighausen, saving-volt.de


Setze auf Effizienz und alternative Antriebsmethoden, liebe die Elektromobilität und mag die moderne Konnektivität zwischen Smartphones, Internetdiensten und Fahrzeugen. Als gelernter Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik bin ich in diesem Bereich in meiner Materie.
Hi Daniel, danke für den spannenden Beitrag! Ich bin ja auch fleißig am Testen und mache die Erfahrung, dass die erreichbaren Reichweiten je nach Fahrverhalten sehr, sehr unterschiedlich ausfallen können. Gerade bei einem Transporter – mal voll, mal leer – dürfte das ja auch sehr stark schwanken. Kannst du dazu noch was sagen?
Die Reichweite bei einem Elektroauto entspricht unter realen Bedingungen natürlich nicht der vorgegebenen vom Hersteller. Wobei sich dies ebenso auf die konventionellen Verbrenner beziehen lässt. NEFZ-Werte sind beschönigt und reine Laborwerte. Grund genug sich dies einmal genauer anzusehen. Der tägliche Weg zur Arbeit betrug 45 km für eine Strecke. Dabei konnte ich mit dem e-NV200 ohne Probleme hin- und wieder zurückfahren. Am Ende des Tages zeigte die Restreichweite noch 30 km an. Mein Weg führt zum größten Teil über Land- und Bundestraßen. Nur ein geringer Teil führt dabei durch kleinere Ortschaften und Städte. Trotz der Restreichweite von 30 km, die sich durchaus stark verändern kann, kam ich mit dem Fahrzeug bei stark angepasster Fahrweise auf 120 km. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich bereits einige Elektrofahrzeuge gefahren bin und Erfahrung der Fahrzeuge, der Strecke, dem Verkehr, dem Gelände und beispielsweise der Ampelphasen und Wetterbedinungen definitiv weiterhelfen.
Die geografischen Gegebenheiten sind extrem unterschiedlich und daher würden genaue Messverfahren wenig bringen. Damit sollen sich Professoren, Doktoren und Institute auseinandersetzen. „Glaube keiner Studie die du nicht selbst gefälscht hast“ ist ein bekanntes Motto. Jeder ehrliche Testfahrer kann nur aus seinen eigenen Erfahrungen sprechen und das tue ich ja an dieser Stelle. Unter sommerlichen Bedingungen erreiche ich die 120 km sicherlich leichter als im Winter, auch kann die Reichweite sich nur mal auf 100 km beschränken, wenn es wirklich sehr sehr kalt ist oder irgendwelche Umstände mir einen Strich durch die Rechnung machen. Genauso ist es aber auch möglich, dass ich eine Reichweite von 130 km erreichen könnte. In meinem Fall waren es eben im Schnitt 120 km unter winterlichen Bedingungen bei um die 0° C.
Moin,moin,
ich bin durch Zufall auf EnergieDienst.de geraten, weil ich mich u.a. für den Nissan e-NV200 Transporter interessiere.
Ich finde dein e-NV200 Test ist dir gut gelungen, sehr informativ;)
Ich hoffe das sich evtl. auch bald hier im Norden Autovermieter oder CarSharing Unternehmen finden die dieses Fahrzeug in Ihrer Flotte aufnehmen?
Da wir im Norden, und hier besonders die Politik, ja ohnehin eher hinterherhinken was die Elektromobilität angeht.
Ärgerlich auch das z.B. Aldi , Ihre kostenlosen E-Tankstellen nur bei Aldi Süd aufbaut, und so den Aldi Nord Kunden das Gefühl der Zweitklassigkeit vermittelt!
Aber ein Lichtblick taucht auch hier in der Schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel auf.
Anfang 2016 wird es ein CarSharing Unternehmen in Kiel riskieren, und zum bisherigen Renault Fluence E, zwei weitere Elektroautos in Ihrer Flotte aufnehmen.
So das auf ca. 242000 Kieler Bürger ganze 3.mietbare Elektroautos kommen……besser versorgt sind bei uns nur Politiker und die Angestellten der Stadtverwaltung mit E-Fahrzeugen;)
Ach ja ….. zwei E-Tankstellen sind mittlerweile auch schon in Kiel aufgebaut….es geht mit gewaltigen Schritten voran;)
Gruß aus Kiel
Mike
Hallo Daniel, dein Bericht war sehr informativ. Ich interessiere mich für ein paar fahrzeugspezifischen Parameter des Nissan-e-nv200 wie z.B. Stirnfläche, Widerstandsbeiwert und Maximalgeschwindigkeit des Fahrzeugs, die zur Berechnung des Luftwiderstands von Nöten sind. Hast du eine Idee wo man die Parameter herbekommt? Aus dem Herstellerdatenblatt gehen die Parameter nicht hervor. Viele Grüße Cornelius
Mal sehen ob das jemand weis?
Die wirklichen Innenmaße des Laderaums?
Anhängerkupplung Mehrkosten und zieht der noch 400 kg und wie lang?
Bin gespannt .
Ach ja gibt es den Nissan e NV200 Transpoter schon gebraucht?
Danke .Euer Roman Fuchs