Viele gehen in den Wald, um Stress abzubauen. Auch die Wälder sind vor Stress nicht gefeit. So komisch sich das anhört. Die Bäume haben Stress durch Trockenheit.

Klimawandel im deutschen Wald angekommen

Durch den Klimawandel treten Trockenperioden, vor allem im Sommer, immer häufiger und immer länger auf und lassen den Stress für die heimischen Wälder immer größer werden. Laut dem Thünen-Institut ist der Klimawandel endgültig und für alle sichtbar im deutschen Wald angekommen. Grundlage für diese Aussage ist die Waldzustandserhebung 2020.

 

Bäume reagieren unterschiedlich auf Trockenstress

Wenn 40 Prozent des nutzbaren Bodenwasserspeichers aufgebraucht sind, beginnen die Bäume damit, ihren Wasserverbrauch einzuschränken. Dann schließen sie ihre Spaltöffnungen in Blättern und Nadeln, um die Verdunstung zu reduzieren.

Spaltöffnungen sind längliche Poren, die für den Gasaustausch zuständig sind, sie nehmen Kohlenstoffdioxid (CO2) auf und geben Sauerstoff ab.

 

Reicht das nicht aus, werfen Laubbäume ihre Blätter vorzeitig ab oder die Blätter vertrocknen und färben sich frühzeitig  braun. Infolgedessen werden Zuwachs und Fruchtbildung vermindert, die Baumwipfel – oder ganze Bäume – sterben ab.

 

Wasserknappheit führt zum Absterben der Bäume

Wasserknappheit führt im schlimmsten Fall dazu, dass ganze Bäume absterben. Bild: K I Photography

 

Bei Trockenheit ist der Wald obendrein anfälliger für wärmeliebende Schädlinge wie den Borkenkäfer, zudem steigt die Waldbrandgefahr und das Risiko von Frostschäden. Mittlerweile sind 245.000 Hektar Wald in Deutschland geschädigt – eine Fläche so groß wie das Saarland.

 

Dürre in Deutschland: Drei Dürresommer in Folge

Bei Dürre denken die meisten zuallerst an südliche Länder, aber auch in Deutschland wird die Dürre zunehmend zum Problem. Von 2018 bis 2020 gab es drei Dürresommer in Folge. Das hat dem Waldboden sehr zugesetzt. Das untermauert der Dürremonitor des Helmholtz Zentrum für Umweltforschung, der tagesaktuelle Grafiken zum Zustand von Gesamtboden, Oberboden und pflanzenverfügbarem Wasser liefert.

Beim Oberboden, der auch Mutterboden genannt wird und sich über 20 bis 30 Zentimeter von der Erdoberfläche abwärts erstreckt, sieht es in Deutschland noch gut aus. Je tiefer man in den Erdboden vordringt, desto mehr zeigen sich die Probleme: Insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern gibt es auf dem Dürremonitor viele dunkelrote Flecken, die für „extreme Dürre“ stehen. Vor allem in Sachsen-Anhalt ist deutlich zu wenig Wasser im rund 1,80 Meter tiefen Gesamtboden. Das bedeutet Trockenstress für die dortigen Wälder. Denn die Bäume ziehen mit ihren Wurzeln aus den unteren Bodenschichten des Erdreiches ihr Wasser.

Karte Dürrezustand des Gesamtbodens

Der Dürremonitor Deutschland zeigt den aktuellen Dürrezustand des Gesamtbodens. Bild: uft.de

Trinkwasserversorgung gesichert

Deutschland ist eigentlich ein wasserreiches Land. Die erneuerbaren Süßwasserressourcen umfassen im langjährigen Mittel etwa 188 Milliarden Kubikmeter. Davon werden nur 13 Prozent genutzt. Erst wenn die Wasserentnahme 20 Prozent der verfügbaren Ressourcen übersteigt, kommt der Begriff „Wasserstress“ ins Spiel.

Die Trinkwasserversorgung ist in Deutschland kurz- und mittelfristig gesichert. Doch die drei Hitze- und Dürrejahre 2018, 2019 und 2020 haben auch in Deutschland Spuren hinterlassen: Die Landwirtschaft hatte mit Ernteeinbußen zu kämpfen, Binnenschiffe konnten aufgrund der niedrigen Pegelstände weniger Fracht transportieren und einige Kraftwerke mussten aufgrund der Hitze ihre Produktion drosseln.

 

Hochwasserereignisse werden häufiger

Hinzu kommen extreme und in immer kürzeren Abständen vorkommende Hochwasserereignisse, verursacht durch Starkregen, wie 2002, 2006, 2010, 2013 und im Juli 2021 das Jahrhundert-Hochwasser in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge – die Niederschläge verlagern sich immer mehr in die Winter – ist in Deutschland folglich nicht das Problem, sondern die Verteilung der Niederschlagsmenge und die Zunahme von Starkniederschlägen.

 

Unterscheidung zwischen akutem und chronischem Wassermangel

In Deutschland lässt sich Wassermangel vor allem im Boden nachweisen. Generell unterscheidet man zwischen akutem und chronischem Wassermangel. Akuten Wassermangel gibt es in den europäischen Mittelmehrländern regelmäßig im Frühjahr. Italiens Hauptstadt Rom musste beispielsweise 2017 erstmals sein Wasser regulieren. San Marino gehört zu den Ländern, die 80 Prozent ihres Grund- und Oberflächenwassers ausschöpfen. Damit gehört der Kleinstaat laut Wasserrisiko-Atlas 2019 vom US-Forschungszentrum World Resources Institute (WRI)  zu den 17 Staaten in der Welt, in dem das Trockenheitsrisiko hoch ist.

 

Dürreirisiko-Index 2019

Die Republik Moldau gehört laut Dürrerisiko-Index 2019 zu den Ländern mit den höchsten Dürrerisiko. Quelle: World Ressources Institute | Aqueduct

 

Chronischer Wassermangel ist oft topographiebedingt:  Gebiete im mit Sand- und Kiesböden oder exponierte Standorte im Hochland mit flachgründigen Böden sind besonders gefährdet. Das erklärt, warum in Deutschland Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Teile Niedersachsens und Sachsens stark von Trockenstress betroffen sind.

 

Chronischer Wassermangel im französischen Vittel

Gewässerregulierungen wie Begradigungen von Flüssen oder  Grundwasserabsenkungen durch Trinkwasserentnahme können ebenfalls Ursachen für chronischen Wassermangel sein. Das prominenteste Beispiel für chronischen Wassermangel in Europa ist die französische Kleinstadt Vittel. Dort pumpt der größte Lebensmittelhersteller der Welt Nestlé seit Jahrzehnten jährliche eine Milliarde Wasser für die  Mineralwasser-Produktion ab. Der Grundwasserspiegel in Vittel sinkt seitdem pro Jahr um etwa 30 Zentimeter. Die Bewohner fürchten, dass sie irgendwann auf dem Trockenen sitzen.

 

Nationale Wasserstrategie 2050

Das Thema Wasserknappheit beschäftigt auch die Bundesregierung seit Längerem. Im Juni hat das Bundesumweltministerium einen Entwurf zur Nationalen Wasserstrategie vorgelegt. Ziel ist eine nachhaltige und zukunftsorientierte Wasserwirtschaft bis 2050.

 

Maßnahmen, um Wassermangel entgegen zu wirken:

  • Umsichtiger mit Wasser umgehen und den direkten und indirekten Wasserverbrauch im Blick behalten. Der indirekte Wasserverbrauch bezieht sich darauf, wie viel Wasser bei der Produktion, beispielsweise von Kleidung, eingesetzt wird. Daraus errechnet sich am Ende der Wasserfußabdruck.
  • Kommerzielle Holznutzung verringern
  • In den Wäldern:
    – Vermehrung weitgehend den Bäumen überlassen, um nicht zu viel in die Naturverjüngung einzugreifen
    – Wälder ansonsten behutsam wieder aufforsten und in Laubmischwälder umbauen, damit diese besser mit Trockenstress umgehen können (Bundeslandwirtschafts-Ministerin Julia Klöckner hat den Waldbauern dafür 1,5 Milliarden Euro in Aussicht gestellt)
    – Kahlschläge vermeiden, da dichte Kronendächer den Waldboden vor direktem Sonnenlicht schützen
    – Entwässerungsgräben in den Wäldern zuschütten
    – Waldrefugien mit Totholz im Staatswald für urwaldartiges Wachstum einrichten

 

Mehr zum Thema Waldschutz findest du hier: https://blog.energiedienst.de/waldschutz/

 

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