Sommer, Sonne, blauer Himmel? Denkste! Wo Sommertemperaturen herrschen, tosen häufig Unwetter. Stecker raus bei Gewitter oder sind im Haus Mensch, Tier, und Elektrogeräte sicher? Wir geben Tipps und räumen mit Mythen auf.

 

Im Sommer haben Gewitter Hochsaison

Die einen schmoren ihre Würstchen noch auf dem Grill, da verkriechen sich andere schon im Haus – ein Unwetter naht. Im Internet lässt sich verfolgen, wie es ums Gewitterrisiko steht. Für das Wetterphänomen herrscht Hochsaison im Sommer: Die Sonne erhitzt den Boden. Die Feuchtigkeit darin verdunstet und steigt auf. In der Höhe sinken die Temperaturen, die Feuchtigkeit kühlt ab und lässt Wolken wachsen. In ihnen brodelt`s unüberhörbar: Tropfen, Graupel und Schnee reiben in der Wolke aneinander und bilden ein Spannungsfeld von negativen und positiven Teilchen. Da braut sich donnernd etwas zusammen, und was zu viel ist, ist zu viel: In einem Blitz entlädt sich die Spannung – mächtige 20.000 Ampere!

 

Bei einem Gewitter zieht man am besten die Stecker von Elektrogeräten, um sie bei einem Blitzeinschlag zu schützen.

Gewitter-Saison ist der Sommer: Feuchte Luftmassen kühlen in der Höhe ab und lassen Gewitterwolken wachsen. Bild: Adobe Stock/fotoschlick

 

Schutz ohne Blitzableiter: Geht das?

Harald Woelffle von ED Netze erklärt: „Die meisten Häuser verfügen über keinen Blitzableiter auf dem Dach, dem so genannten äußeren Blitzschutz, der die Energie in den Boden ableitet. Hat der Hausbesitzer z. B. eine Satellitenschüssel auf dem Dach installiert, trifft der Blitz vermutlich zuerst die Schüssel, die wie eine Antenne für den Blitz wirkt. Solche Metallobjekte ziehen Blitze förmlich an und leiten sie weiter in die Hausinstallation. Dann steht es schlecht um die Computer und Haushaltsgeräte.“

Für normale Einfamilienhäuser ist ein Blitzableiter nicht gefordert, aber der Einbau von speziellen Überspannungsschutzgeräten ist z. B. beim neuen Einfamilienhaus schon seit Ende 2016 Pflicht, was Bauherren schon bei der Planung berücksichtigen müssen.

 

Blitzableiter

Blitzableiter dienen als äußerer Blitzschutz. Sie sind nicht überall Pflicht. Bild: Adobe Stock/alexander

 

Blitzeinschläge verursachen Millionenschäden

An Elektrogeräten und Gebäuden entstehen jährlich Schäden durch Blitzeinschläge für mehrere Millionen Euro. Harald Woelffle erklärt zunächst, wie es zu Hause zu den so genannten Überspannungsschäden an Elektrogeräten kommen kann: „Schlägt ein Blitz ein, wird die Spannung über die Hausinstallation weitertransportiert. Passiert das in einer Strom- oder Telefonleitung, kann sich das bis zur Steckdose im Haus fortsetzen. Schlecht für Mikrowelle, PC und Co.“

Ohne Blitz- bzw. Überspannungsschutz bedeutet das oft das Aus für einzelne Geräte, in denen die Spannung schließlich landet. Sie sind dafür nicht ausgelegt. Sind sie miteinander verbunden, wie Computer und Telefonanlage, kann es gleich mehrere Geräte treffen. Im ungünstigsten Fall wird die gesamte Elektroinstallation beschädigt. Und dann wird’s teuer. Für Telefon- bzw. Fernsehanschluss gibt es zusätzliche Geräte, die am jeweiligen Anschluss installiert werden, denn auch hierüber kann Überspannung entstehen.

 

Harald Woelffle

Fachmann Harald Woelffle von der ED Netze GmbH weiß, wie ein guter Schutz vor Blitzeinschlägen sein muss.

 

Spannungsschwankungen beeinträchtigen Haustechnik

Und was ist zum Beispiel mit der Haustechnik wie zum Beispiel der Heizungsanlage? Der Stromexperte: „Die empfindlichen Steuerungen können auch gestört werden, selbst wenn der Blitz nicht direkt ins Haus einschlägt, sondern mehrere hundert Meter entfernt. Durch Spannungsschwankungen kommen diese empfindlichen Geräte aus dem Takt und versagen ihren Dienst“, erklärt der Fachmann. Spezielle Schutzgeräte senken zwar das Risiko vor Überspannungen, aber ein garantierter Schutz sind sie nicht. Harald Woelffle erklärt: „Die Schutzgeräte werden in drei Kategorien unterschieden: Den Grob-, den Mittel- und den Feinschutz.“

 

Steuerung

Steuerungen, zum Beispiel für die Heizung, reagieren auf Spannungsschwankungen. Bild: Anke Roggenkamp

 

Überspannungsschutz: drei Kategorien bei Schutzgeräten

Was sind das für Überspannungsschutzgeräte und was leisten die Geräte?

  • Grobschutz (SPD* – Type 1): Das sind Einrichtungen, die den Blitzstrom in die Erdung des Gebäudes ableiten. So wird größerer Schaden am Haus verhindert und das Brandrisiko reduziert. SPD – Type 1 verhindert aber nicht das Auftreten vor Überspannung im Gebäude.
  • Mittelschutz (SPD – Type 2): Das sind Geräte, die zum Beispiel im Unterverteiler installiert werden. Diese nehmen wiederum einen Teil der auftretenden Überspannung aus dem System heraus und leiten diese ebenfalls gegen Erde ab.
  • Feinschutz (SPD – Type 3): Das sind Schutzgeräte, die direkt vor dem zu schützenden Gerät installiert oder gesteckt werden. Sie schützen wirkungsvoll vor Überspannung. Diese Geräte sind allerdings auf vorgelagerte Schutzgeräte (SPD – Type 1 und Type 2) angewiesen, da im Einschlagsfall die auftretenden Spannungsspitzen das Gerät überfordern und zerstören würden.

(*SPD ist die Abkürzung für Surge Protective Devices, die englische Bezeichnung für Überspannungsschutzgeräte)

 

Der sicherste Schutz: Stecker raus bei Gewitter

Mehrfachsteckdosen vom Type 3 schneiden in Tests zwar oft ordentlich ab, aber als alleinige Überspannungsschutzmaßnahme nicht einsetzbar. Nur in Verbindung mit den vorgelagerten Maßnahmen machen sie Sinn. Beim Kauf sollten Verbraucher unbedingt auf Prüfsiegel achten, die der EU Norm entsprechen. Harald Woelffle: „Wer vorsichtig sein will, benötigt Schutzgeräte vom SPD Type 1, 2, und 3. Wer absolut sichergehen will, sollte die Geräte tatsächlich ausstecken, was aber leider nicht immer möglich ist.“

 

Stecker raus bei Gewitter ist der beste Schutz vor Überspannungen bei einem Blitzschlag

Wer bei einem Gewitter seine Elektrogeräte schützen möchte, sollte den Stecker ziehen. Bild: Adobe Stock/blende11.photo

 

Übrigens gibt es für den Einbau von Type 1- und Type 2-Geräten inzwischen Kombigeräte, die zwei Schutzgeräte in einem Gehäuse vereinen; sie benötigen weniger Platz und sind meistens günstiger in der Anschaffung. Diese Geräte verbaut der Fachmann dann meistens direkt im Zählerschrank. Der Fachmann vor Ort wird zudem die Erdungsanlage überprüfen, die maßgeblichen Anteil an einer guten Überspannungsschutzmaßnahme hat.

 

Gewitter-Mythen: Fakten gegen Unwissen

Was der Volksmund einst daher schwatzte, ist glücklicherweise heute Geschichte. Zum Beispiel „Eichen sollst Du weichen, Buchen sollst Du suchen.“ Wie der Baum auch heißt, bei Gewitter ist jeder von ihnen als Schutz vor Blitzen eher eine Gefahr als Schutz. Wer in freier Natur in ein Gewitter gerät, der sollte es eher hockend auf freiem Feld vorüberziehen lassen – die Beine dicht beieinanderstehend, die Arme um die Beine geschlungen, also klein machen. Denn in freiem Feld wirkt ein Mensch sonst wie eine Antenne. Und bekanntermaßen sucht sich der Blitz immer den einfachsten Weg bzw. etwa, was herausragt und gut erreichbar ist. In der Bahn oder dem Auto dagegen ist der Mensch ziemlich sicher. Die Metallhüllen wirken wie ein Faradayscher Käfig, der besonders schützt.

Leuchtet der Blitz am Himmel, zählen wir: 21 – 22 – 23. Grollt der Donner dann los, tobt das Gewitter etwa einem Kilometer entfernt. Trotzdem kann der Blitz ganz in der Nähe einschlagen: Bis zu fünf Kilometer um das Gewitter herum schlagen Blitze ein.

Wer während eines Gewitters duschen möchte, der sollte sicher sein, dass keine alten Wasserleitungen aus Metall verlegt sind. Die leiten nämlich die Spannung eines eventuellen Blitzeinschlags weiter und können besonders zusammen mit Wasser gefährlich werden. Am besten warten, bis sich das Gewitter wieder verzogen hat.

Übrigens: Speyer in Rheinland-Pfalz war 2019 mit 3,1 Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer der Blitze-Spitzenreiter der Bundesrepublik. Statistisch betrachtet, schlagen Blitze im Bergland häufiger ein als zum Beispiel in Flensburg. Wo es 2019 Blitze gab, verrät der Blitzatlas von Siemens.

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