Mit einem Renault ZOE auf Entdeckungsreise in Baden und Württemberg
Der diesjährige Urlaub sollte uns durch Baden-Württemberg führen. Wir hatten nur eine Woche Zeit, so wurde ein Schwabenurlaub mit drei Stationen draus: Schwäbisch-Hall, Bad Urach und Bad Waldsee. Wir wollten Kultur und Geschichte östlich des Schwarzwaldes erkunden.
Für den Abenteuerkick sorgte die Fahrt mit einem Renault ZOE: das Elektrofahrzeug im Wagenpark von my-e-car. Mal schauen, wie das mit der Reichweite und der Stromladerei wirklich funktioniert.
Erste Probe: Ehrenstetten – Schwäbisch-Hall, 290 Kilometer in einem Rutsch
Der neue ZOE mit einer 40 kWh-Batterie verspricht eine Maximalreichweite von 400 Kilometern. Ist da die Strecke zu unserem ersten Etappenort, die Comburg in Schwäbisch-Hall, mit einer Ladung zu schaffen? Der Routenplaner zeigte als schnellste Strecke eine Route mit 290 Kilometer über die Autobahnen A5 und A6 an.
Aber wir hatten uns vorgenommen, in Alpirsbach und Freudenstadt vorbei zu schauen. Die Alternative lautete also: diagonal über den Schwarzwald, rechts an der Landeshauptstadt vorbei mit Berg und Tal.
Das Abenteuer beginnt in Ehrenstetten. Der ZOE zeigt uns bei voller Batterieladung eine Reichweite von 298 km an. Könnte also knapp werden!
Wir finden uns im Fahrzeug zurecht, stellen den linken Fuß beiseite (Stromer werden wie Automatik gefahren) und beginnen unsere Statistik. Durchs Elztal übers Landwassereck sammeln wir erste Erfahrungen mit stromfressenden Berg- und batteriefüllenden Talfahrten.
In Alpirsbach lassen wir uns von der romanischen Klosteranlage beeindrucken.
Reichweitentechnisch ist alles im Lot: 90 km gefahren, Restreichweite 215 km. Entspannte Kaffeezeit in Freudenstadt. Aber die 20 km von Alpirsbach zum Scheitelpunkt unserer Strecke auf 728 Meter über NN hatten uns 40 km Reichweite gekostet.
Also wählen wir ab jetzt im Navi immer die kürzeste Strecke, die uns über kleine Straßen (mit grandiosen Blicken auf die Schwäbische Alb) an der Wurmlinger Kapelle vorbei nach Tübingen führt. In Schorndorf plagt uns der Hunger. Wir beschließen, einen kurzen Stopp einzulegen und entdecken ein wunderschönes, zauberhaftes Fachwerkstädtchen.
Noch eine Stunde sagt das Navi. Immer noch im Kurzstrecken-Modus geht es mitten durch den Welzheimer Wald. Nach exakt 274,7 km erreichen wir unser Ziel, die Comburg bei Hall. Wir quartieren uns im Torhaus der ehemaligen Klosteranlage ein. Ladestand unserer Batterie = 12 %, Restreichweite = 54 km. Geht doch!

Erstes Etappenziel erreicht: Die Comburg bei Schwäbisch-Hall.
Macht sich gut: Innovativer ZOE vor der historischen Comburg.
Foto: Ute Schalk
Eco-Route = Überraschungs-Route
Schwäbisch-Hall ist eine Reise wert. Hall erfreut durch eine sehr schöne, heilgebliebene, mittelalterliche Altstadt, ist mit ihren Museen, Galerien, der Kunsthalle Würth und den Festspielen kulturdurchdrungen und auch großzügig: Stromtanken in den Parkhäusern ist kostenlos und barrierefrei.
Doch nach drei Tagen wollen wir weiter. Unser Tank ist voll und die Reichweitenanzeige gibt uns 371 km an – super, die Welt steht uns offen!
Schwäbisch-Gmünd hatten wir von Beginn an auf unserer Reiseroute. Wir frühstücken am reizvollen Marktplatz.
Nach Bad Urach unserem zweiten Etappenziel, wollen wir uns dem Navi mit seiner Eco-Route überlassen. Und die führt uns nahezu querfeldein über schmale, kurvenreiche Sträßle (wir sind ja in Schwaben), durch Weiler und Dörfer. Halt, da weist ein Touri-Schild zum Hohenstaufen! Den wollen wir mitnehmen.
Kurz meckert das Navi: „Wenn möglich bitte wenden!“ Wir lassen uns aber nicht beirren, parkieren im Dorf Hohenstaufen und ziehen zu Fuß auf den Hausberg der Stauferkönige. Belohnung: Grandioser Rundblick!
Das Navi führt uns jetzt weiter durch Göppingen. Im Ortsteil Jebenhausen rauschen wir zuerst an einem jüdischen und gleich danach an einem geologischen Museum vorbei. Wenden und Parken! Mist – Montag, die Museen haben zu.
Was aber offen hat, ist eine Mineralwasserzapfsäule. Zapfen ist aber für Fremde unter Androhung einer Ordnungsstrafe verboten. Wasser steht nur den Aborigines von Jebenhausen zu. Fast wie bei der Stromtankerei. Doch wir stellen uns dem Risiko und füllen zwei Wasserflaschen voll!
Weiter geht’s an Bad Boll vorbei. Die Zinnen der Schwäbischen Alb kommen immer näher. Der Berg vor uns ist der Teck mit seiner Burg, der vielen Ortschaften hier im Gäu ihren unverwechselbaren Namen gibt: Kirchheim unter Teck, Weilheim an der Teck, …
Die Eco-Route führt uns hinter der Baßgeige (anderer Berg am Nordrand) tatsächlich auf die Alb hoch. Oben lockt wieder ein Schild: Burgruine Hohenneuffen! Ein Waldspaziergang, Aufgang in der Ruine. Der Blick von den Zinnen der Burg ist eine weitere Perle an unserer Urlaubskette. Sogar der Hohenstaufen ist in der Ferne gut zu erkennen.
Zum Abschluss unserer Tagesfahrt rollen wir die Alb wieder hinunter nach Bad Urach. Wir checken im evangelischen Stift ein. Tankstellen (für Strom) gibt es in Urach weit und breit keine. Wir hatten uns vorher informiert und so schreckt uns, das beim Ladestand von 78 % in keinster Weise. Wunderbarer Tag!
Gute und enttäuschende Ladegeschichten
Bis Bad Urach hatten wir den ZOE zweimal vollgeladen: In den Parkhäusern der Haller Stadtwerke und in Schwäbisch Gmünd. Dort hatten wir bei unserem Stopp direkt neben den Stadtwerken geparkt und natürlich gefragt, ob wir Strom kriegen können. Rückfrage an der Rezeption: „Haben Sie keine Karte von uns?“ „Äh, nein, wir sind auf Urlaubsreise.“
Augenrollendes aber freundliches Lächeln: „Dann muss ich Ihnen unseren E-Mobilitäts-Beauftragten rufen.“ Ja, sie hätten eine Säule sagte der und: „Fahren Sie doch hinters Haus, ich schalte sie ihnen frei.“ Aber die Säule wollte keine Elektronen spenden.
Geklappt hat es dann im Betriebshof um die Ecke, der uns extra geöffnet wurde und wo die Geschäfts- und Dienstwagen der Stadtwerke Gmünd geladen werden. Wieder umsonst. Danke!
Dermaßen aufgeladen mussten wir planmäßig erst wieder an unserem letzten Etappenziel in Bad Waldsee die Batterie füllen, um dann die Heimfahrt mit rund 200 km bewältigen zu können. Mit einem E-Auto wird man in Zukunft, anders als beim Verbrenner, selten extra zum Tanken fahren. Die Regel dürfte vielmehr werden, dass man immer dort einsteckt, wo man einen Stopp einlegt, bei der Arbeit, beim Frisör, beim Einkauf, …
Folgerichtig haben wir, obwohl gar nicht nötig, bei der Etappe von Bad Urach nach Bad Waldsee nach Zapfsäulen Ausschau gehalten. In Münsingen, der Hauptstadt des Biosphärengebietes Schwäbische Alb, wollten wir Zwischenstopp machen.
Voila, beim Mobilitätszentrum am Bahnhof (ja so was gibt es dort und dort kann man sich einen BMW i3 für Tagesfahrten ausleihen!) werden sogar zwei Steckdosen bereit gestellt. Die Station erkennt unseren NaturEnergie-Chip und gibt Strom!

Laden beim Mobilitätszentrum in Münsingen. Der NaturEnergie-Chip öffnet die Stromzufuhr.
Foto: Ute Schalk
In Ravensburg, wo wir es Tags darauf wieder am Bahnhof versuchten, hatten wir weniger Glück. Dort erscheint im Display: „Ihre Karte ist nicht gültig!“ Auch ein Deal mit einer Elektronautin, die zum selben Zeitpunkt mit ihrem Twizzy angefahren kam, half nicht weiter. Sie hätte uns gerne für 3,- Euro auf die Hand den zweiten Stecker geöffnet. Eine Karte – zwei Stecker ging aber nicht.
Also musste doch noch in Bad Waldsee eine Tankmöglichkeit her (die Säule an der Therme hatte Störung, das hatten wir am Vormittag recherchiert). Anruf bei Elektro Keßler, wo wir schon vor Reisebeginn in Internet eine Ladestation ausgemacht hatten: „Ja klar, bei uns können Sie gerne tanken. Kommen Sie einfach vorbei und stecken Sie ein!“
Und so war es auch, als wir nach entspanntem und genussvollem Stadtrundgang in Ravensburg dort ankamen. Großes Display und supereinfache Bedienung: Als Ladedauer von 42 % auf 100 % wurden zwei Stunden angezeigt. Die haben wir im Thermalbad zugebracht, entspannt im Brausebecken, im Rondell und in der Dampfgrotte.
Urlaub & Elektroauto: Entschleunigung mit vielen schönen Überraschungen!
Zugegeben, eine durchschnittliche Reisegeschwindigkeit von rund 40 km (sagt der Auswertungsdisplay) ist nicht wirklich schnell. Aber wann, wenn nicht im Urlaub kann man sich treiben lassen? Man hat ja Zeit. Und das Gondeln auf der Eco-Route hat uns an unzähligen Überraschungsorten vorbeigeführt. Wir mussten sie nur zu einem bunten Urlaubsstrauß zusammenpflücken. Auf Autobahnen und Schnellstraßen wäre uns das sicher nicht gelungen.
Bleibt noch die Sache mit der Laderei. Bei einer Reichweite von 300 Kilometer im Grunde kein großes Problem mehr. Allerding ist es ratsam, ein oder zwei gängige Tankkarten mitzunehmen oder medientechnisch auf der Höhe der Zeit zu sein (Zahlen mit Barcode etc. ) oder bis auf Weiteres auf Stadtwerke, Enthusiasten und Unternehmen zu zählen, die den Strom freigiebig hergeben.
Die Heimfahrt aus dem Herzen Oberschwabens, von Bad Waldsee zurück nach Ehrenstetten, bot übrigens wiederum schöne Überraschungsorte und bereitete stromtechnisch keinerlei Probleme. Wenn man von Osten her kommt, muss man es nur bis zum entsprechenden Schwarzwaldpass schaffen.
Wir haben es auf unserer Fahrt extra erfasst: Vom Abzweig auf der B31 nach Friedenweiler (930 m ü. NN) bis zur Schwabentorbrücke in Freiburg (285 m ü. NN) geht es durchs Höllental 645 Höhenmeter hinunter. Der Reichweitenrechner hat uns aber für die 37,4 km nichts abgezogen sondern 25 Kilometer gutgeschrieben. Rekuperieren kann eben nur das Elektroauto!
Info:
Urlaubsreise: Acht Tage im September 2017
Etappenziele: Schwäbisch-Hall, Bad Urach, Bad WaldseeAuto: Renault ZOE mit einer 40 kWh-Batterie und angegebener Maximalreichweite von 400 km
Gesamtkilometer: 768
Durchschnittsverbrauch: 13,2 kWh/100 km (ca. 1,4 Liter Benzin/100 km)
Reisende: Ute und Benedikt Schalk aus Ehrenstetten
Empfehlenswert fürs Frühstück: Café Bühr, Marktplatz 13, 73525 Schwäbisch Gmünd
Ein Highlight fürs Abendessen: Gasthof Kreuz, Gut-Betha Platz 1, 88339 Bad Waldsee
Barrierefreie Stromtankstellen: Stadtwerke Schwäbisch-Hall in den Innenstadtparkhäusern, Elektro Keßler in Bad Waldsee

Benedikt Schalk ist mit seiner Frau Ute seit fast 20 Jahren Carsharer in Ehrenstetten. Zurzeit setzt er sich dafür ein, das Autoteilen vor den Toren Freiburgs wiederzubeleben. Da kommt es gerade recht, dass die Gemeinde Ehrenkirchen einen ZOE von my-e-car außerhalb der eigenen Nutzungszeiten im Carsharing zur Verfügung stellt. Auch beruflich ist Benedikt Schalk in Sachen Ökologie unterwegs, als Referent für Energie und Umwelt beim Erzbistum Freiburg.
zu Elztal: Gemeint ist wahrscheinlich das Elztal im Schwarzwald und nicht das Elztal im Neckar-Odenwald-Kreis. Oder?
In dem Falle eine gute Werbung für das zweie Elztal.
Wenn man zum landwassereck fährt ist es sicher das Elbtal im Schwarzwald. Übrigens eine sehr schöne motorradstrecke.
Grüßle Axel
Hallo,
Gemeint habe ich natürlich „Elztal“
Grüßle