Es ist kein Schloss, keine Villa im Grünen. Sondern eine Wohn-Box. Damit hat sich die Baubiologin Tanja Schindler einen Traum erfüllt. Sie wohnt im schweizerischen Nänikon in einem Minihaus, das sie zusammen mit einem Architekten entworfen hat. Nur 35 m² ist es groß. Es erzeugt die Energie, die seine Bewohnerin verbraucht, selbst. Wie das funktioniert? Das wollte ich unbedingt von ihr erfahren.
Kurz vor unserem vereinbarten Treffen drehe ich noch eine Runde durchs Dorf. Und ehrlich – kann’s mir nicht verkneifen, zu fragen, was man hier von dieser unkonventionellen Wohnform hält. „Schon spannend“, erklärt mir eine Frau mit einem kleinen Hund. Aber drin wohnen? Wo doch sehr viele hier im Ort ein geräumiges Eigenheim besitzen? Okay, zu viel Platz mit den Jahren. „Unsere Kinder sind schon lange ausgezogen.“ Aber deshalb auf ein Minihaus umsteigen, da würde ihr doch was fehlen, sagt die Dame kopfschüttelnd.
Ja, was denn eigentlich, frage ich mich, während ich weiter gehe. Wenige Minuten später stehe ich vor der Öko-Box. Auf einer kleinen Wiese mitten im Dorf, umgeben von Neubauten, die Grundschule liegt nur wenige Meter entfernt.

Über eine Löwenzahnwiese geht’s zum Ökominihaus mit Photovoltaik an der Fassade. Foto: Tanja Schindler
Ökologisch wohnen auf kleinstem Raum
Tanja Schindler öffnet lächelnd die Tür. Barfuß geht sie über den vom Sonnenlicht erwärmten Fußboden aus weiß geölter Eiche. Der erste Eindruck: Viel Licht, raumhohe Fenster. Der Innenraum wirkt erstaunlich komfortabel und hat keineswegs Bauwagen-Flair.
Am einen Ende der 12 Meter langen und 3,6 Meter breiten Wohn-Box befindet sich das Schlafzimmer mit mobilem Raumteiler. Der ist auf der einen Seite ein Kleiderschrank und auf der anderen ein Bücherregal. Er trennt Schlaf- vom Wohnraum.
Am anderen Ende liegt das Bad. Dazwischen eine offene Küche mit Wohnbereich. „Das finde ich praktisch, dass ein Möbel gleich mehrere Funktionen hat“, sagt Tanja Schindler und zieht aus der Rückseite ihres Schlafzimmerschranks eine Tischplatte mit Laptop heraus. Ihr Home Office.
Man spürt, sie hat viel Ahnung von Innenarchitektur, Farben, Formen und Ökologie. Als Fachfrau für ganzheitliche Raumgestaltung berät sie Menschen, die Wert auf gesunde, hochwertige Baustoffe legen.
Die Wände ihres Minihauses sind in Holzständerbauweise erstellt und mit Lehmbauplatten ausgestattet. Das garantiert ein angenehmes Raumklima mit einer Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent. Eine eingebaute Lüftung bringt permanente Frischluftzufuhr.
Elektrogerät in der Küchenzeile versteckt
„Und wo kochen Sie?“ frage ich etwas verwirrt, denn einen Herd sucht man hier vergeblich. Schwups, da zieht sie die Eichenplatte des Esstischs aus. Darunter kommt ein Dreiplatten-Gasherd zum Vorschein.
Den Strom produziert eine 18 Quadratmeter-Photovoltaikanlage an der Hausfassade, Warmwasser wird über Solarthermie vom Dach produziert. Die Waschmaschine funktioniert mit Vorschaltgerät, das direkt Warmwasser zuführt und dadurch Strom und Geld spart.

Waschmaschine mit energiesparendem Vorschaltgerät und Akkustaubsauger (rechts an der Wand). Foto: Christine Speckner
Geheizt wird ausschließlich mit einem raumluftunabhängigen Kaminofen, der von außen Frischluft zieht. Die Lehmwand, die ihn umgibt, funktioniert wie ein großer Wärme-Speicher, so dass keine Wärme verpufft.
Funktioniert ohne Wasserspülung: die Komposttoilette
Das Highlight, sagt Tanja Schindler, ist die Komposttoilette. Sauber und umweltfreundlich trennt sie Flüssigstoffe und Feststoffe. „Wie jetzt?“ frage ich. Ganz ohne Gerüche? Ja, klappt einwandfrei. Die Feststoffe landen in einem Behälter mit verrottbarem Abfallsack, der alle sechs Wochen geleert wird. „Könnte ich auf den Kompost machen, habe aber leider keine Bewilligung erhalten“, erklärt sie. Also kommt er in den Restmüll.
Die Flüssigstoffe werden über das Abwasser der Gemeinde entsorgt. Eine Lüftungsanlage sorgt für Frischluft.
Der Technikraum macht’s möglich
So langsam wird mir klar, dass hier drin alles Öko ist. Gibt’s dafür auch eine Art Schaltzentrale? Tanja Schindler nickt. Sie öffnet auf der Gebäuderückseite eine Glastür, dann stehen wir vor dem Technikraum. Darin befinden sich Batterien zur Stromspeicherung (3,5 Kilowattstunden Speicherkapazität). Daneben der Warmwasserspeicher für die Solarthermieanlage.
Damit kann die solare Wärme auch bei schlechtem Wetter oder nachts genutzt werden.

Im Technikraum: Batterien zur Stromspeicherung (3,5 Kilowattstunden Speicherkapazität). Foto: Christine Speckner

Daneben der Warmwasserspeicher für die Solarthermieanlage. Falls lange keine Sonne scheint, und der große Boiler nicht mehr aufheizen kann, leistet ein Gasdurchlauferhitzer (rechts) gute Dienste. Foto: Christine Speckner
Mit 210 Liter Fassungsvermögen ist er allerdings für eine Person überdimensioniert, wie sich gezeigt hat. Falls lange keine Sonne scheint, und der große Boiler nicht mehr aufheizen kann, leistet ein Gasdurchlauferhitzer gute Dienste. „Schön wäre natürlich, wenn er mit Biogas betrieben würde“, meint Tanja Schindler.
Doch so ein Modell gab es beim Einzug noch nicht. Daher sind zwei Propangasflaschen ebenfalls im Technikraum deponiert.
Klingt toll – und wo ist der Haken?
Der sehr sonnenarme vergangene Winter im Ökominihaus hat das ganze System auf eine harte Probe gestellt. „Das Haus und ich haben es trotzdem geschafft ohne Stromausfall diese kalten, dunklen Wintertage zu überstehen“, sagt sie.
Es war schon sehr eindrücklich, wie viel Strom die Photovoltaikanlage auch ohne Sonne jeden Tag und über so lange Zeit generieren konnte. Lediglich der Verzicht auf den Kühlschrank – es war ja draußen kalt genug, um den Inhalt kühl zu halten – hat gereicht, das normale Leben mit Licht, Computer, Drucker, Kaffeemaschine usw. am Laufen zu halten.
Der Holzverbrauch für die Heizung hat sich jedoch im Vergleich zum Vorjahr stark erhöht. „Wenn die Sonne keine Wärmeunterstützung anbietet, brauche ich zwei Ster Hartholz pro Winter. Hilft die Sonne immer wieder mit, reicht ein Ster“, erklärt Schindler.
Aber die solare Wassererwärmung wird bei solchen Verhältnissen praktisch unbrauchbar. Der Durchlauferhitzer mit Gas hat diesen Ausfall durch ständigen Betrieb egalisiert. Und beim Gasverbrauch hat sich das mit zusätzlichen SFr. 35.- niedergeschlagen.
Weniger Raum, mehr Lebensqualität
Tanja Schindler (49) zog ins Minihaus, weil sie Ballast abwerfen wollte. Das war vor vier Jahren. „Wozu brauche ich 12 Paar Schuhe?“
Einfach leben, sagt sie, bringt Freiheit. Kleidung und Hausrat hat sie aussortiert und gemerkt, dass weniger auch mehr sein kann. Einfach kann heißen, das Leben reduzieren. Sich an Dingen freuen, die man um sich hat. „Ich habe viele kleine schöne Dinge entdeckt“, erzählt sie.
Im Winter neben dem Ofen sitzen und durch die großen Fenster auf Schneeflocken schauen. Im Sommer auf der Terrasse sitzen…
Ist das auf Dauer nicht ein bisschen eng, in so einer Box? frage ich. Nein, sagt sie. Im Gegenteil. Sie habe auf diesem Wege sogar etliche Produkte für ein gesundes und ökologisches Leben entdeckt – sei es im Bereich Möbel, Körperpflege oder Kleidung.
Das mobile Minihaus, erzählt sie mir, wurde in Deutschland fix fertig gebaut. Bei dem Transport in die Schweiz hatte sie zwar ganz schön Bammel, aber es kam doch ohne Schaden an. Die Parzelle, auf der das Haus steht, hat sie für vier Jahre von der Gemeinde gemietet.
Hier steht nicht nur „Öko“ drauf
Die Erfahrungen, die Schindler seit vier Jahren sammelt, sollen in die Produktion weiterer Minihäuser einfließen. Die Idee war ja, Ökologie und Nachhaltigkeit in eine neue Wohnform umzusetzen und erlebbar zu machen. Seitdem steckt sie viel Zeit in das Projekt und zeigt gerne wie sie wohnt.
Immer wieder erhält sie Anfragen, ob man so ein Haus auch kaufen kann. Man kann. Schlüsselfertig kostet es 180.000 Schweizer Franken. Schindler vermittelt auch einen großen Garten oder Bauland für Menschen, die im Minihaus leben möchten. Und sie sucht Menschen, die bereit sind, ihren Garten oder Bauland zu vermieten.
Ein Mietvertrag auf Zeit, mindestens fünf Jahre sollten es sein. „Jeder hat seinen Vorteil“, sagt sie. „Der eine bekommt Mietbeiträge und ein Ökominihausbesitzer hat ein Stück Land, wo er leben kann.“
Über 2.000 Besucher in vier Jahren
Das Interesse von Schweizern und Deutschen an Führungen im Ökominihaus ist riesig. Doch leider muss Schindler eine nüchterne Bilanz ziehen was der Bau von weiteren Ökominihäusern angeht. „Ich konnte in den letzten vier Jahren, trotz vielen Interessenten, kein einziges Projekt umsetzen.
Es kann viele Ursachen haben: die Baugesetze, die Behörden, das fehlende Bauland oder das Risiko, das ein erster Bauherr natürlich eingehen muss, weil noch keine großen Erfahrungen vorzuweisen sind.“ Sie ist aber immer noch voller Hoffnung, dass sich in nächster Zeit alle Komponenten zusammen finden und sie endlich die Erfahrung dann auch vorweisen kann. „Mal sehen, ob die Idee doch noch eine Chance hat oder es einfach zu früh ist für eine solche Wohnform.“
Termine für öffentliche Führungen sind auf Anfrage erhältlich: hallo@oekominihaus.ch, www.oekologische-raumgestaltung.ch
Das Haus steht noch bis September 2017 in Nänikon.
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Mein Tipp: Das Städtli-Café am Greifensee. Liegt ganz in der Nähe von Tanja Schindlers Ökominihaus. Ein idyllisches Plätzchen mit Gartenterrasse und super Seesicht.

Mein persönlicher Tipp, lässt sich gut mit einer Führung im Ökominihaus verbinden: Städtli Café am Greifensee. Foto: Christine Speckner

Christine Speckner ist freie Journalistin und lebt bei Freiburg im Breisgau.
Hochinteressant, vielen dank.
Liebe Grüße
http://www.ingegerd.de