Immer erreichbar, stets online: Smartphones und Tablets sind unsere ständigen Begleiter. Noch vor dem Zähneputzen werden die Mails gecheckt und die aktuellen Meldungen überflogen. Beim Kaffeetrinken ist Chatten angesagt. WhatsApp und Facebook geben den Takt vor, virtuelle Freundschaften wollen gepflegt werden.
Dazwischen ist Zeit für einen kurzen Blick auf das Bankkonto, denn später soll noch etwas bei Amazon bestellt werden. Online-Shopping ist einfach und praktisch. Vielleicht bleibt noch etwas Zeit, um einen Film zu streamen oder etwas Musik runterzuladen.

Das Internet ist allgegenwärtig: Laut einer ARD/ZDF-Onlinestudie lag im Jahr 2016 die durchschnittliche tägliche Dauer der Internetnutzung in Deutschland bei 128 Minuten.
Über die Gefahren des Internets und die negativen Auswirkungen der ständigen Erreichbarkeit auf die Gesundheit wird regelmäßig berichtet. Nur wenig Beachtung finden hingegen der Stromverbrauch des Internets und die damit verbundenen Auswirkungen auf das Klima. Dabei macht das Internet laut einer Studie der Stanford Universität fast zwei Prozent des weltweiten Stromverbrauchs aus.
Alleine in Deutschland arbeiten derzeit mehr als 50.000 Rechenzentren. Eine Untersuchung des Schweizer Bundesamts für Umwelt bezifferte den Stromverbrauch für den Betrieb des Internets in der Schweiz 2012 auf 4,6 Millionen Kilowattstunden, das sind rund acht Prozent des gesamten Schweizer Stromverbrauchs. Wäre das Internet ein Land, hätte es weltweit den sechstgrößten Energieverbrauch, sagt Greenpeace.
In der Sunday Times warnte Professor Andrew Ellis von der Aston University im Mai 2015 davor, dass das Internet bis 2035 die gesamte Stromerzeugung im Vereinten Königreich aufbrauchen könnte. Solche Vorhersagen sind selbstverständlich mit Vorsicht zu genießen.
Mit 3,7 Milliarden Internetnutzern ist 2017 erstmals gut die Hälfte der Weltbevölkerung online. Dies belegt der aktuelle Bericht „Digital in 2017 – Global Overview“ der Agentur „We Are Social“. Demnach ist innerhalb nur eines Jahres die Zahl der Internetnutzer um zehn Prozent gestiegen. Dabei verlagert sich die Nutzung von Computern und Laptops als digitale Endgeräte immer weiter hin zur Verwendung von Smartphones.
Das Thema Social Media gewinnt weiter an Bedeutung: 37 Prozent der Internetnutzer sind heute online vernetzt, das sind rund 2,8 Milliarden Menschen. In Nordamerika und Europa haben etwa 80 Prozent der Einwohner Zugriff auf das weltweite Netz, in Afrika sind es nicht einmal 30 Prozent.
Spitzenreiter sind die Vereinigten Arabischen Emirate mit 99 Prozent, dicht gefolgt von Island und Norwegen. Schlusslicht ist Nordkorea mit lediglich 0,1 Prozent. Südkorea verzeichnet hingegen den höchsten Anteil aktiver Internetnutzer und zählt die meisten Smartphone-Besitzer.

Immer mehr Menschen sind heute online vernetzt. Mit dem Internet der Dinge werden aber auch zunehmend Geräte miteinander verbunden. Die Marktforschungsgesellschaft Gartner rechnet für 2017 weltweit mit 8,4 Milliarden vernetzten Geräten.
Die Verbreitung des Internets nimmt seit Jahren exponentiell zu und damit auch der Stromverbrauch. Obwohl die Energieeffizienz von Computern stark gestiegen ist, benötigen die Rechner aufgrund der ebenfalls enorm gestiegenen Geschwindigkeit heute fast so viel Strom wie vor drei Jahrzehnten.
Alle 18 Monate verdoppelt sich die Zahl der Transistoren auf den Prozessoren und in ungefähr derselben Zeit verdoppelt sich auch die Anzahl der Rechenschritte pro Kilowattstunde. Die Effekte durch zunehmende Energieeffizienz und wachsende Geschwindigkeit heben sich gegenseitig auf.
Eine Studie des Bundeswirtschaftsministeriums zur Entwicklung des Energiebedarfs der Informations- und Kommunikationstechnik kam zu dem Ergebnis, dass der Energiebedarf der Rechenzentren einschließlich der Server-, Speicher- und Netzwerktechnik sowie wesentlicher Infrastruktursysteme in Deutschland von 2010 bis 2015 um 15 Prozent auf 12 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr gestiegen ist und bis zum Jahr 2025 weiter auf rund 16,4 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr steigen wird.
Insbesondere steigt der Strombedarf für die Speicherung der immer größer werdenden Datenmengen. Zunehmend mehr Daten wandern in die Cloud. Das Streamen von Musik und Filmen erfreut sich steigender Beliebtheit.
Laut Greenpeace machen über Netflix gestreamte Serien und Spielfilme zu Spitzenzeiten heute bereits mehr als ein Drittel des Datenverkehrs in den USA aus. Videostreaming hatte im Jahr 2015 bereits einen Anteil von 53 Prozent am globalen Internetdatenverkehr.
Das Internet ist heute eine Selbstverständlichkeit. In tausenden Rechenzentren liegen Daten rund um die Uhr zum Abruf bereit. Das ist praktisch, verbraucht aber viel Strom. Belief sich der weltweite Internetverkehr 1992 noch auf 100 Gigabyte pro Tag, so waren es 2016 bereits 26.600 Gigabyte pro Sekunde. Bis 2021 wird sich dieser Wert nach Berechnungen der Firma Cisco vervierfachen.
Mit Blick auf das Klima wird es in Zukunft daher immer wichtiger werden, Server und Datenspeicher mit Strom aus regenerativen Quellen zu betreiben. Vielleicht muss man auch nicht immer den ganzen Tag online sein. Es gibt auch ein Leben außerhalb des Internets.

Diplom-Physiker Ingo Fleuchaus macht mit seiner PR-Agentur textdirekt seit mehr als zehn Jahren Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für Kunden aus der Energiebranche. Die Schwerpunkte bilden Themen aus den Bereichen Energieversorgung, Erneuerbare Energien, Elektromobilität und Forschung.
http://www.textdirekt.de
Vergessen wird in diesem Artikel, was es kosten würde, wenn die Informationen und Dienstleistungen ohne Internet beschafft werden müssten. Das muss von der Zahl abgezogen werden. Dann sieht das Ganze nämlich ganz anders aus.
Hallo Roger,
das ist eine Rechnung von rechts nach links.
Die Frage bleibt, ob der ganze Datenmüll nicht zu 2 Dritteln ersatzlos entfallen könnte –
oder würden wir ohne Internet überhaupt so viele Daten beschaffen wollen – wenn es also mühsamer wäre? Die Klimaprobleme werden hauptsächlich von der Bequemlichkeit
der Nutzer verursacht – und dementsprechend trägt die Politik, die zu feige ist, dem Bürger zu nahe zu treten, eine große Verantwortung sprich Schuld daran.
Hallo Roger,
genau.
Die Frage ist doch, ob wir für jeden (Sch.. )Anlass mal eben ein Video oder mp3-Datei von 3-12 mByte verschicken sollten.
Ich denke, nein.
Es geht nicht um die sinnvollen Informationen und Dienstleistungen aus dem Internet, sondern um den Daten-Unsinn.
Hast du dir darüber schon mal Gedanken gemacht, Roger?
ich sch…..auf die „sozialen Medien“, muss nicht jeden Furz per Facebook in die Welt posten, nicht jeden Unsinn auf google live sehen und habe kein smartphone, wieso auch – muss man 24h am Tag online sein? Ich brauche sogar nicht mal einen Geschirrspüler oder ne Tiefkühltruhe und lebe trotzdem noch – und zwar recht zufrieden.
Und wer denkt ich sei ein Saurier oder Maschinenstürmer, dem sei gesagt das ich E-Monteur bin und sogar gern an NÜTZLICHEN schraube. Habe natürlich einen schnellen Zugang zum Net, was aber nicht heist das ich Sklave dieser Technik bin – am ende verbrauche ich nur um 900 KWh pro Jahr – ohne das ich auf etwas verzichte. Nützliches ja – den ganzen sch.. darum : nein Danke!
In einem Wirtschaftssystem wi dem unsereren folgt vieles dem Angebot und Nachfrage System.
Energie ist für manche Dienstleistungen zu billig.
Nehmen wir an Cloudcomputing, einerseits ist es nützlich andererseits entstehen Dienste deren SInnhaftigkeit bezweifelt werden darf.
BitCoin Mining zb.: es hat für die Realwirtschaft keinen Wert und trotzdem wurden.
2018 verbrauchte das Mining 0,6% des Welternegieverbauchs bzw. fast soviel wie Argentinien.
ich finde das gar nicht gut!
ich auch nicht stimme dir vollkommen zu Günther
Denk auch, daß es Zeit wird, CO2 Abgaben zu erheben, von jenen, die Videoaccounts auf Youtube und Co betreiben. Wäre nur ehrlich, denn die böse Autoindustrie kaputt und schlecht zu machen ist das eine, das andere wäre auch auf Lebensbereiche abzuzielen, die von den Klimafanatikern gern übersehen werden. Daran merkt man ja auch die Scheinheiligkeit bei dem ganzen Getue. Ebenso wird die eigentlich vollkommen schlechte Allgemeinbildung erkennbar. Nachplappern kann schließlich jeder, das braucht nur niemand wirklich.