Salatstrunk, Lauch-Wurzeln oder keimende Kartoffelstücke: Aus diesen Resten kannst du neues Gemüse wachsen lassen. Wir sagen dir, wie das Regrowing funktioniert.
Lass frisches Gemüse auf der Fensterbank wachsen
Aus Küchenabfällen neues Essen heranziehen – das macht Spaß und geht ganz leicht. Du brauchst dafür lediglich Gemüsereste, ein sauberes Glas mit Wasser, einen hellen, warmen Platz auf deiner Fensterbank und ein paar Tage Geduld. Dann kannst du beobachten, wie beispielsweise aus dem Ende eines Lauchs neues essbares Lauchgrün wächst.
Der Trend heißt Regrowing – übersetzt: wieder wachsen lassen. Mit Regrowing kannst du all die Energie herausholen, die in einem Stück Pflanze steckt. Regrowing funktioniert, weil sich viele Pflanzen aus sich selbst heraus vermehren können: Einzelne Pflanzenzellen besitzen das genetische Material der kompletten Pflanze. So werden nachwachsende Zellen aus dem Lauchstrunk beispielsweise zu Blattzellen.
Diese Art des Pflanzenwachstums nennen Biologen auch „vegetative Vermehrung“. Es bedeutet, dass die Nachkömmlinge nicht aus Samen, sondern direkt aus der Mutterpflanze gezogen werden.
Am einfachsten geht Regrowing mit Lauchgewächsen
Verschiedene Gemüsereste eignen sich unterschiedlich gut fürs Regrowing. Wichtig ist, dass die Reste noch frisch sind. Je knackiger das Möhren-Ende oder der Salatstrunk, desto schneller wächst Neues nach.
Besonders einfach funktioniert das Regrowing mit Lauchgewächsen wie Speisezwiebel, Frühlingszwiebel oder Lauch:
- Schneide das Ende mit den Wurzeln so ab, dass etwa drei bis fünf Zentimeter übrig bleiben.
- Stelle den Wurzelstrunk in ein Glas mit Wasser auf deiner Fensterbank. Achte darauf, dass er genug Sonne und Wärme bekommt. Du kannst auch ein Mini-Gewächshaus basteln: Stülpe das abgeschnittene Ende einer Plastikflasche über den Strunk.
- Wechsele alle ein bis zwei Tage das Wasser, damit die Pflanze nicht fault.
- Innerhalb weniger Tage wächst neues Lauch- beziehungsweise Zwiebelgrün aus dem Ende heraus, und die Wurzeln bilden sich weiter aus.
- Nach spätestens zwei Wochen kannst du die Pflanze in einen Topf mit Erde setzen und das Lauchgrün mehrere Monate lang immer wieder ernten.
Probiers auch mal mit Salat, Wurzelgemüse, Kartoffeln und Ingwer
Das Regrowing von Salat funktioniert ähnlich wie das Regrowing von Lauch oder Frühlingszwiebel. Bei den meisten Salatsorten lässt du das Salatherz übrig, also den Strunk mit den inneren Blättern. Beim Römersalat kannst du auch ausschließlich den Strunk verwenden. Nach wenigen Tagen wachsen von innen heraus kleine, zarte Salatblätter nach. Sobald sich erste neue Wurzeln am Strunk bilden, kannst du den Salat in Erde topfen.
Bei Wurzelgemüse wie Möhren, Pastinake oder Rettich wächst nicht eine neue Möhre oder Pastinake nach, sondern das Blattgrün. Das kannst du zum Würzen oder als Dekoration für Suppen oder Salate nutzen.

Beim Regrowing von Wurzelgemüse wächst das Blattgrün nach. Bild: Kirsten Lange
Bei Kartoffeln und Ingwer funktioniert das Regrowing etwas anders: Nutze Kartoffeln, die bereits keimen. Schneide die keimenden Stücke mindestens einen Zentimeter dick heraus und lasse sie trocknen. Dann kannst du sie direkt in Erde pflanzen. Auch Ingwer bildet nach einer Weile von sich aus kleine grüne Triebe, die du direkt einpflanzen kannst.
Dieses Gemüse eignet sich für das Regrowing

Verschiedene Gemüsereste eignen sich unterschiedlich gut fürs Regrowing. Besonders gut geeignet sind Lauchgewächse. Bild: Energiedienst
Gute Gründe fürs Regrowing
Mit Regrowing vermeidest du Müll und sparst Geld. Auch ohne eigenen Garten oder Balkon kannst du frisches Gemüse ziehen – mit kleinem Aufwand und großem Aha-Effekt.
Durch Regrowing kannst du dich natürlich nicht komplett mit eigenem Gemüse versorgen. Doch es ist faszinierend zu beobachten, wie vermeintliche Küchenabfälle wieder wachsen. Besonders Kinder finden es toll zu sehen, wie der Pflanzenrest sich jeden Tag verändert: Eigentlich wäre der Strunk im Müll gelandet – und jetzt entsteht daraus sogar wieder etwas Essbares!
Doppelt nachhaltig: Mach aus alten Verpackungen schicke Pflanzgefäße
Unser Upcycling-Tipp: Nutze fürs Regrowing Gefäße, die du vor dem Abfall rettest. So wird deine Gemüsezucht auf der Fensterbank noch nachhaltiger. Lass Lauchgrün, Selleriestiele oder Salatblättchen beispielsweise in einem gut gespülten Marmeladen- oder Honigglas heranwachsen.

Aus alten Verpackungen lassen sich schicke Pflanzgefäße basteln. Bild: Adobe Stock/taira42
Die Pflänzchen sind fit fürs Umtopfen in Erde? Schau doch mal, ob du für die Anzucht einen Eierkarton oder Joghurtbecher findest. Du kannst auch leere Milchtüten, Safttüten oder Einweg-Plastikflaschen upcyceln: Schneide sie einfach auf die gewünschte Größe zurecht. Wichtig ist, dass du die Verpackungen vorher gründlich sauber machst und Löcher in den Boden bohrst, damit das Gießwasser abfließen kann.
Richtig was her machen bunte Blechdosen als Pflanzgefäße. Konservendosen halten lang und sind mit ihren verschiedenen Aufdrucken als Blumentöpfe echte Hingucker. So kannst du nachhaltige Gemüsezucht und Industrial-Upcycling-Schick wunderbar kombinieren.
Kirsten Lange arbeitet als freie Redakteurin und Journalistin in Bonn (www.langeundzepp.de). Ihre Themenschwerpunkte sind nachhaltiger Konsum, zukunftsfähige Mobilität und gerechte Gesellschaft. Über diese Themen schreibt sie nicht nur, sie bestimmen ihren Lebensstil: Sie geht mit Bahn und (Falt-)Fahrrad auf Reisen, nutzt Ökostrom und kauft Produkte aus der Region.
Danke für die tollen Tipps, die besonders in Zeiten der Klimakrise sehr wertvoll sind. Dank diesem tollen Artikel habe ich neues Know-how erworben und werde auf dieses grüne Fachwissen im Alltag bestimmt zurückgreifen. Ich wünsche Kirsten weiterhin viel Erfolg beim Schreiben!
Super Anleitung, das beste Beispiel für Nachhaltigkeit.
Ich bin nämlich nicht mehr gewillt ein kl. Vermögen f. Gemüse im Laden zu lassen.
Zu meiner Sprossenzucht eine passende Ergänzung.
Vielen Dank