In Zeiten von Dieselgate und Angst ums Klima fragen sich immer mehr Autofahrer: Wie ist eigentlich die Umweltbilanz eines E-Autos?

Es stinkt zum Himmel: „Dieselgate“ verärgert viele Autofahrer. Autoabgase sorgen in den Städten für dicke Luft, Besitzer von Diesel-Fahrzeugen fürchten Fahrverbote. Je länger die Debatte anhält, desto größer wird die Verunsicherung. Aber was kann man tun? Einen Benziner kaufen? Oder doch endlich den Schritt wagen und auf Elektromobilität umsteigen? Ist die Umweltbilanz wirklich besser?

E-Auto Besser fürs Klima?

Kurz und knapp: ja. Elektroautos können zum Klimaschutz einen entscheidenden Beitrag leisten. Ein im Jahr 2017 zugelassenes Elektroauto verursacht – auf den gesamten Lebenszyklus gesehen – pro Fahrzeugkilometer 27 Prozent weniger CO2-Emissionen als ein Benziner und 16 Prozent weniger als ein Diesel. Und dieser Unterschied ist deutlich größer, wenn Sie Ihr E-Auto mit Ökostrom aus Wasserkraft oder einer anderen regenerativen Energiequelle betreiben. Denn dieser Strom wird klimaneutral gewonnen. Dieser Effekt verstärkt sich in Zukunft, wenn der Anteil an Erneuerbaren Energien am deutschen Strommix wächst.

Problemfall Batterie im E-Auto

Es gibt allerdings auch einen Haken: Beim Rohstoffaufwand schneiden E-Autos derzeit schlechter ab als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Besonders kritisch: die Batterie. Deren Produktion verbraucht wertvolle Ressourcen und sehr viel Energie. Grundsätzlich werden in Elektroautos drei verschiedene Formen von Akkus eingebaut: Blei-Gel-Akkus, Nickel-Metallhybrid-Akkus und Lithium-Ionen-Akkus. Blei-Gel-Akkus sind zwar günstiger, haben aber eine geringere Lebensdauer. Nickel-Metallhybrid-Akkus sind hingegen teuer und entladen sich manchmal selbst. Deshalb greifen die Hersteller häufig auf Lithium-Ionen-Akkus zurück. Sie verstecken sich auch in Mobiltelefonen, Tablets, Digitalkameras oder Akkuschraubern. Ihr wertvoller Inhalt: Kobalt, Nickel, Kupfer, Aluminium und Lithium.

Wie ökologisch ist E-Mobilität wirklich

Der Akku unter der Motorhaube

Kennen Sie das auch, man geht aus dem Haus und keine fünf Minuten später ist der Akku des Handys leer? In Elektroautos ist dieser zum Glück langlebiger – doch irgendwann hat auch der tapferste Akku ausgedient und muss seinen Weg zum Recyclinghof antreten.

Und genau da liegt das Geheimnis der elektrischen Zukunft: Damit sich Elektroautos langfristig durchsetzen, müssen die wertvollen Materialien in ihrem Inneren zurückgewonnen werden.

Lohnt sich Recycling?

Doch lohnt sich das wirklich? Mal nachgerechnet: In einer Lithium-Ionen-Batterie stecken bis zu 15 Kilogramm Kobalt, eine Tonne davon kostet fast 60.000 Euro. Wer den Dreisatz beherrscht, merkt: Das sind 900 Euro pro Auto. Wow, ganz schön viel Kohle! Kein Wunder also, dass Autohersteller wie BMW oder Tesla in die Forschung auf diesem Gebiet investieren. Eines der größten Unternehmen für das Recycling von Batterien ist Umicore aus Belgien. Die Firma schmilzt beispielsweise Tesla-Akkus in einem Hochofen und gewinnt dadurch Kobalt und Nickel zurück – als einziges Restprodukt entsteht eine Schlacke, die zu Beton verarbeitet werden kann.

Ein anderes Verfahren wurde im Battery LabFactory der TU Braunschweig entwickelt. Die Forscher haben es geschafft, 95Prozent des Lithiums wiederzuverwenden – wie ihr patentiertes Verfahren funktioniert, sehen Sie in diesem Youtube-Video „Recycling von Lithium Ionen Batterien (Battery LabFactory Braunschweig)“.

Ein Leben nach dem E-Auto-Tod?

Es gibt auch eine Alternative zum Recycling, die sich anhand einer Schlüsselzahl verdeutlichen lässt: Acht Jahre – so lange wird im Durchschnitt ein Akku im E-Auto benutzt. Seine tatsächliche Nutzungsdauer ist damit allerdings noch längst nicht erschöpft. Ausrangierte Batterien aus Elektroautos können viel zu einem stabilen Stromnetz beitragen, da sie noch immer eine Speicherkapazität von bis zu 80 Prozent haben. Der weltweit größte Batteriespeicher, der 2016 in Lünen ans Netz ging, ist das beste Beispiel dafür. Der Second-Hand-Speicher kann bis zu 13 Megawattstunden Strom aufnehmen und bei Bedarf wieder abgeben.

Joker für die Energiewende?

Bis zu zehn Jahre können die Akkus in ihrem zweiten Leben noch als effiziente Stromspeicher dienen und so Schwankungen im Stromnetz ausgleichen. Laut einer Studie des Bundesverbandes für Erneuerbare Energien wäre es möglich, dass alte Lithium-Ionen-Akkus im Jahr 2025 mit 25 Gigawattstunden genauso viel Strom zur Verfügung stellen, wie die Hälfte aller deutschen Pumpspeicherkraftwerke. Das würde nicht nur Kosten sparen und die Energiewende voranbringen – es wäre auch umweltfreundlich!

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