Die Energiewende wirbelt einiges durcheinander in der Energiewirtschaft. So manche Gewissheit, die in den letzten Jahren als zwangsläufige Entwicklung eingeschätzt wurde, gerät ins Wanken. Ein Beispiel ist die Renaissance der elektrischen Wärmeerzeugung in privaten Haushalten. Eine Technologie, die man schon fast auf dem Müllhaufen des technischen Fortschritts werfen wollte, wird auf einmal wieder positiv diskutiert. Die Gründe dafür leuchten ein.
Produkt der stromseeligen 60er: Die Nachtspeicherheizung
Wir erinnern uns: In den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts galt der Nachtspeicherofen als die große Innovation. Damals hatten viele Wohnungen noch mit Kohle oder Briketts befeuerte Einzelöfen. Wer es noch erlebt, kann sich bestimmt noch an den Dreck und die Umstände erinnern, die damit verbunden waren. Zentralheizungen mit Warmwasser galten als Alternative, aber nicht überall ließen sich Rohrsysteme günstig einbauen. Mit Strom betriebene Nachtspeicheröfen boten sich als preisgünstig zu installierende Ersatzlösung an, die obendrein eine die Energiewirtschaft betriebswirtschaftlich belastende Lücke zwischen Grund- und Spitzenlast schlossen.
In diesen Jahren war die Energieerzeugung in Zeiten der Atomeuphorie geprägt von großen Kraftwerken, die Tag und Nacht die immergleiche Menge an Strom produzierten. Das Problem war und ist aber, dass während des Tages, mit entsprechenden Lastspitzen in den Mittagsstunden, der Stromverbrauch wesentlich höher ist als in der Nacht. Da aber das Hochfahren der Erzeugung in den Spitzenzeiten eine teure Angelegenheit für die Energieversorger ist, wurde die Kraftwerksplanung auf diese Spitzenwerte ausgelegt. Nun stellte sich wiederum das Problem: Wohin mit dem überflüssigen Strom in der Nacht? Denn auch das Herunterfahren der Kraftwerke ist keine ganz billige Angelegenheit und belastet die betriebswirtschaftliche Gesamtrechnung. Die Lösung sah die Energiewirtschaft unter anderem in den Nachtspeicheröfen, die nachts nun mit verbilligtem Strom versorgt wurden, um damit tagsüber Wärme zu produzieren.
So weit so schlecht, denn: Das Heizen mit Strom ist eigentlich ziemlich ineffizient. Grund dafür ist die relativ schlechte Umsetzung der in den Primärrohstoffen gespeicherten Energie in Wärme. In einem modernen Kraftwerk wird etwa 50 % der Energie der Rohstoffe (Kohle, Gas) in Strom umgesetzt. Durch die Leitung zum Endverbraucher gehen weitere Prozentpunkte verloren. Und mit dem Rest muss wiederum Wärme erzeugt, was auch nicht zu 100% gelingt. Es wird also nur maximal die Hälfte der eingesetzten Energie tatsächlich in Wärme umgesetzt. In den umweltpolitisch sorglosen Jahrzehnten war das aber kein Problem – es war ja genug und obendrein auf den ersten Blick preisgünstige Energie vorhanden. Seit aber beginnend mit der Ölkrise und angesichts atomarer Risiken sowie dem fortschreitenden Klimawandel ein Umdenken in Bezug auf den Einsatz fossiler Brennstoffe eingesetzt hat, gilt das Heizen mit Strom im Allgemeinen und mit Nachtspeicheröfen im Speziellen als Teufelswerk. Ganz abgesehen von den immer weiter steigenden Kosten, denn Strom ist ja insgesamt in den letzten Jahrzehnten wesentlich teurer geworden. Warum wird aber nun das Heizen mit Strom wieder als ein Baustein der Energiewende diskutiert?

Heizschleifen in einem Nachtspeicherofen.
Baustein der Energiewende: Der Nachtspeicherofen
Eine Herausforderung der regenerativen Erzeugung von Elektrizität ist deren große Volatilität. Bedeutet konkret: Es wird nur dann Strom erzeugt, wenn die Sonne scheint oder der Wind weht. Das sind aber nicht notwendigerweise die Zeiten, in denen der Strom verbraucht werden kann. Daher sucht die Energiewirtschaft händeringend nach Lösungen, um Erzeugung und Verbrauch in Einklang zu bringen. Ein Ansatz sind Speicherlösungen, ein Bereich, in dem viele Ansätze diskutiert werden, von denen wir ein paar hier im Blog vorgestellt hatten. Ein weiterer Ansatz: Die Flotte von Elektroautos als Speicherpuffer zu nutzen. In diesen Szenarien könnten daher elektrische Speicheröfen wieder eine Rolle spielen, wobei das Präfix „Nacht“ allerdings nun keine Rolle mehr spielt. Insbesondere tagsüber könnte mit Photovoltaikanlagen erzeugter Strom in diese privaten Geräte fließen, die ihre Wärme dann abgeben, wenn man sie in der Wohnung braucht, meist also abends. Speicheröfen könnten somit eine wichtige Funktion bei der Stabilisierung des Netzes spielen. Zum anderen stellt sich das Effizienzproblem inzwischen nicht mehr, denn erneuerbar erzeugter Strom ist theoretisch unendlich vorhanden und fast kostenlos. Außerdem hat sich nun das Verschmutzungsproblem erledigt. Durch die saubere Erzeugung von Strom mittels erneuerbarer Energien erscheinen eben solche Technologen, die man zuvor noch der Steinzeit des fossilen Jahrhunderts zurechnete, in einem ganz neuen Licht. Aber eben auch nur unter diesen Voraussetzungen, das soll hier betont werden.
Unter Umständen geeignet: Infrarot
Durchaus sinnvoll sein kann auch die Infrarotheizung. Sie heizt nicht primär die Raumluft auf. Von ihr werden, wie von der Sonne, kurzwellige Strahlen erzeugt, die alle bestrahlten Körper erwärmen.
Für das gemütliche Wohlbefinden in einem Raum, in dem man sich länger aufhält, ist das aber nicht unbedingt das Optimale. Daher sind Infrarotheizungen vor allem für Räume zu empfehlen, an denen man es warm haben möchte, in denen man sich aber nur kurz aufhält, zum Beispiel in einem Badezimmer oder einer Küche.
Das Optimum rausholen: Die Wärmepumpe
Wer das Heizungsproblem einer wirklich effizienten Lösung zuführen will, auf schöne warme Stuben nicht verzichten kann und trotzdem keine fossilen Energieträger verfeuern möchte, der kann sich für eine Wärmepumpe entscheiden. Die nutzt ja letztlich für die Erwärmung des Wassers, das im Heizungssystem zirkuliert, den Temperaturunterschied zwischen Luft oder Boden einerseits und andererseits dem Energiemedium, dass sich in der Anlage befindet. Um eine Wärmepumpe allerdings zu betreiben, muss man etwas Energie aufwenden, also Energie reinstecken, um aber wesentlich mehr Energie zu erhalten. Dieser Faktor liegt zwischen 4 bis 5, das heißt man bekommt das Vier- bis Fünffache an nutzbarer Wärmeenergie heraus, wie man elektrischen Strom hineingesteckt hat.
Interessant, oder? Mehr zur dazu erfahren Sie auf unseren Info-Seiten zu my-e-nergy. Mit diesem Komplettpaket von Energiedienst lassen sich Energie und Wärme in den eigenen vier Wänden und darüber hinaus (Stichwort E-Auto) regenerativ und sparsam steuern.
Fotonachweise: Nachtspeicherofen Wikipedia / Energiebilanz einer Wärmepumpe Wikipedia
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Dirk Baranek ist Geschäftsführer einer Agentur für digitale Kommunikation in Stuttgart. Er war als Freier Online-Redakteur und Journalist (DJV) tätig, ist Blogger, PR-Berater, Dozent und Tesla-Fahrer.
Also, wenn ich es richtig verstehen sind Infrarotheizungen geeignet für Räume in denen man sich nur kurz aufhält. Mein Badezimmer wird renoviert und wir sind noch auf der Suche nach einer Heizung. Eine Infrarotheizung könnte geeignet sein. Danke!