Energie wird teurer und teurer. Das gilt neben Strom vor allem auch für Kraftstoffe. Ganz gleich, ob Diesel oder Benzin, die Autofahrt wird heute zur echten finanziellen Belastung. Wie schneidet CarSharing im Vergleich zum eigenen Privatfahrzeug ab? Wir machen den Check.
Viele Fahrende überlegen wegen der gestiegenen Spritpreise zu Recht, das eigene Fahrzeug abzuschaffen. Etablierte Alternativen bieten CarSharing-Angebote. Gerade Wenig- und Gelegenheitsfahrende können damit den Aufwand für die Unterhaltung eines eigenen Fahrzeugs vermeiden. Die zentrale Frage ist aber, ob CarSharing tatsächlich eine finanziell interessante Alternativlösung darstellt.
Private Fahrzeuge – offensichtliche und oft übersehene Kosten
Wer an die Kosten für das eigene Auto denkt, hat zuallererst sicherlich die tagtäglichen Kosten für den Treibstoff, also für Benzin oder Diesel, im Sinn. Darüber hinaus finden sich aber noch zahlreiche weitere, mehr oder minder offensichtliche Kostenpunkte, die sich zur finanziellen Gesamtbelastung durch einen Privatwagen aufsummieren. Eine breit angelegte Studie aus dem Jahr 2022 fand heraus, dass die Fahrzeugbesitzenden die Gesamtkosten insgesamt nur etwa halb so hoch ansetzen, wie sie tatsächlich sind. Auf dieser Basis wird davon ausgegangen, dass etwas mehr als ein Drittel der Eigentümerinnen und Eigentümer mit dem Wissen um die tatsächlichen Kosten vom eigenen Fahrzeug Abstand nehmen würden.
Unmittelbare Fahrzeugkosten
Besonders präsent sind all die Kostenpunkte, die direkt ersichtlich vom eigenen Konto abgehen. Das ist zuallererst einmal der Kaufpreis, die wohl größte Summe überhaupt, oder monatlich anfallende Leasingraten. Hinzu kommen regelmäßige Tankfüllungen sowie die turnusmäßig anstehenden Zahlungen für Versicherung und Steuer. Darüber hinaus tragen Verschleißteile wie Reifen, Zahnriemen und Öl zu den mehr oder minder gut kalkulierbaren laufenden Kosten bei. Zuletzt können aber auch unvorhersehbare Schäden zumindest mit zunehmendem Alter eine deutliche finanzielle Belastung darstellen.
Verdeckte Kosten rund um den Pkw
Weniger deutlich schlagen die verdeckten Kostenpunkte zu Buche. Den größten Betrag macht hier ganz klar der Wertverlust des Fahrzeugs aus. Am größten fällt dieser unmittelbar nach dem Kauf aus. Er sinkt mit zunehmendem Alter und steigender Fahrleistung. Bereits in den ersten Jahren kann bis zur Hälfte des Fahrzeugneuwerts verfallen und damit unweigerlich verloren sein. Dazu summieren sich verschiedene weitere Kosten bis hin zu den immer wieder anfallenden Parkgebühren, die eben mal so aus der Barkasse beglichen werden, zu enormen Beträgen.
Unterhaltskosten nach Fahrzeugklassen
Natürlich variieren die individuellen Unterhaltungskosten für Fahrzeuge je nach Fahrzeugtyp und Region. Trotzdem finden sich Regelbeträge, die zumindest einen groben Anhaltspunkt für die monatlichen Belastungen je Fahrzeugklasse bieten:
CarSharing – gutes Marketing oder tatsächlich Kostensparmodell?
Die Rentabilität von CarSharing lässt sich pauschal nicht feststellen. Stattdessen variiert das Verhältnis Privatwagen zu Sharing-Fahrzeug in Abhängigkeit von Fahrzeugklasse und Fahrleistung. Da der Treibstoff für alle Fahrzeuge gleich teuer ist, liegt der Unterschied in den Kosten vor allem in den Fixkosten begründet. Das sind Steuer und Versicherung und natürlich an erster Stelle Anschaffung und Wertverlust. Je größer und teurer das betrachtete Fahrzeug ist, desto stärker lohnt damit CarSharing durch den Entfall der horrenden Fixkosten. Aber bereits kleine Fahrzeuge können sich im Sharing-Modell lohnen. Die aktuelle ADAC-Tabelle gibt beispielsweise die Unterhaltungskosten für einen privaten Renault ZOE bei einer jährlichen Fahrleistung von 8.000 Kilometern über 700 Euro höher an als stationsbasierte CarSharing-Angebote.
Etwas anders sieht es dagegen aus, wenn die Fahrleistungen steigen oder der Wertverfall durch einen Gebrauchtwagenkauf weniger stark ins Gewicht fällt. Da beim CarSharing zwar nicht der Wertverfall, aber die Anschaffung des Fahrzeugs auf die Gesamtkilometerleistung umgelegt wird, ergeben sich rechnerisch zumindest bis zu Fahrleistungen von rund 10.000 Kilometern pro Jahr laut Bundesverband CarSharing e. V. klare ökonomische Vorteile beim Sharing-Modell. Lässt man den Wertverlust völlig außer Acht, liegt der Vorteil beim CarSharing immer noch vor, sofern die monatliche Fahrleistung nicht deutlich über 300 Kilometer liegt.
Zusammenfassend kann man also feststellen, dass die Vorteile von CarSharing vor allem bei großen Fahrzeugen und niedrigen Fahrleistungen überwiegen. Und auch bei Gebrauchtwagen überzeugt das Sharing-Fahrzeug immer noch im Bereich von bis zu 300 Kilometern monatlich. Bezieht man nun auch noch mit ein, dass die durchschnittlichen Jahreskilometerzahlen in Deutschland kontinuierlich sinken und knapp die Hälfte aller deutschen Autofahrenden weniger als 10.000 Kilometer im Jahr fahren, lohnt sich bereits heute das eigene Auto aus rein finanzieller Sicht für viele Autofahrende nicht.
Mehrwerte abseits des Geldbeutels – CarSharing als Zukunftsmodell
Obwohl die finanzielle Komponente zuletzt wieder klar an Bedeutung gewinnt, steht heute allgemein mehr als „nur“ das Geld im Blickpunkt des Interesses. Abseits der ökonomischen Betrachtung heben sich CarSharing-Fahrzeuge hinsichtlich ihrer Ökobilanz sogar noch eindeutiger positiv vom klassischen Privatfahrzeug ab.
Einerseits werden im CarSharing meist kleinere, modernere und damit sparsamere Fahrzeuge eingesetzt. Auch Elektromobilität hat hier bereits weit stärker Einzug gehalten als im Privatsektor. Das bedeutet weniger Spritverbrauch und damit weniger CO2-Ausstoß je gefahrenem Kilometer. Hinzu kommt, dass Privatfahrzeuge im Durchschnitt pro Tag nur 60 Minuten bewegt werden. Sie bleiben den Rest der Zeit ungenutzt und blockieren in Städten einen Großteil der wenigen Parkplätze. Durch die üblicherweise deutlich höhere Auslastung je Fahrzeug bei CarSharing-Autos kann der Herstellungsaufwand daher auf mehr Einsatzzeit umgelegt werden. Laut CarSharing e. V. ersetzt ein Sharing-Fahrzeug sogar zwischen 8 und 20 private Fahrzeuge. Zuletzt bieten verschiedene Sharing-Anbieter, wie beispielsweise my-e-car, nicht nur eine rein elektrisch betriebene Fahrzeugflotte. Es wird außerdem darauf geachtet, dass das Laden komplett über regional erzeugten Ökostrom erfolgt.
Fazit – günstiger und ökologischer, im Einzelfall aber weniger komfortabel
Es zeigt sich, dass CarSharing in den allermeisten Fällen sowohl ökologisch als auch ökonomisch überzeugt. Diese klaren Vorteile werden im Gegenzug meist mit gewissen Komforteinbußen erkauft. Denn natürlich steht das Sharing-Fahrzeug nicht unmittelbar in der eigenen Garage, sondern muss an der Station abgeholt werden. Trotzdem spricht das Modell für sich und zählt ganz klar zu den Formen individueller Mobilität der Zukunft.

Nils Hoesch arbeitet im Bereich E-Vertrieb + Energiewirtschaft und ist dort Teamleiter E-Mobility.
Wenn ich an Autokosten denke, denke ich nicht an Sprit, sondern an den Strom fürs Elektroauto. Und dieser bleibt in meinem Fall für über 90% der Ladevorgänge gleich, dank eigener PV Anlage. Der Strompreis wurde mit den Investitionen bei der Errichtung der PV Anlage für 20 Jahre festgezurrt.
Bezüglich Carsharing überlege ich schon seit einiger Zeit neben meinem Pedelec ein kleines, günstige Elektroauto für den täglichen Gebrauch anzuschaffen, anstatt des bisherigen, größeren EVs. Und für das gesparte Geld je nach Transportaufgabe und Reichweitenbedarf ein passendes Carsharing Fahrzeug zu holen oder ein 49€ ÖPV Ticket.
Als kleines EV denke ich dabei an den Renault Twizy, aber mit vernünftigen Türen und Heizung/Klima. Vielleicht wird der 2023er Nachfolger, der Renault Duo, meinen Ansprüchen gerecht werden? Bin schon sehr gespannt darauf.
Gerne würde ich ohne eigenes Auto leben… schön, dass Sharing schon so genutzt wird.
Ohne Kindersitz und genügend Ladekapazität für Kinderwagen wird es bei einem Kind schon schwierig im ländlichen Raum, da es keine entsprechenden Angebote gibt bzw. ich den Kleinkindersitz nicht durch die Stadt tragen kann. Gartenabfälle entsorgen, Recyclinghof und Baumarktbesuche fallen mit ZOE auch aus.
Müsste ich aus gesundheitlichen Gründen oder wegen dringlichen Terminen auf den Arbeitsweg mit dem Fahrrad verzichten, wäre ein Sharing-Angebot theoretisch toll (ÖV Nutzung wäre in dem Fall keine Alternative). Allerdings würde mich ein Arbeitstag ~40 € kosten ohne das Fahrzeug privat genutzt zu haben und mit einer Fahrzeit von gerade 1h. Die Freikilometer werden dabei auch nicht genutzt. Leider kann ich dann auch nicht das Familienauto nutzen und meine Frau z.B. ein Sharing Angebot wahrnehmen, da ich ja dann den Kindersitz im Auto hätte :-)
Es ist alles im Ausbau und ich finde gut, dass durch Firmen das Sharingthema vorangetrieben wird. Allerdings kann ich mir auch nicht sicher sein, dass ich spontan ein Fahrzeug zur Verfügung habe, wenn ich oder ein Familienmitglied z.B. ins Krankenhaus oder zum Arzt muss, was eine lange Strecke und eine beschwerliche Anreise mit ÖPNV oder zu Fuß bedeuten kann.
Klar ist auch, dass ein Camping Urlaub mit dem Wohnwagen sehr viel Ökologischer ist, als eine Hotel-/Schiff-/Flugreise. Einen Camper mieten ist extrem teuer, ein Auto Mieten auch und die Verfügbarkeit in der Urlaubszeit oft knapp. Da hält dann auch wieder das eigene Auto her und die Fixkosten/Bilanz werden durch einen günstigen Urlaub gedrückt.
Ich komme leider nicht weg vom eigenen PKW (kein Einzelfall). Wenn aber das Preisproblem für das Pendeln und die Nutzung als Familienfahrzeug und die Verfügbarkeit gut wären, dann könnte ich mir das gut und gern vorstellen und ich denke andere auch.