Interview mit Wassermeister René Dietzig
Seit 20 Jahren ist Energiedienst für die Wasserversorgung der Gemeinde Grenzach-Wyhlen verantwortlich. Wassermeister René Dietzig stellt mit seinen vier Mitarbeitern sicher, dass die rund 15.000 Einwohner der Gemeinde täglich frisches Trinkwasser bekommen. Nicht nur das: Das Team ist auch für die Abwasserentsorgung zuständig.
Herr Dietzig, wie lange sind Sie schon dabei?
Ich war zunächst bei der Gemeinde Grenzach-Wyhlen beschäftigt.1997 übernahm Energiedienst die technische und kaufmännische Betriebsführung der Anlage sowie fünf Mitarbeiter, Maschinen und Werkzeuge. Zwei Jahre später wechselte auch die Abwasserentsorgung zu Energiedienst.
Was sind die Aufgaben des Teams?
Wir machen alles, was mit der Wassergewinnung, Wasseraufbereitung und Verteilung vom Tiefbrunnen bis zum Kunden zu tun hat.
Zwei Jahrzehnte sind eine lange Zeit. Was hat sich im Vergleich zu 1997 geändert?
Der Verwaltungsaufwand ist enorm gewachsen. Vorschriften, Zertifizierungen, Ausschreibungen, Statistiken – alles ist wesentlich komplexer. Reichte früher eine einfache Budgetplanung und Ausschreibung, müssen heute schon im Vorfeld eine ganze Reihe von Maßnahmen wie zum Beispiel Beweissicherungen erledigt werden. Insgesamt bin ich viel seltener draußen auf den Baustellen oder bei den Kunden. Das ist sehr schade.
Wie viel Wasser verbrauchen denn die Menschen in Grenzach-Wyhlen?
Wir haben 2016 insgesamt fast 867.000 Kubikmeter Wasser gefördert und etwa 820.000 Kubikmeter verkauft. Der Verlust liegt bei etwa 4,9 Prozent, was ein sehr guter Wert ist. 1997 lag dieser Wert noch bei 17 Prozent. Unsere durchschnittliche Fördermenge beträgt täglich etwa 2.300 Kubikmeter. Die maximale Förderung 2003 war 4.800 Kubikmeter pro Tag. Also mehr als das Doppelte.
Wie oft kommt es zu Störungen oder Rohrbrüchen?
In den vergangenen fünf Jahren hatten wir pro Jahr durchschnittlich 23 Wasserrohrbrüche bei den Haupt- und Hausanschlussleitungen. In früheren Jahren zählten wir 30 bis 40 Rohrbrüche jährlich. Dies hat sich gebessert. Das liegt unter anderem am besseren Material und daran, dass man heute nicht mehr nur repariert, sondern die Leitung gleich in Teilen austauscht. Zwei Drittel der Rohrbrüche betreffen Hausanschlussleitungen und davon sind der überwiegende Teil PE-Leitungen. Aus diesem Grund verlegen wir die PE-Wasserleitungen im Schutzrohr vom Schieber bis in das Haus.

Die Wasseraufbereitungsanlage in der Rheinallee.
Wasserrohrbruch? Da stellt man sich vor, dass ein Rohr platzt und der Keller unter Wasser steht.
So spektakulär ist es, zum Glück, meistens nicht. Die Rohrbrüche entdecken wir für gewöhnlich anhand der Wasserverluste. Die Verbrauchswerte werden stündlich gemessen. Tagsüber ist der Verbrauch witterungsabhängig, nachts aber nicht. Schwanken die Werte in der Nacht stark, werden wir hellhörig. Da Rohrbrüche Auslaufgeräusche verursachen, kann man sie relativ gut mit akustischen Sensoren lokalisieren und einmessen.
Wie oft werden Leitungen und Anlagen gewartet?
Unsere Werke kontrollieren wir alle 14 Tage, die Be- und Entlüfter jährlich und die Hydranten alle vier Jahre. Größere Sanierungen erfolgen nach Bedarf. Diese regelmäßigen Wartungen und Sanierungspläne zum Beispiel gehen auch in ein Benchmarking ein, an dem wir uns seit 2006 beteiligen. Dabei werden von Wirtschaftsprüfern Wasserversorger vergleichbarer Struktur und Größe bewertet und verglichen. Wir schneiden dabei immer sehr gut ab.

Der Tiefbrunnen 1 – einer von vier Tiefbrunnen in Grenzach-Wyhlen.
Was waren bislang die größten Projekte? Was steht an?
Die über mehrere Jahre verteilte Sanierung der vier Tiefbrunnen, in die wir rund eine Millionen Euro investiert haben, war sicher eines der größten Projekte bislang. Spannend war 2014 der Einsatz von zwei Tauchern bei der Sanierung des Tiefbrunnens Rothaus. 2018 wird noch der letzte der vier Tiefbrunnen saniert. Dann haben wir alle vier Tiefbrunnen fertiggestellt. Im Bereich der Wasseraufbereitung planen wir, das Pumpwerk in der Kantstraße zu erneuern.
- Ganz schön eng: Zwei Taucher einer Spezialfirma…
- …waren 2014 bei der Tiefbrunnen-Sanierung im Einsatz.
Fundstücke und Mineralwasser
In der Wasseraufbereitungsanlage in der Rheinallee hat René Dietzig im Lauf der Jahre einige Fundstücke und historische Objekte gesammelt. Neben Hydrantenschildern finden sich dort auch ein altes Lecksuchgerät, diverse Rohrstücke aus unterschiedlichen Materialien, ein ausgemusterter Schaltschrank für die Notstromversorgung und sogar ein Stück eines „Düchels“, einer alten Holzwasserleitung.
Leere Mineralwasser-Flaschen erinnern an die Zeit, in der das Grenzacher Heilwasser gefördert wurde.1863 entdeckte man in der Gemeinde eine Mineralwasserquelle. Unter dem klingenden Namen „Grenzana“ wurde dieses dann sogar in Form von Orangenlimonade vermarktet.
- Im Vordergrund der „Düchel“, ein Stück einer alten Holzwasserleitung.
- Mineralwasser aus Grenzach-Wyhlen: das war einmal…
Wasserversorgung Grenzach-Wyhlen: Das Netz
- 4 Tiefbrunnen mit je 2 Pumpen (Leistung je 145 Kubikmeter pro Stunde)
- 6 Hochbehälter
- 730 Hydranten
- 4.500 Absperrschieber davon ca. 3200 Hauschieber
- 100 Wasserzählerschächte
- 3.600 Wasserzähler
- 30 Be- und Entlüftungsventile
- 87 km Versorgungsleitungen
- 45 km Hausanschlussleitungen (Gesamtlänge = 132 km)
Am Samstag, 8. Juli 2017, findet von 10 bis 17 Uhr Tag der offenen Tür bei der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung Grenzach-Wyhlen statt. Wir freuen uns auf Sie in der Rheinallee 41, 79639 Grenzach-Wyhlen (Ortsteil Grenzach).

Alexandra Edlinger-Fleuchaus arbeitet in der Unternehmenskommunikation: „Im Team Kommunikation kümmere ich mich unter anderem um den Geschäftsbericht, Pressemitteilungen, die KOMMpakt und das BusinessNews-Jahresmagazin – daneben auch um vieles andere, was sonst so auf den Schreibtisch der Öffentlichkeitsarbeit flattert.“