Laufen ist gesund und hält fit. Könnte man die Energie der Schritte in Strom umwandeln, wäre das eine tolle Sache. Bei täglich rund 5.000 bis 6.000 Schritten pro Person, erschlösse sich ein gewaltiges Potenzial an sauberer Energie.
Laurence Kemball-Cook will genau diese Energie nutzen und arbeitet seit Jahren an Fußböden, die nicht nur Strom erzeugen, sondern auch Daten erfassen. Bereits 2009 gründete Laurence Kemball-Cook im London sein Startup Pavegen und sorgt seither immer wieder für Schlagzeilen. Mit weltweit mehr als 200 Installationen wirbt das Unternehmen inzwischen für seine Technik.
Bisher nicht viel mehr als eine interessante Spielerei, könnten die multifunktionalen Fußbodensysteme schon bald in Smart City-Projekten auf der ganzen Welt eingesetzt werden. Ende Februar 2018 unterzeichneten Siemens und Pavegen ein Memorandum of Understanding. Die Zusammenarbeit mit dem weltweit führenden Innovationsunternehmen wird die Technologie günstiger und profitabel machen.

Laurence Kemball-Cook, CEO, Pavegen und Jenny Bofinger-Schuster, Senior Vice President Sustainability and Cities, Siemens unterzeichnen ein Memorandum of Understanding.
Pavegen beschäftigt 30 Mitarbeiter an seinen Hauptsitz in London sowie in seinem Forschungs- und Entwicklungszentrum in Cambridge.
Der große Partner Siemens mit seinen rund 372.000 Angestellten könnte dem Startup zum weltweiten Durchbruch verhelfen.
„Bei Pavegen dreht sich alles darum, den Menschen in den Mittelpunkt der Smart-City-Infrastruktur zu stellen“, sagt Laurence Kemball-Cook, Gründer und CEO von Pavegen. Siemens verfüge über die Fähigkeiten, Ressourcen und das Netzwerk, um dabei zu helfen, in den Bereichen Verkehr und Immobilien zu wachsen.

Die neue Pavegen-Technologie V3 erzeugt über 200 Mal mehr Leistung als das erste Modell aus dem Jahr 2009.
Bei der Entwicklung der Fußböden hat sich seit den Anfängen vor neun Jahren einiges getan. Die aktuellen Modelle im dreieckigen Design erzeugen 200-mal mehr Energie als die ersten rechteckigen Fliesen aus dem Jahr 2009.
Die neuen Fliesen maximieren sowohl die Energieabgabe als auch die Datenerfassung. Sie bestehen aus Stahl, Recycling-Aluminium und einem Verbundwerkstoff. Die Kanten der Dreiecke sind jeweils 500 Millimeter lang und die Nennleistungen der Fliesen betragen je etwa fünf Watt.
Tritt man auf eine Fliese, werden durch das Körpergewicht elektromagnetische Induktionsgeneratoren um rund fünf Millimeter vertikal verschoben, was zu einer Drehbewegung führt, die Strom produziert. An jeder Ecke der Fliese sitzt ein Generator.
Jeder Schritt erzeugt im Drehgetriebe rund 1.500 Umdrehungen pro Minute. Darüber hinaus ist jede Kachel mit einer drahtlosen Programmierschnittstelle (API) ausgestattet, die Echtzeit-Bewegungsdatenanalysen überträgt und gleichzeitig direkt und bedarfsgerecht Strom produziert. Die Fliese ist auch in der Lage, sich mit einer Reihe von mobilen Geräten oder Gebäudemanagementsystemen zu verbinden.
Wo viele Menschen gehen, zeigt das System seine Leitungsfähigkeit. Dies ist insbesondere an Bahnhöfen, Flughäfen oder großen Einkaufsstraßen der Fall.
In Morra da Mineira, einem Armenviertel in Rio de Janeiro, stattet Pavegen im September 2014 einen Fußballplatz mit zweihundert der innovativen Fließen aus. Diese liegen unter dem Rasen und erzeugen Strom für die sechs 300 Watt Lampen der Flutlichtanlage.
Solange die Spieler laufen, ist alles in Ordnung. Der von ihnen erzeugte Strom wird ebenso wie zusätzlich Strom aus Solarzellen gespeichert und liefert für mehrere Stunden Energie für die Lichtanlage. Damit trotzt das Stadion den regelmäßigen Stromausfällen in der Region. Ist das Spiel allerdings zu Ende, gehen auch irgendwann die Lampen aus.
Im Sommer 2017 installierte Pavegen seine Technologie auf 20 Quadratmetern in der Londoner Bird Street, die auf die Oxford Street führt, die belebteste Einkaufsstraße Europas. Die Bewegungsenergie der Spaziergänger wird in Strom umgewandelt, der tagsüber Vogelgeräusche erzeugt und nachts für die richtige Beleuchtung sorgt.
Seit November 2016 gehen in der Connecticut Avenue in Washington D.C. täglich etwa 10.000 Menschen über 240 Quadratmeter Pavegen-Fliesen. Nur wenige Meter vom Weißen Haus entfernt, erzeugen sie damit umweltfreundliche Energie für das lokale Stromnetz.
Weitere Installationen finden sich unter anderem am Heathrow Airport sowie bei Harrods in London, in einem Stadion in Lagos in Nigeria, am Bahnhof der französischen Stadt Saint-Omer und in der kasachischen Hauptstadt Astana. Und das Unternehmen will sein Portfolio an Festinstallationen zügig weiter ausbauen. Auch Krankenhäuser stehen auf der Wunschliste.

Diplom-Physiker Ingo Fleuchaus macht mit seiner PR-Agentur textdirekt seit mehr als zehn Jahren Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für Kunden aus der Energiebranche. Die Schwerpunkte bilden Themen aus den Bereichen Energieversorgung, Erneuerbare Energien, Elektromobilität und Forschung.
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Hallo Zusammen,
Hei, wie der Fliesen-Typ nervt!
„ein gewaltiges Potenzial an sauberer Energie“ – wie lächerlich…
Warum berichtet der Blog nicht auch gleich noch von der „Quant NanoFlowcell“ von Nunzio La Vecchia oder diverse sündteure, ieffiziente Solar-Wege und Strassen-Beläge?
Grüsse
„Darüber hinaus ist jede Kachel mit einer drahtlosen Programmierschnittstelle (API) ausgestattet, die Echtzeit-Bewegungsdatenanalysen überträgt“
Das mit dem Stromerzeugen, gerade an stark frequentierten Bereichen wie Flughäfen und Bahnhöfen kann ich gut nachvollziehen. Aber wofür werden denn Bewegungsdatenanalysen gemacht? Damit der von mir erzeugte Strom einen Bildschirm neben mir anstellen kann der mir sagt, dass ich mal wieder eine Diät machen sollte?
Hoffentlich handelt es sich dabei nicht um einen verspäteten Aprilscherz.
Super Innovation. Habe erst jetzt in dem Magazin „Meine Energie“ der CKW gelesen. Weshalb ist das Produkt nicht so bekannt? In der Schweiz habe ich noch nie davon gehört.
Die Anwendung des Produkts würde ich sogar ausweiten. Die Belege der Autobahnen sollte man nützen können. Nehmen Sie diese Fläche Weltweit – das wäre gigantisch.
Wurden Versuche mit dem Produkt unterhalb von Asphalt gemacht? Wäre vielleicht ein Ansatz?
Viele Grüsse
Sonja Bossert