Wer denkt sich bloß einen solch komplizierten Namen für ein so schönes Projekt aus? Integriertes energetisches Quartierskonzept. Ehrlich: Ich habe etwas gebraucht, bis ich genau verstanden habe, was die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sich da ausgedacht hat. Der Name ist kompliziert, der Inhalt mehr als vielversprechend. Dieser Meinung schienen auch die Gäste während der jüngsten Infoveranstaltung von Energiedienst. In Grenzach-Wyhlen erklärten Klaus Nerz von Energiedienst und Solarsiedlungs-Architekt Rolf Disch, was Energiedienst am Grenzacher Horn im Auftrag der Gemeinde untersucht. Alle lauschten gespannt. Fast alle. Eine schlief nämlich. Dazu aber später mehr.
Ideen „über Tellerrand hinweg“
Gar nicht verschlafen, sondern hellwach ist die Idee hinter dem Konzept, das die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) aufgelegt hat: Gebäude energetisch fit machen für die Zukunft und so die Umwelt entlasten. Das alles mit guten Ideen, die „über den Tellerrand“ hinweg reichen. Wie erklärt Klaus Nerz: „Da gibt es Gebiete, in denen die nun schon in die Jahre gekommenen Häuser eine neue Heizung brauchen. Jeder der Nachbarn erneuert die Heizung, dabei hätte eine einzelne Anlage für alle anderen mit ausgereicht“. In dem Moment ist es ganz still im großen Saal des Hauses der Begegnung. Ich blicke mich um. „Aha“ scheint in den Gesichtern der Gäste geschrieben. In fast allen. In einem nicht. Aber dazu später mehr.
Viele machen mit, alle profitieren
Warum sind die Grenzen genau da? Kann mein Haus nicht auch noch einbezogen werden? Können wir die überschüssige Energie aus der geplanten Solarsiedlung nutzen? Ein Feuerwerk aus Fragen wird im Saal gezündet. Und schnell ist klar: Auch wenn der ein oder andere skeptisch scheint, so zeigen sich viele Bürger aus Grenzach-Wyhlen begeistert. So ähnlich war es auch schon in Herten und in Weil am Rhein, wo Energiedienst ebenfalls Konzepte für einzelne Straßenzüge, die „Quartiere“, erstellt. Es funktioniert, wenn viele Bürger bei dem Konzept mitmachen. Profitieren können Sie dann gemeinsam und auch jeder einzeln. Ein Traum? Nein Realität. Hier träumt nur eine. Aber dazu später mehr.
Alles kann, nichts muss
Kostet nichts. Bringt viel. Aber was genau? Welche Maßnahme wird es denn geben? Welche Heizung? Klaus Nerz nennt Begriffe wie „Kalte Nahwärme“, Blockheizkraftwerk, Geothermie und Eisspeicherheizung. Ein älterer Herr neben mir wischt sich mit dem Taschentuch über die Stirn. Heiße Themen. Klaus Nerz bleibt cool. „Es ist alles offen. Wäre ja auch unsinnig, eine Untersuchung zu machen, wenn man vorher schon das Ergebnis kennen würde“. Recht hat er. Er erklärt, dass es am Ende so etwas wie eine Liste gibt mit allem, was denkbar ist. „Sie entscheiden dann, ob, was und wann Sie etwas von dieser Liste realisieren möchten“, erklärt er weiter. Wer nicht mag, weil zum Beispiel die Anlage ja noch läuft, oder weil gerade der schnöde Mammon fehlt, „der hat ja nichts verloren oder kann sich später noch an den Lösungen beteiligen, die das Konzept aufzeigt“. Schon klar, scheinen einige zu denken und warten offensichtlich nur darauf, dass Klaus Nerz und seine Kollegen von Energiedienst starten. Stopp. Nicht alle. Eine schläft ja. Genau – später.
Mit dem Fragebogen in der Hand in (Linas) Zukunft
Mit den Fragebögen in der Hand, die für die Untersuchung unbedingt ausgefüllt werden sollten, gehen die Zuhörer aus Grenzach-Wyhlen nach Hause. Neugierig auf das, was Klaus Nerz und seine Kollegen herausfinden. Sie schauen zufrieden drein. Apropos dreinschauen. Langsam öffnet auch der schlafende Gast ein Auge. Blinzelt und verzieht den Mund zu einem Grinsen: Lina, sechs Wochen alt, und in einem Tragetuch eng an ihre Mama gekuschelt. Auch sie dürfte profitieren von dem, was die Großen da heute besprochen haben. Von dem Konzept mit komischen Namen, das in Grenzach-Wyhlen auch in Linas Zukunft weist…

Anke Roggenkamp arbeitet in der Unternehmenskommunikation: „Beruf aus und mit Leidenschaft: So gestaltet sich mein Job in der Unternehmenskommunikation. Mal bin ich „Blattmacher“ der Kundenzeitschrift Naturkunde, Texter für das Mitarbeitermagazin PostED, Informant für die Presse, Blogger, „Twitterfee“ und noch mehr. Klingt spannend – und ist es auch.“
Endlich ein Bericht der sich wie ein Krimi liest. Bravo!! Es sollte mehr solcher Berichte geben. Der Inhalt ist sehr spannend. Ich hoffe es wird eine Erfolgsgeschichte. Auch für Lina.. ;-)
Schön alles mal aus dem Blickwinkel eines Teilnehmers zu lesen.
Total nett geschrieben. Gibt einen guten einblick über die Situation.
Danke für den Blog
Sehr informativer, mit netter Randgeschichte versehener, spannender Beitrag. Vielen Dank!
Wie wäre es mit einer Umbenennung – Von „Integriertes energetisches Quartierskonzept“ nach „L.I.N.A“?
Wir machen diese Anstrengungen ja für unsere Kinder, damit wir für sie die Erde nicht überstrapazieren.
Klasse, es einmal aus Sicht des Zuhörers zu lesen.
Es ist der amtsdeutsche Begriff für recht komplexe Projekte. Die Aufbereitung, Darstellung und Vermittlung der verschiedenen technischen und baulichen Möglichkeiten und deren Kosten/Nutzen hatte ich schon als einen gewissen Aufwand empfunden.
Diese Schilderung aus Sicht des Zuhörers zeigt mir, das mein Gegenüber einen ähnlichen Aufwand damit hat, meinem Vortrag zu folgen, die technischen Details zu verstehen, die für ihn persönlich relevanten Argumente zu filtern und eine Entscheidung zu treffen.
Und es machte sogar Spaß es zu lesen. Vielleicht sollte ich in meine Vorträge etwas von Ihrem Schreibstil einfliessen lassen. Meine Aufmerksamkeit haben Sie geweckt.