So auch im Wasserkraftwerk Ryburg-Schwörstadt…
Wo bisher Felder, Äcker, Grünflächen und ein Radweg waren, befindet sich derzeit eine große Baustelle. Mächtige Bagger, Krane und schwere Baumaschinen bewegen Berge von Kies, Steine und Erde.
Erdbohrungen werden gemacht, Spundwände tief in den Boden getrieben, Betonwände und -pfeiler gesetzt, Brücken gebaut … und das alles für ein neues Fließgewässer, das als Fischaufstieg dienen und rund um das Wasserkraftwerk entstehen soll.
Noch ist erst ein Teil erkennbar, wir befinden uns auf einer großen, derzeit sehr nassen und schlammigen Baustelle…
Doch wie auf jedem Bau geht nicht alles unbedingt wie geplant… Das Bauvorhaben wurde durch mehrere Hochwasser im Winter und im Sommer stark behindert, der Untergrund war stellenweise felsiger als erwartet und Kupfer- und Materialdiebe machten zusätzlich das Leben schwer.
Aber auf einer Baustelle erlebt man nicht nur viel, sondern findet eventuell auch noch was…
Die Schweizer Nachbarn fanden archäologische Gemäuer und Fundstücke – in anderen Regionen werden weit weniger erfreuliche Hinterlassenschaften aus anderen Zeiten gefunden.
Auch auf der Baustelle des Kraftwerks Ryburg-Schwörstadt ist man fündig geworden… doch sind es weder archäologische Fundstücke noch Fliegerbomben… es ist eine Pflanze!
Genauer gesagt die in Baden-Württemberg bisher als ausgestorben eingestufte Schoenoplectus mucronatus – eine stachelige Teichbinse. Und die wächst einfach da in einem schlammigen Tümpel im Baustellenbereich zwischen Alteisencontainern, Bodenaushub und Asphaltresten.
Die Rettung der Schoenoplectus-mucronatus
Ein zufällig vorbeikommender Hobby-Botaniker entdeckte die Pflanze während eines Spaziergangs und informierte das Landratsamt. Diese informierten das Kraftwerk, die den Bereich um die Pflanze zur Sicherung erst einmal einzäunten.
Ein erster Besichtigungstermin mit dem Landratsamt und Botanikern wurde vereinbart. Bald schon war der Plan zur Rettung der Stacheligen Teichbinse geschmiedet und eine neue Heimat gefunden.
Bereits in den nächsten Wochen wird eine weitere geplante Renaturierungsmaßnahme vorgezogen und die Pflanze in dort anzulegende Tümpel verpflanzt.
Wie sich diese jedoch auf die Kraftwerksbaustelle „verirrte“, darüber kann man nur spekulieren. Hat sie über Jahrzehnte tief im Boden geschlummert oder wurde sie durch weit angereiste Bohr-Spezialfahrzeuge „eingeschleppt“?
Auf jeden Fall fühlt sie sich sehr wohl, denn sie hat sich seit ihrer Entdeckung vor einem Monat bereits sehr stark entwickelt und vermehrt.
Wir „bauen“ ein neues Gewässer…
Spätestens im Frühjahr 2014 soll von der Baustelle übrigens nicht mehr viel erkennbar sein.
Das im Rahmen der Konzessionsverlängerung im Jahr 2010 geplante, 1,2 Kilometer lange naturnahe Umgehungsgewässer zur Verbesserung des Fischaufstiegs soll fertig gestellt sein. Es bietet neben der Aufstiegsmöglichkeit für Fische auch Lebensräume und Rückzugsgebiete für Fische und andere Wasserorganismen.
Zusätzlich ist der für Schwerlasttransporte geeignete Radweg und die Schwerlastbrücke, die Zufahrt zum Kraftwerk, dann wieder in Takt. Ein Fischzählbecken wird eingerichtet, um die Funktion des Fischaufstiegs überprüfen zu können.
Ganz nebenbei wird noch überschüssiges Wasser im Umgehungsgewässer, das nicht über den Raugerinnenfischpass am Ende fließen kann, aber für die Lockströmung benötigt wird, durch eine neue Dotierturbine geleitet.
Die etwa neun Meter Gefälle und rund 4 m³ Wasser pro Sekunde ergeben wieder eine Leistung von zirka 320 kW, reiner Ökostrom!
Und was passiert sonst noch?
Im Rahmen der Konzessionserneuerung für weitere 60 Jahre wurden insgesamt 17 Maßnahmen vereinbart, 15 davon mit ökologischem Hintergrund.
Auch der Fischaufstieg im Trennpfeiler wird umgebaut und den neuesten Normen angepasst. Außerdem wird ein neuer öffentlicher Fuß- und Radweg über den Rhein errichtet.
Des Weiteren werden an verschiedenen Stellen flussaufwärts Uferverbauten geöffnet, so dass sich mit Hilfe des Wassers natürliche Uferzonen entwickeln können. Und auch die Flussmündung in Möhlin und der Wehrabucht wurden bzw. werden neu gestaltet, so dass diese Bereiche besser mit dem Rhein vernetzt sind und dadurch neue Lebensräume beziehungsweise Ruhezonen für Tiere entstehen.

Claudia Frenzel, Umwelt- und Krisenmanagement: „Ich bin verantwortlich für das Umweltmanagementsystem, das heißt ich koordiniere viele umweltrelevante Aktivitäten in den Unternehmensbereichen und erstelle zusammen mit den Kollegen die Vorgabedokumente (zum Beispiel Arbeitsanweisungen). Das System soll sich kontinuierlich verbessern, unter anderem durch neue Umweltziele und Aktionen, aber auch durch Standortbegehungen und interne Audits.“
Danke für die Beschreibung dieses Wasserkraftwerksprojekt! Seit Kind habe ich für Bau und Wasserkraftwerk interessiert. Ich war begeistert, mehr darüber zu lernen.
Danke für diesen hilfreichen Artikel zum Thema Wasserkraftwerk. Ich interessiere mich für schwere Baumaschinen aller Art. Deswegen war dieser Artikel sehr faszinierend.