Schon 2013 hat Renault mit der ZOE den Markt für Elektroautos aufgerollt. Mit der neuen ZOE mit 300 Kilometer echter Reichweite setzt Renault erneut Zeichen.
„Wie weit kommst du mit deinem Elektroauto?“
Diese Frage bekommt jeder öfters gestellt, der mit einem Elektroauto unterwegs ist. Bisher konnten nur Tesla-Fahrer diese Frage mit einem sanften Lächeln beantworten. Wer eine neue Renault ZOE hat, kann nun ebenfalls milde lächeln. Denn seit Januar 2017 gibt es die Renault ZOE mit einer 41 Kilowattstunden-Batterie. In nicht mal vier Jahren haben es die Ingenieure von Renault und LG Chem geschafft, auf den gleichen Bauraum die Batteriekapazität fast zu verdoppeln.
Die neue ZOE sieht auf den ersten Blick aus wie die alte. Allein die Batterie ist 15 Kilogramm schwerer geworden. Dafür reicht der Energiespeicher jetzt statt realen 130 bis 170 Kilometer für 230 bis 300 Kilometer – je nach Wetter, Fahrstil und Topographie.
Laden wird zur Nebensache

Die Frage nach der Reichweite stellt sich bei der ZOE R90 nur noch selten. Im Test fuhr ich von Stuttgart nach Salzburg und zurück.
Die Frage nach der Reichweite stellt sich also nur noch selten. Klar, die ZOE ist immer noch keine Reiselimousine. Das liegt auch an einer fehlenden richtigen Schnellladung. Immerhin kann sie mit 22 Kilowatt Drehstrom laden. Damit dauert die Vollladung etwas über zwei Stunden. Im Alltag dürfte es aber jedoch schwer sein, an die Grenzen der Reichweite zu kommen.
Selbst im tiefsten Winter können Sie einfach so von Villingen-Schwenningen nach Stuttgart fahren. Im Sommer müssten sie noch nicht mal in Stuttgart laden, um wieder nach Hause zu kommen. Ansonsten gibt es in Stuttgart mehr als 100 öffentliche Ladepunkte, an denen Sie das Auto wieder vollladen können. Zudem gibt es inzwischen an jeder Autobahn-Raststätte in Baden-Württemberg Schnellladestationen. Bei der neuen ZOE reichen 40 Minuten, um genug Strom für 100 Kilometer nachzuladen.
Drehstromladung gibt der ZOE R90 mehr Flexibilität
Durch die relativ kurzen Ladezeiten kann die ZOE perfekt nebenbei aufladen – etwa während dem wöchentlichen Einkaufs. Da die Renault ZOE als einziges Elektroauto serienmäßig mit 22 Kilowatt Drei-Phasen-Wechselstrom laden kann, ist sie sehr flexibel. Anders als bei Gleichstrom-Ladesystemen kann man die ZOE auch zu Hause schnell aufladen. Das macht sie auch ideal für den Einsatz beim Carsharing und in Flotten. Sollte der Akku leer sein, reicht ein Drehstromsteckdose zum Aufladen aus.

Das Interieur wirkt insgesamt etwas hochwertiger.
Neben dem neuen Akku spendiert Renault der neuen ZOE R90 ein paar neue Ausstattungsdetails. So gibt es jetzt endlich eine Sitzheizung für die vorderen Sitze. Das Interieur wirkt insgesamt etwas hochwertiger. Mit der Bose-Edition gibt es sogar Ledersitze und eine Soundanalage von Bose mit Subwoofer, die für einen besseren Klang im Auto sorgt. Auch das Digitalradio DAB+ ist jetzt optional verfügbar.
Obwohl die Ausstattungsvariante „ZEN“ weggefallen ist, gibt es nur mehr Möglichkeiten, das Auto zu individualisieren.
Akku kaufen oder mieten
Neben der klassischen Batteriemiete, die sich nach Laufleistung staffelt, gibt es jetzt die Batterie für 8.000 Euro Aufpreis auch zu kaufen. Ob sich ein Kauf der Batterie lohnt, lässt sich pauschal schwer beantworten. Beim Leasing oder einer Finanzierung ist die Batteriemiete wohl das bessere Modell. Wer das Fahrzeug bar kauft und auch lange fahren will, ist unter dem Strich mit der Kaufbatterie besser dran.
Süchtig nach Kurven
Auf der Straße schlägt sich die kleine Französin wacker. Typisch für ein Elektroauto ist die unmittelbare Beschleunigung aus dem Stand heraus. Auch Schaltpausen gibt es nicht. Denn der Elektromotor braucht keine Gangschaltung oder Automatikgetriebe. Alles passiert in einem Gang – und zum Rückwärtsfahren wird einfach der Motor umgepolt.
An der Ampel fühlen sich die 92 PS des Elektromotors auf der Vorderachse eher wie 150 PS an. Kein Wunder bei 220 Newtonmeter Drehmoment. Jedoch wird es ab etwa 70 Stundenkilometern etwas zäh. Auf der Autobahn ist das Auto bei 135 Stundenkilometern elektrisch abgeriegelt. Jenseits der 110 Stundenkilometer steigt der Stromverbrauch leider stark an – das geht natürlich auf die Reichweite.

Die hohe Sitzposition sorgt für eine gute Übersicht.
Die hohe Sitzposition sorgt für eine gute Übersicht. Leider sind die Sitze nicht höhenverstellbar. Die hohe Dachlinie in der ZOE bietet aber auch großen Menschen ausreichend Kopffreiheit. Eine optionale Rückfahrkamera hilft beim Einparken und Rangieren. Das Fahrwerk ist ein guter Kompromiss aus Komfort und Sportlichkeit. Die im Unterboden verbaute Batterie sorgt für einen niedrigen Schwerpunkt, so dass die ZOE vor allem auf kurvigen Landstraßen richtig Spaß macht. Die Lenkung ist dabei direkt genug, um in engen Kurven nicht kurbeln zu müssen.
Das Schönste dabei ist, mit offenen Fenstern zu fahren und statt eines dröhnenden Verbrennungsmotor das Zirpen der Grillen und Vogelgezwitscher zu hören. Da der Elektroantrieb auch keine Vibrationen erzeugt, gleicht das Fahren in der ZOE eher einem ruhigen Dahingleiten. Dank der großen Batterie geht das nun auch viel Länger am Stück.
Im Test von Stuttgart nach Salzburg und zurück
Ich durfte für zwei Wochen die neue ZOE fahren. In der Zeit bin ich insgesamt 1.500 Kilometer gefahren. Dabei sogar von Stuttgart nach Salzburg und zurück. Auf direkter Strecke sind es 380 Kilometer. Mit einem Ladehalt von einer Stunde sind auch solche Strecken kein Problem.
Eine Stunde Laden bedeutet jedoch nicht, neben dem Auto zu stehen und das Ladekabel festzuhalten. In der Zeit kann man einen Stadtbummel machen, Sehenswürdigkeiten anschauen, etwas essen gehen oder einfach entspannen. So gesehen dauert das Laden nur die wenigen Sekunden, um das Auto an der Ladesäule anzuschließen.
Da ZOE fahren aber so viel Spaß macht, bin ich nicht auf direktem Weg gefahren, sondern habe eine schöne Ausfahrt gemacht. Denn mit der ZOE wird das Fahren wieder zu einem Spaß und zaubert das typische Elektroautogrinsen ins Gesicht. Vor allem, wenn man dann noch fast lautlos durch eine schöne Landschaft surrt.
Für das Navi bietet Renault optional eine Ladesäulendatenbank. Dann zeigt das Navi nicht nur die Art und Leistung der Säule an, sondern auch, ob diese frei ist. Mit dem Renault Z.E.-Pass lassen sich diese Säulen dann auch noch freischalten.
Viel Elektroauto für vergleichsweise wenig Geld
Mit einem Basispreis von 25.200 Euro zuzüglich Batteriemiete und vor Abzug des Umweltbonus von 5.000 Euro – Renault legt auf die 4.000 Euro noch 1.000 Euro drauf – bietet die ZOE einen günstigen Einstieg in die Elektromobilität. Damit bleibt sie Preis-Leistungs-Königin. Allerdings kommt man in der Bose-Edition auch schnell über 30.000 Euro. Hier kommt der Kleinwagen in Preisbereiche, in denen die Konkurrenz schon bessere Fahrzeuge anbietet.
Die Kritikpunkte
Leider ist nicht alles Gold was glänzt – so sehr ich die ZOE mag. Auch in der neuen ZOE lässt sich am USB-Anschluss kein Smartphone aufladen, da dieser nicht genügend Leistung zur Verfügung stellt. Die Rückfahrkamera braucht vergleichsweise lang, bis sie nach dem Einlegen des Rückwärtsgangs auf dem Display erscheint. Hier scheint die Hardware des Multimedia-Systems R-Link immer noch überfordert zu sein. Bei der Ausstattung sollte man sich auf alle Fälle für das dunkle Interieur entscheiden. Das helle Armaturenbrett spiegelt immer noch sehr stark in der Frontscheibe. Auch die Rückbank ist weiter nur am Stück umzuklappen. Leider hat Renault der neuen ZOE auch keine zusätzliche Gleichstrom-Schnellladung spendiert. Damit wäre die Batterie in etwa einer halben Stunde wieder auf 80 Prozent geladen.
Sinnvolles Zubehör

Ein bayerisches Unternehmen bietet eine Anhängerkupplung für die ZOE R90.
Ab Werk gibt es keine Anhängerkupplung für die ZOE. Ein bayerisches Unternehmen (www.zoekupplung.de) hat aber eine Kupplung entwickelt und alles Zulassungen machen lassen. Damit kann die ZOE bis zu 750 Kilogramm ziehen. Damit ist die ZOE, neben dem Nissan eNV-200 und dem Tesla Model X, das einzige Elektroauto mit Anhängerkupplung.
Wie oben schon geschrieben, lässt sich die ZOE mit normalem Drehstrom aufladen. Zuhause geht das am besten über eine feste Wallbox. Diese übernimmt die Kommunikation mit dem Fahrzeug und hat entweder ein festes Ladekabel oder eine Steckdose für das Standard-Typ2-Ladekabel.
Alternativ reicht auch eine normale Drehstromsteckdose. Dann braucht es eine mobile Wallbox. Das sind Kabel, die auf einer Seite einen Drehstromstecker haben und auf der anderen Seite den Typ2-Stecker, der ins Auto passt. Im Kabel sitzt eine kleine Box, die die Funktion der Wallbox übernimmt.
Der Vorteil ist, dass man sie einfach mitnehmen kann und auch unterwegs – etwa im Hotel oder bei Verwandten – laden kann. Mittels Adaptern kann das Auto auch an einer normalen Steckdose laden. Das optionale Notladekabel von Renault für 600 Euro ist damit obsolet.
Mehr als alle Worte kann das Auto selbst überzeugen. Daher ist eine ausgiebige Probefahrt mit der Renault ZOE nur zu empfehlen. Bei manchen Händlern kann man die ZOE auch unverbindlich ein paar Tage ausleihen.
Renault ZOE R90 – die Fakten: |
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Basispreis |
25.200 Euro zuzüglich Batteriemiete, 33.200 Euro inklusive Batterie. |
Leistung |
Frontanatrieb, 92 PS, 220 Nm Drehmoment |
Maße |
4,085 Meter; Breite (mit Spiegeln): 1,945 Meter; Höhe: 1,562 Meter. Kofferraumvolumen: 338 Liter; bei umgelegter Rücksitzbank: 1.225 Liter. |

Jana Höffner bloggt seit 2013 über Elektromobilität. Auch beruflich ist sie als Online- und Social Media-Redakteurin viel im Netz unterwegs. Seit 2015 ist sie zweite Vorsitzende im Verein Electrify-BW und setzt sich auch dort für die Elektromobilität ein. Ihren Ausgleich findet sie offline in der Natur – dabei am liebsten im eigenen Garten.
Ist die Zoe eine Freundin von die Tesla?
Hallo Elektromobilist,
da ZOE ein weiblicher Vorname ist und im Französichen auch la ZOE heißt, benutze ich für das Auto auch im deutschen den weiblichen Artikel. Der Tesla heißt der Tesla, denn sein Namensvetter ist Nikola Tesla.
Es gibt heiße Diskussionen darüber, ob es im Deutschen nicht doch der ZOE heißen muss. Letztlich kann das jeder machen wie er will :)
Kleiner Funfact am Rande: Neben dem Französischen sind Autos auch im Englischen weiblich. Zwar gibt es im Englischen nur einen Artikel, der Muttersprachler spricht von seinem Auto liebevoll aber immer von „her“, also sie.